• Zur Hauptnavigation springen
  • Skip to main content
  • Zur Hauptsidebar springen
  • Über dieses Blog
  • AGB
  • Datenschutz
  • Kontakt/Impressum

Medizin im Text

Rund um Psychoanalyse :: Worte statt Pillen

  • Startseite
  • Extras
  • Zugang
    • Zugang
    • Login
    • Account
    • AGB
  • Online-Psychotherapie
  • Vojta-Buch
  • Trauma-Buch
  • Inhalt
Aktuelle Seite: Startseite / Buchtipps / „Blumen auf Granit“ – ein Buch, das die Psychoanalyse(ausbildung) kritisiert

„Blumen auf Granit“ – ein Buch, das die Psychoanalyse(ausbildung) kritisiert

03.01.2015 von Dunja Voos 1 Kommentar

blumenaufgranit

Psychoanalyse tut nicht jedem gut. Die Beziehung zum Therapeuten erinnert an eine Mutter-Kind- oder Vater-Kind-Beziehung. Ähnlich, wie Eltern bei ihren Kindern Einiges „falsch“ machen können, so können auch Psychoanalytiker einen großen negativen Einfluss auf ihre Patienten haben. „Mein Psychoanalytiker hat mich verrückt gemacht“, las ich im Internet. Ein Leser wies auf den Psychoanalytiker Harold Searles hin, der davon schreibt, dass Psychoanalytiker gelegentlich den unbewussten Wunsch haben, den anderen verrückt zu machen. Die Ärztin Dörte von Drigalski schreibt in ihrem Buch „Blumen auf Granit“, wie verstörend sie ihre beiden Analysen empfand. Sie brach ihre Ausbildung zur Psychoanalytikerin ab. (Text: © Dunja Voos, Bild: © Antipsychiatrieverlag)

Atmosphäre

Dörte von Drigalski machte ihre Erfahrungen in den 70er Jahren. Ihr Buch erschien erstmals 1980. Ihre Lehranalyse für die Ausbildung bei der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV) absolvierte sie von 1970-1975. Sie bringt eine spürbar bedrückende Atmosphäre herüber, die sie erlebt hat und die sich in einer Psychoanalyse ausbreiten kann. Sie beschreibt sehr gut, in welche emotionalen Zwickmühlen man geraten kann, wie emotional abhängig man sich oft vom Analytiker fühlt und wie verzweifelt man sein kann, wenn man das Gefühl hat: Das, wovon ich dachte, dass es mir hilft, hilft mir nicht.

Ein Selbsthilfe-Tagebuch

Ihr Buch erinnert an ein Tagebuch. Hier schreibt jemand das Erlebte nieder, um es zu verdauen. Dörte von Drigalski schreibt quasi „frei assoziiert“, sodass man beim Lesen vom Hölzchen auf’s Stöckchen kommt. Sie beschreibt auch, wie sehr sich als am Rande stehend erlebte und wie erniedrigend es sich anfühlen kann, wenn man als gestandene Ärztin wieder ganz von vorne anfängt und mit prüfenden Augen angeblickt wird.

Bei den anderen Ausbildungskandidaten schien alles zu klappen. Das Gefühl, dass man es selbst schwerer hat als die anderen kennen sicher einige, die eine Psychoanalyse-Ausbildung machen, weil man sich in dieser Zeit sehr mit den eigenen Problemen auseinandersetzt und vielleicht nicht gerne mit anderen darüber spricht.

In den 70ern

So manches Problem in diesem Buch mag jedoch auch eine Frage der Zeit sein. Als Leser fühlt man sich gut in die 70er Jahre zurückversetzt: Heute kommt es höchstwahrscheinlich nicht mehr vor, dass sich ein Psychoanalytiker zu Beginn der Stunde eine Zigarette anzündet.

Unruhe

Dörte von Drigalskis Buch hat damals Unruhe ausgelöst. Sie schreibt, dass sie von einem DPV-Kongress ausgeschlossen wurde, noch bevor sie sich angemeldet hatte. Sie schreibt aber auch, wie sie dem Psychoanalytiker einen Monat das Honorar verwehren wollte, weil sie seine Arbeit als schlecht empfand.

