Die Angst ist überall. Sie ist tief in mir und war schon immer dort. Sie bedrängt mich, sie füllt mich aus. Sie ist wie ein riesiges Loch. Es gibt keinen Kern mehr in mir. Die Realität greift nicht mehr. Niemand kann mich trösten, niemand kann mir Halt geben. Die anderen, sie interessieren mich nicht. Das Leben ist nichts als eine riesige Bedrohung. Ich kapituliere. Medikamente helfen nicht. Expositionstraining hilft nicht. Beziehung nicht. Selbst im Tod bin ich mir nicht sicher, dass ich nicht auf immer irgendwelche Höllenqualen leiden muss. Nichts hat wirklich gegriffen. Ich bin Dieselbe geblieben.
Der Schriftsteller Jean Améry hat sich das Leben genommen, weil diese Angst für ihn unerträglich war. Das macht mir Angst – ich will nicht, dass es mir auch so geht. Diese Angst, sie lässt sich nicht erklären. Und doch kennen andere Menschen genau dieses. Vielleicht kannst Du irgendwo in Dir eine Grenze spüren. Und ein Bedürfnis.
Kommentar: So wie hier beschrieben fühlen sich Menschen mit einer schweren Angststörung manchmal. Es fehlt das Gefühl: Das andere gibt es auch. Im Sommer kann man sich den Winter kaum vorstellen – und umgekehrt. Manchmal hilft aber das pure Wissen, dass das andere noch da ist und gefunden werden kann.
Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 26.5.2022
Meistens hören wir die positiven Berichte von Menschen mit Nahtoderfahrungen (NTE, Near Death Experiences, NDE): Da gibt es gute Begleiter, viel Licht, nie gesehene Farben, unaussprechlich gute Gefühle und ein Verlassen des Körpers. Danach haben viele keine Angst mehr vor dem Tod. Doch etwa eine von fünf Nahtoderfahrungen sind erschreckende, grausame Erfahrungen, über die kaum jemand spricht (Bush und Greyson, 2014). Nancy Evans Bush ist davon betroffen und hat zusammen mit dem Arzt Bruce Greyson einen sehr guten Artikel darüber geschrieben (Distressing Near Death Experiences).Weiterlesen