Psychoanalyse-Couch und Analytiker-Sessel sind das Grundwerkzeug des Analytikers. Der berühmte „Ikea-Poäng“ ist in vielen Anfangs-Praxen zu finden. Doch ähnlich wie beim Spielen eines Musikinstruments ist es wichtig, dass man sich mit seinem Instrument wirklich wohlfühlt. Gute Schlagwörter bei der Google-Bilder-Suche sind „Daybed“, „Lounge Sessel“ und „Design“. Schlicht ist zum Beispiel das Lubi-Schlafsofa. Auch Einzelbetten mit einer guten Matratze eignen sich als Psychoanalyse-Couches. Zur Sessel-Suche kann ich „Home24.de“ empfehlen, wo ich meinen Sessel „Houston“ gefunden habe. Auch bei Habitat lassen sich schöne Sessel finden. Weiterlesen
Schon bei dem Gedanken an die psychoanalytische Couch kann sich subtil sexuelle Erregung bemerkbar machen. Doch über die Erregung in der Analyse ist nicht viel zu lesen. Das stellte schon der Psychoanalytiker André Green (1927-2012) fest. Er fragt: „Has sexuality anything to do with psychoanalysis?“ und sagt: „The reading of psychoanalytic journals or reviews during the last ten years shows a lack of interest in sexuality“ (André Green: Sigmund Freud’s Birthday Lecture, Presented at the Anna Freud Centre, 27 April 1995). So wie jede andere Empfindung kann auch sexuelle Erregung mitten in der Psychoanalyse auftauchen – sowohl beim Analytiker als auch beim Analysenden. Gemischt mit Scham kann dies zu Gefühlen der Lähmung führen, über die schwer gesprochen werden kann. Weiterlesen
Irgendwann ist es so weit: Man darf Patienten behandeln. Jetzt braucht man also einen Praxisraum. Noch nicht approbierte Psychologen können in einigen Bundesländern nur einen Raum anmieten, der dem Ausbildungsinstitut oder einer Lehrpraxis angeschlossen ist. Es muss gewährleistet sein, dass im Notfall ein erfahrener Analytiker zur Verfügung steht. (Bild: Gabriele Mertens: „Stadtleben bewegen“)Weiterlesen
„Der Gedanke an die Ausbildung zur Psychoanalytikerin beschäftigt mich eigentlich unentwegt – es ist ein großer Traum, den ich jedoch noch nach hinten schieben muss.“ Dieser Satz einer alleinerziehenden Ärztin stimmte mich nachdenklich. Er erinnerte mich an meine eigene Situation. Ich hatte damals mit der Ausbildung bei der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV) begonnen, obwohl so vieles dagegen sprach. Eine Psychoanalyse-Ausbildung bei der DPV ist teuer. Wie will man da – gerade zu Beginn der Ausbildung – ruhig bleiben? Das, was man durch die Ausbildung gewinnt, ist noch lange nicht sichtbar. Der Weg ist noch unklar und man weiß nicht, was man schaffen wird oder nicht. Man weiß noch nicht mal, ob man dem Ausbildungssystem vertrauen kann. Da erscheint einem der Preis emotional noch einmal um einiges höher.
Viele lassen sich von der Ausbildung abhalten, weil sie glauben, sie könnten sie sich nicht leisten. Doch es lassen sich häufig Wege finden. Wichtig ist erst einmal die Frage: Was will ich?
Doch dann wird eines Tages der Wunsch so groß, dass die Angst kleiner wird. Man macht sich auf den Weg und ist vielleicht überrascht, dass das nötige Geld dann doch von irgendwo her kommt. Häufig wachsen die Zuversicht in die eigene Arbeit, die Kraft und die eigenen Möglichkeiten, wodurch sich vieles verändert. Es öffnen sich Türen, die man vorher aufgrund von Selbstzweifeln nicht gesehen hat.
Die Psychoanalyse-Ausbildung ist für Alleinerziehende möglich, aber sehr schwierig. Manchmal muss man tatsächlich erst ein bisschen warten und manche Dinge auf den Weg bringen. Vielleicht muss man sich beruflich erst einmal mit einem zweiten Standbein selbstständig machen.
Anfangs dachte ich: „schnell durch“, um die Ausbildungskosten gering zu halten. Doch der zeitliche Aufwand ist enorm und viele Termine lassen sich mit den Bedürfnissen des Kindes und dem eigenen Ruhebedürfnis nur schwer vereinbaren. Irgendwann lernte ich, die Ausbildung in mein Leben zu integrieren. Sie ist nun Teil meines Lebens und ich schaue immer nur auf den nächsten Schritt. Manchmal schiele ich auf die Zielgeraden, doch dann versinke ich wieder ins ganz normale Arbeiten.
