Für die Ausbildung zum Psychoanalytiker bei der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV) braucht man zwei Patienten, die jeweils mit vier Sitzungen pro Woche behandelt werden. Erst, wenn man zwei Patienten je 300 Sitzungen lang behandelt hat (und die weiteren Voraussetzungen erfüllt), kann man sich zum Abschluss-Kolloquium anmelden. Es kann immer sein, dass ein Patient die Analyse vorzeitig beendet. Daher behandeln manche Ausbildungskandidaten gleich zwei oder drei Patienten parallel, die sich als sogenannte „Ausbildungsfälle“ eignen. Doch nicht jeder angehende Analytiker kann gleich so viel containen. Zudem ergibt sich ein zeitliches Problem, da nach jeder 4. Analyse-Stunde eine Supervision ansteht – das ist mit zwei oder drei Ausbildungsfällen nicht für jeden Ausbildungskandidaten zu bewerkstelligen. Weiterlesen
Wir kommen im Alltag oft in die Position, uns rechtfertigen zu wollen: „Aber das habe ich doch gar nicht so gesagt!“ Sätze wie diese sind in der Psychoanalyse meistens nicht so sinnvoll. Hier geht es darum, dass der Patient Altbekanntes neu erlebt. Der Patient stellt mit dem Analytiker unbewusst und wie automatisch Situationen her, unter denen der/die Patient*in schon immer gelitten hat. „Es ist wie immer!“, sagt der Patient zum Analytiker. „Sie sind genau so schlimm wie alle anderen!“ Und dann? „Wie soll man denn dem Patienten eine neue Erfahrung ermöglichen, wenn man die alte wiederherstellt?“, fragst Du Dich vielleicht – haben wir doch die Vorstellung, dass sich dann alte Spuren im Gehirn nur noch fester einfahren.Weiterlesen
Wenn wir einen Patienten vor uns haben, der durch starkes Rauchen sein Leben zerstört, wenn wir zusehen müssen, wie jemand in sein Unglück rennt, dann sind wir geneigt, mit ihm zu verhandeln. Wir appellieren an seine Einsicht: „Schau doch mal!“, sagen wir. Doch in der Psychoanalyse geht es um etwas ganz anders: Es geht darum, dass wir uns in die Welt des Analysanden begeben und zusammen mit ihm diese Welt erkunden. Weiterlesen
An den Punkten im Leben, an denen man selbst noch in problematischer Weise feststeckt, kann man seinen Patienten manchmal nur schwer weiterhelfen. Das Kernstück der Ausbildung zum Psychoanalytiker ist daher die Selbsterfahrung bzw. die Lehranalyse. Bei der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV) geht man als Ausbildungsteilnehmer/-kandidat vier Mal pro Woche zur Lehranalyse. Diese findet im Liegen auf der Couch statt. Hier erfährt der angehende Analytiker am eigenen Leib, wie es ist, auf der Couch zu liegen und nahezu Unaushaltbares zu fühlen. Er spürt, wie es ist, gehalten zu werden und die Dinge mühsam durchzuarbeiten. So ist er für später gerüstet, wenn er selbst Patienten behandelt, die mit schwer erträglichen Spannungszuständen bei ihm auf der Couch liegen. Weiterlesen