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Wie arbeitet ein Psychoanalytiker? Techniken der Psychoanalyse

Psychoanalytiker gehen selbst in die Lehranalyse und lernen viel durch Selbsterfahrung. Sie lernen anfangs insbesondere durch Nachahmen, ähnlich wie ein Musiker, der zunächst die Technik beherrscht, die er beim eigenen Lehrer erlernt hat. Auch das Selbststudium spielt eine große Rolle. So sind Lesen, Musik, Bewegung, Meditation und die Beschäftigung mit Märchen und Mythen wichtige Bausteine für die tägliche Arbeit. Der ständige Austausch mit Kollegen ist dabei essenziell, denn Psychoanalyse kann man kaum alleine machen. Daneben haben Psychoanalytiker ein reichhaltiges Handwerkszeug: Psychoanalytische Theorien, Interventionstechniken, verschiedene Richtungen und Schulen sowie die eigene Lehranalyse sind im Hinterkopf verankert und dienen als Leitsystem. Weiterlesen

18 Wie werde ich Psychoanalytiker*in? Einen Lehranalytiker finden

Am Anfang der Psychoanalyseausbildung steht die Suche nach einem Lehranalytiker. Sie unterscheidet sich eigentlich nicht von der Suche als Patient nach einem Analytiker. Es gibt oft zunächst nur Adresslisten und Websites. Nicht selten wird einer der Lehranalyt...

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Geduld

Ein Wort, so schnell und leicht gesagt. Vielleicht stellen wir uns ein paar Stunden oder Tage, höchstens Wochen vor. "Geduld" aber braucht man in schwierigen Dingen Monate und Jahre, nicht selten Jahrzehnte. Geduld erfordert einen langen Atem. Geduld ist ein B...

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Impfen oder nicht? Das Gefühl entscheidet mit.

Dieser Beitrag entstand 2013, also noch vor der Corona-Pandemie. Eltern sehen heute die Kinder nicht mehr an Diphtherie oder Polio sterben. Wenn Eltern ihre kleinen Babys nicht impfen lassen wollen, reagieren nicht wenige Kinderärzte mit Unverständnis. Doch die Frage ist: Warum wollen die Eltern – oder sehr oft sind es ja die Mütter – ihre Babys nicht impfen lassen? Wird ein Baby geboren, ist es das Wertvollste, das Mutter und Vater in den Händen halten. Dieses kleine Wesen gilt es um jeden Preis zu beschützen. Die Rollen zu Beginn sind vereinfacht gesagt oft so verteilt: Die Mutter nährt, der Vater – der „Ernährer“ – schützt Mutter und Kind. Alles, was beschützen will, ist gut. Wenn aber ein Kinderarzt daherkommt und das Baby spritzen will, ist der Arzt – besonders für schwer traumatisierte Menschen – psychologisch gesehen ein Eindringling. Auch das Impfserum selbst wird als verfolgend erlebt. Sobald es im Körper ist, ist der Körper davon „befallen“.

Die Impfung wird dann als Schutz gesehen, wenn die Erreger als Gefahr erkannt werden und ein realstisches Selbstbild besteht (also nicht: „Mir macht das Virus nichts aus“). Für mich persönlich waren das damals die Klassiker MaMuRö (Masern, eingeschränkt Mumps, Röteln), Hepatitis sowie Tetanus, Diphtherie und Polio. Ich selbst habe Vertrauen zu diesen „Klassikern“ der Impfung. Zum einen besteht jahrzehntelange Erfahrung damit, zum anderen hatte ich als Ärztin noch erschreckende Bilder aus den Kinderheilkunde-Vorlesungen in der Uni im Kopf.

Nachdem die Klassiker-Impfungen gemacht waren, wurden jedoch immer wieder neue Impfungen an mich und meine Tochtr herangetragen. Und ich hatte das Gefühl: Die Impfkampagnen werden selbst zum Eindringling. Meningokokken, Pneumokokken, Windpocken, Rotaviren. „Ob man sich tot-impfen kann?“, fragte ich mich. (Aktualisiert und Covid19 einbezogen: „Impfgegner“ – das Unbewusste wird oft übersehen.)

Die Rolle des Vaters

Bei diesen Entscheidungen spielt der Vater eine große Rolle. Meistens sind es die Mütter, die sich um die Impfung Gedanken machen und mit dem Kinderarzt kommunizieren. Die Mutter kann das leichter, wenn der Vater hinter ihren Entscheidungen steht. Haben Vater und Mutter gegensätzliche Meinungen zum Impfen, verstärkt das die Konflikte mit diesem Thema. Viele Eltern plagen sich hier mit langen Diskussionen. Aber eines ist den meisten Eltern gemeinsam: Sie machen sich unglaublich viele Gedanken und wollen das Beste für ihr Kind.