Wer noch keine eigene Praxis hat, wer vielleicht noch keinen Facharzttitel trägt und noch keinen Zusatztitel „Psychotherapie“ erlangt hat oder wer weder Psychologe noch Arzt ist, sondern aus einem anderen akademischen Beruf kommt, der braucht häufig gute Nerven und viel Mut, eigene Wege zu gehen. Man mag sich manchmal sehr alleine vorkommen, doch irgendwann stellt man fest, dass die Ausbildung wohl für die meisten eine große persönliche Herausforderung ist. Es gibt in der Ausbildung sehr viele Hindernisse, die häufig systembedingt sind und auf die man erst nach und nach stößt. Wer einen Ausbildungsfall behandeln möchte, braucht das „Ja“ der Krankenkasse oder einen Selbstzahler, der Patient „muss“ 300 Stunden bleiben, viermal pro Woche kommen können und einen Supervisor möglichst in der Nähe braucht man auch noch.
Das alles mit dem Kind zu vereinbaren, geht so manches Mal über die eigenen Kräfte. Wichtig ist es, sich andere Menschen zu suchen, die einen unterstützen. Manchmal erwirbt man erst in der Lehranalyse die Beziehungsfähigkeit, die es braucht, um mit anderen Menschen zu verhandeln, um sie an sich herankommen zu lassen, um Hilfe anzunehmen usw.
Wichtig zu wissen: Die Psychoanalyse-Ausbildung dauert lang – sechs bis zehn Jahre und mehr sind keine Seltenheit, wenn man die Ausbildung unter schwierigen Bedingungen macht. Allein von der schriftlichen Bewerbung bis zu den Bewerbungsgesprächen und dem Bescheid können Monate vergehen.
Bei der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (www.dpv-psa.de) ist es zum Beispiel so, dass man sich fünf Jahre lang Zeit damit lassen kann, die Lehranalyse zu beginnen, nachdem man zur Ausbildung zugelassen wurde. Viele basteln an ihrem Lebensplan kunstvoll herum. Das heißt: Wenn der Wunsch zur Ausbildung besteht, ist es meiner Meinung nach ratsam, die ersten Schritte zu gehen, sich zu bewerben und dann Stück für Stück zu schauen, wie die Ausbildung passend ins Leben gebastelt werden kann.
Nach dem Vorkolloquium wagt man die ersten psychotherapeutischen Schritte, wenn man nicht vorher schon psychotherapeutisch tätig war. Auch hier braucht man häufig einen langen Atem. Als Alleinerziehende kann man anfangs längst nicht so viel arbeiten, wie man es möchte oder müsste, um sich finanziell selbst zu tragen. Die Kosten steigen zudem häufig noch, weil man nun ja noch einen Praxisraum braucht. Hier kann ich empfehlen, darüber nachzudenken, einen Praxisraum zu kaufen. Häufig braucht man erstmal eine gute Bank.
Häufig lassen sich Praxisräume in den Instituten preiswert anmieten – auch in manchen Kliniken ist es möglich, einen Raum für seinen Ausbildungsfall zu nutzen.
Man zahlt während der Ausbildung häufig kaum Steuern.
Der Winter ist mit Infekten gesegnet. Oft schafft man es nicht zu den Seminaren und es ist mühselig, den ersten Analyse-Patienten zu finden. Dann braucht man einen Supervisor, dann kommt das Antragsverfahren und so ziehen die Wochen und Monate ins Land, bis man einen Schritt weiterkommt.
Doch hat man einen ersten Patientenstamm aufgebaut, kann es mit dem Verdienst recht schnell gehen. Manche Frauen arbeiten auch als Coach oder Beraterin in einer eigenen Praxis, um Preise selbst bestimmen und mehr verdienen zu können. Viele arbeiten halbtags auch in einer Klinik.
Auch eine Pause während der Ausbildung tut gut. Sie steht einem jederzeit offen. Bis zu fünf Jahre darf man in der DPV-Ausbildung pausieren.
Zwar ist vieles schwer zu organisieren und gerade am Anfang kann man sich etwas verloren vorkommen, doch man ist nicht allein: Wohl die meisten finden während der Ausbildung neue Freunde und erleben das Ausbildungsinstitut als wichtigen Halt – auch, wenn man hier als Alleinerziehende aus Zeitmangel an vielen Aktivitäten nicht teilnehmen kann.
Ähnlich wie im Studium kann man zahlreiche Kontakte knüpfen und für so manchen ist das Institut eine Art Familie – mit allen Vor- und Nachteilen. Was man in der eigenen Familie erlebte, wird häufig am Institut reinszeniert. So kann man sehr schwierige Phasen erleben mit Rat- und Orientierungslosigkeit, die einen persönlich aber meistens weiterbringen. Das Kind wird größer, der Verdienst steigt und das Leben wird leichter – so meine Erfahrung.
Fazit: Die DPV-Ausbildung erscheint mir für Alleinerziehende schwierig, aber es ist möglich und der Weg lohnt sich. Nebenbei kann auch das Kind von der eigenen psychischen Entwicklung profitieren. Es ist auch gut möglich, dass man durch die wachsende Selbsterkenntnis und somit Beziehungsfähigkeit irgendwann auch nicht mehr alleinerziehend ist.
Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 17.7.2013
Aktualisiert am 19.7.2022