Verwirrung

Das Buch hinterlässt bei mir einen Eindruck der Verwirrung. Doch nicht allein die Psychoanalyse scheint das Problem zu sein. Als Dörte von Drigalski sich anderen Therapiemethoden zuwendet, zum Beispiel einem Urschreikurs, schreibt sie:

„Nach diesem Kurs blieb ich lange geschädigt, fühlte mich verletzt, waidwund. Ich beschloss wieder, erst einmal alles ruhen zu lassen; mich langsam ausheilen zu lassen, nicht herumzustochern in meiner Analysewunde. Aus mir floss Vitalität ab; ich verlor.“ (S. 212/213).

Desillusionierung

Wohl jeder Ausbildungskandidat und jede Ausbildungskandidatin erlebt in der Psychoanalyse-Ausbildung auch eine Desillusionierung. Ähnlich, wie man voller Schwung in einer neuen Firma seine Arbeit aufnimmt und irgendwann merkt: „Hier arbeiten auch nur Menschen“, so erlebt man auch in der Vereinigung und im Ausbildungsinstitut, dass längst nicht alles so golden ist, wie man dachte.

Dörte von Drigalski fragt sich: „Warum sind Analysierte nicht eindeutig zufriedener, fröhlicher, nicht schöner auf ihre individuelle Weise als Nichtanalysierte?“

Eine mögliche Antwort auf Drigalskis Frage könnte lauten: Eine Analyse befreit nicht von unangenehmen Gefühlen wie z.B. Neid oder Verachtung. Eine Analyse bewirkt aber, dass man seine Gefühle früher bemerkt, sie benennen und halten kann. Aus meiner Sicht sind „Analysierte“ (wenn man sie denn so zusammenfassen will) Menschen wie andere auch, aber häufig erscheinen sie mir besonders geerdet, bedächtig und echt.

Verantwortungslos?

Dörte von Drigalski schreibt am Ende (S. 338):
„Letztlich fand ich sie (Anm.: die Psychoanalytiker) einzeln und als Gruppe intellektuell desinteressiert, verantwortungslos ihrem Tun und ihren Patienten und ihrem Nachwuchs gegenüber.“

Hier war ich sehr überrascht, da ich kaum eine Berufsgruppe kenne, die sich so sehr um die Ausbildung und um Bildung bemüht, sich selbst so sehr hinterfragt, die sich so viel Gedanken um ihre Patienten und den Nachwuchs macht und sich so sehr ihrer Verantwortung bewusst ist. So unterschiedlich können Erlebensweisen sein.

Psychoanalyse ja oder nein? Das ist hier die Frage.

„Seit längerem wird mir bei dem Thema ‚Psychoanalyse‘ leise übel, ebenso bei Menschen, denen ich anmerke, dass sie in unguter Analyse waren oder sind“ (S. 338).

Das wiederum kann ich nachvollziehen, denn Menschen, die in „unguter Analyse“ sind, leiden außerordentlich. Sie sind durch ihr psychisches Leid geschwächt und zweifeln eher an sich selbst als an dem Therapeuten. Dies ist natürlich ein besonderes Problem der Psychoanalyse. Auch in der Körpermedizin vertraut man sein Leben anderen Menschen an, doch wenn der Chirurg das falsche Bein amputiert, kann man sich dagegen auflehnen und hat ein klares Bild. Man kann seiner Wahrnehmung vertrauen. In der Psychoanalyse geht es jedoch um die Psyche. Und da sind die Dinge oft vertrackter und schwieriger.

Dörte von Drigalski beendet ihr Buch mit den Worten ihrer „hessischen Patentante“: „Geh doch gar nit bei se“ (S. 338).

Fazit

Dörte von Drigalskis Buch ist atmosphärisch dicht und zu lesen wie ein Tagebuch. Trotz der relativ ausführlichen Literaturliste am Ende des Buches empfand ich viele Aussagen als „unfundiert“. Es ist außerdem – wenn überhaupt – unglaublich schlecht lektoriert und wimmelt von Fehlern. Das Buch lässt mich verwirrt, mit vielen Fragen und ratlos zurück. Es erscheint mir wie ein riesiges ungelöstes Problem.