Die Rolle des Kinderarztes

Der Kinderarzt hat aufgrund seines Berufsweges die Gefahren der „Kinderkrankheiten“ hautnah mitbekommen. Auch er will das Kind schützen. Und er kann oft nicht verstehen, dass Mütter da so „stur“ sind. Oft ergeben sich Kämpfe zwischen Mutter und Kinderarzt. Keiner versteht den anderen.

Doch auch hier wieder hilft die Frage nach den Phantasien, die dahinterstecken. Viele Mütter möchten einfach nicht, dass ihr so sehr kleines Baby geimpft wird. Wenn sie die ersten Erfahrungen mit dem Kind gemacht haben, wenn sie Vertrauen gefasst haben in seine Kraft, dann lassen sie es vielleicht impfen, wenn es ein Jahr alt ist.

Die Rolle der Pharmaindustrie

Die Mütter heute sind aufgeklärt. Sie wissen, dass auch die „Ständige Impfkommission (STIKO)“ des Robert-Koch-Instituts von der Pharma-Industrie beeinflusst wird. Sie ahnen auch, dass nicht alle Studienergebnisse veröffentlicht werden. Und hier entsteht bei den Eltern ein neues Bild: Ihr Kind soll der Pharma-Industrie und der Wirtschaft dienen. Das Gefühl, die Impfung aufgedrängt zu bekommen, ist viel größer als die Angst vor den Erregern. Die Eltern fragen sich: Was ist wirklich medizinisch sinnvoll und wo beginnen die wirtschaftlichen Interessen?

Die Eltern wollen aufgefangen werden

Die Eltern, oft insbesondere die Mutter, wollen mit ihren Fragen aufgefangen werden. Wenn der Kinderarzt der Mutter Raum für ihre Fragen lässt und mit ihr die Zweifel bespricht, fühlt sich die Mutter besser aufgehoben. Sie ist dann freier, eine Entscheidung zu treffen.

Diese Entscheidung ist und bleibt schwierig – so, wie es immer schwierig ist, in Gesundheitsfragen zu entscheiden. Gesundheit und Krankheit lassen sich eben nicht 100%ig vorausplanen. Wenn der Kinderarzt die Ängste und Zweifel der Mutter respektiert und auch offen für ihre Phantasien ist, dann gibt es Zeit und Raum, um alle Fragen zu besprechen. Immer wieder. Denn die Arzt-Patienten-Beziehung ist kein Punkt, sondern eine stetige Entwicklung, wenn der Arzt dafür offen ist.

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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 9.6.2013
Aktualisiert am 1.12.2021

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Reizdarmsyndrom findet sich häufig bei Fibromyalgie und Craniomandiublärer Dysfunktion (CMD)

Fibromyalgie, Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD = temporomandibular disorder, TMD) und Chronic-Fatigue-Syndrom (CFS, chronisches Erschöpfungssyndrom) sind Erkrankungen, die viele Fragen offen lassen. Bei Erkrankungen wie diesen findet sich gleichzeitig häufig...

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Cogan-Syndrom – Augenschmerzen, Drehschwindel und Hörverlust

Augenschmerzen, rasender Drehschwindel mit Erbrechen und der Unfähigkeit zu gehen, Ohrenschmerzen, Tinnitus, Hörsturz, Schmerzen am Mastoid (Knochen hinter dem Ohrläppchen), Nackenschmerzen, Zahnschmerzen und nacheinander beidseitiger Hörverlust – wie passt das zusammen? Vom Cogan-Syndrom (Cogan-I-Syndrom) hört man nicht viel. Es seien nur wenige Menschen betroffen, heißt es. Möglicherweise sind jedoch auch zahlreiche Menschen mit der Diagnose „Morbus Menière“ vom Cogan-Syndrom betroffen. Dabei handelt es sich um eine Entzündung der Gefäße im Kopf, die relativ häufig zur Ertaubung, aber nur selten zur Blindheit führen kann. Einige Betroffene berichten davon, das sie mit dem Cochlea-Implantat wieder gut hören können.Weiterlesen