Verwandte Artikel in diesem Blog:
  • Traumatisiert durch Psychoanalyse

Buch:

Dörte von Drigalski:
Blumen auf Granit
Eine Irr- und Lehrfahrt durch die deutsche Psychoanalyse
Aktualisierte Neuausgabe 2003
Berlin, Peter Lehmann Antipsychiatrieverlag
amazon

Diesen Beitrag teilen:
  • twittern  
  • teilen  
  • teilen 
  • mitteilen 
  • teilen 
  • E-Mail 

Kategorie: Buchtipps, Psychoanalyse Stichworte: Buchtipp, Psychoanalyse

Leser-Interaktionen

Kommentare

  1. Fischmondfahrt meint

    17.11.2019 um 11:40

    Tilmann Moser hat zu diesem Buch einen meines Erachtens warmherzigen und klar blickenden Kommentar damals verfasst.
    https://www.zeit.de/1980/47/zeit-des-jammerns
    Und Frau von Drigalski scheint doch noch einen Weg zur Psychotherapie gefunden zu haben – jedenfalls gibt es eine Praxisadresse von ihr im Netz.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Haupt-Sidebar

Dr med Dunja Voos portrait by BrittaFrenzDr. med. Dunja Voos
*Worte statt Pillen*
Das Blog zur Psychoanalyse

Ausgezeichnet mit dem Großen Förderpreis 2018 der DPV-Stiftung

www.praxis-voos.de

Blog-Zugang

Durch Kauf eines Blog-Zugangs stehen Ihnen alle Beiträge zur Verfügung.

Schwere Angst verstehen

https://www.medizin-im-text.de/wp-content/uploads/2022/06/SchwereAngst.m4a

Dunja Voos: Schatten der Vergangenheit


Trauma liebevoll „heilen“: Mehr erfahren …

Login

 
 
Forgot Password

Suchen & Finden

Schlagwörter

ADHS alleinerziehend Angststörung Beziehung Bindung Bion Borderline Buchtipp CoronaPsychologie Denken Depression Diagnostik DPV Einsamkeit Elternkontakt Emotion EmotionaleErnährung Erschöpfung Freud GesundesLeben GlossarPsychoanalyse IPA Kinder Kurze_Geschichten Körperkennenlernen Lebenshilfe Medikamente Meditation Persönlichkeitsstörung Psychoanalyse PsychoanalytikerInWerden Psychose Psychosomatik Psychotherapie Psychotherapiepraxis Reizdarm Schlaf Sexueller Missbrauch Technik_Psychoanalyse Traum Trauma VegetativesNervensystem Vojta Yoga Zwang

Neueste Kommentare

  • Dunja Voos bei Reizdarmsyndrom – auch ein Beziehungsproblem
  • Dunja Voos bei Der psychisch kranke Psychotherapeut
  • Annabanana bei Reizdarmsyndrom – auch ein Beziehungsproblem
  • Mari bei Der psychisch kranke Psychotherapeut

Psychoanalyse aktuell: Die Online-Zeitung der DPV

Podcast „Rätsel des Unbewussten“

PsychoanalytikerIn werden

88 Wie wird man PsychoanalytikerIn? Leiden an der Psychiatrie

In der psychoanalytischen Ausbildung sind viele noch auf eine Stelle in der Klinik angewiesen – entweder, um Geld zu verdienen oder um Teile des Aus-/Weiterbildungskataloges zu absolvieren. Wer als angehender Psychoanalytiker in einer verhaltenstherapeutisch orientierten Psychiatrie arbeitet, der erlebt so manches als unverständlich, weil sich die Ansätze zwischen Verhaltenstherapie (VT) und Psychoanalyse so sehr unterscheiden.

Mehr Beiträge zu diesem Thema lesen ...

Netzwerkerin bei texttreff.de

texttreff Netzwerk

© 2022 ·medizin-im-text.de von Dr. med Dunja Voos · 27283 Verden · voos at medizin-im-text.de