63 Wie werde ich Psychotherapeut*in/Psychoanalytiker*in? „Ich bin weg und ich bin da“

„Sind Sie noch da?“, fragt der Patient den Analytiker, wenn er still hinter der Couch sitzt. Hat der Patient traumatisierende, frühe Abwesenheiten von Mutter und Vater erlebt, dann wird die Vorstellung, der Analytiker könnte verschwunden sein, unter Umständen so stark, dass der Patient sich auf der Couch umdrehen und vergewissern muss, dass der Analytiker noch da ist. Das Gefühl, der andere sei da oder auch das Gefühl, man selbst ist da, ist nicht immer selbstverständlich. Auch der Analytiker hinter der Couch kann die Phantasie oder das Gefühl bekommen, er sei für den Patienten nicht mehr da, vielleicht gar nicht sichtbar (was er ja für den liegenden Patienten tatsächlich nicht ist). Kleine Kinder machen frühe Erfahrungen mit dem „Weg“ und „Da“, indem sie „Kuckuck-Spiele“ machen. Wenn sie sich selbst die Augen zuhalten, glauben sie, der andere könne auch sie nicht mehr sehen.

Das heißt: Wenn ich den anderen nicht mehr sehe, kann die unbewusste Phantasie auftauchen, dass auch ich weg bin, dass ich für den anderen nicht mehr sichtbar bin.

„Du behandelst mich wie Luft“, sagen wir manchmal, wenn jemand ständig so tut, als seien wir gar nicht da. Sigmund Freud erzählte die Geschichte seines eineinhalb Jahre alten Enkels Ernst, der sich über die Abwesenheit seiner Mutter mit einem Fort-Da-Spiel hinwegtröstete. (Freud: Jenseits des Lustprinzips. Das Unbewusste, GW Band 5, Projekt Gutenberg) Die Erfahrungen von „Weg“ und „Da“ gehören zu den ersten, die wir überhaupt machen. In der Psychoanalyse tritt das Thema besonders an Wochenenden und in Ferienzeiten auf.

Manchmal sind wir vielleicht überrascht, dass andere sich unseren Namen gemerkt haben. Unbewusst hatten wir vielleicht die Phantasie, dass wir nicht präsent genug für den anderen waren, damit er sich unseren Namen merken konnte.

Sich der eigenen Präsenz bewusst zu werden, gibt Sicherheit und Ruhe

Wer Analytiker werden will, für den ist es wichtig, sich über die eigenen Vorstellungen von „Weg“ und „Da“ bewusst zu werden. Denn als Analytiker wird man die Rolle desjenigen einnehmen, der den Patienten alleine lässt: im Urlaub, an den Wochenenden, am Ende der Stunde. Wenn ich mir als Analytiker meiner „Präsenz“ selbst zu unsicher bin, kann es passieren, dass ich dann aktiv werde und mich bemerkbar manchen möchte, z.B. indem ich den Drang habe, einem Patienten hinterherzutelefonieren, wenn dieser nicht kommt. Wir haben vielleicht die Phantasie, dass der Patient uns als völlig abwesend erlebt. Wichtig ist es dann, sich seiner Präsenz bewusst zu werden. Denn einem Patienten hinterherzutelefonieren, bedeutet, sich zum Verfolger zu machen. Es ist wichtig, dass der Patient frei bleiben kann – auch in seinen eigenen Phantasien um Ab- und Anwesenheit.

In der eigenen Lehranalyse beschäftigt man sich mit diesen Fragen: Wie ist es für mich, wenn mein Lehr-Analytiker abwesend ist? Wie verlassen oder wie präsent fühle ich mich in der Lehranalyse oder als angehender Analytiker hinter der Couch? Wann bekommt eine Beziehung etwas Verfolgendes? Wieviel muss „gemacht“ werden, damit ein lebendiges Gefühl entsteht? Halte ich es aus, wenn der Patient mich „wie Luft“ behandelt?

In der Lehranalyse kann nach und nach das Gefühl entstehen: Ich bin da. Ich bin für den Patienten präsent und ich verlasse auch mich selbst nicht. Ich kann oszillieren zwischen der Welt des Patienten und meiner eigenen Welt und ich kann beweglich bleiben. Der Patient kann mich nutzen. Wenn ich in der Ausbildung zum Psychoanalytiker die Sicherheit erlange, mit der ich sagen kann: „Ich bin da und das reicht“, dann hat man etwas sehr Wichtiges erreicht.

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Literatur:

Blumenberg, Yigal (2005):
„Fort – da: Die Vertreibung aus dem Paradies ins Leben“
Ein Kommentar zu „Jenseits des Lustprinzips“
Forum der Psychoanalyse, Ausgabe 2/2005
https://www.springermedizin.de/fort-da-die-vertreibung-aus-dem-paradies-ins-leben/8522886

Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 22.9.2021

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