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Aktuelle Seite: Startseite / Psychoanalytiker_Werden / 75 Wie wird man Psychoanalytiker? Neid unter Ausbildungskandidaten verstehen

75 Wie wird man Psychoanalytiker? Neid unter Ausbildungskandidaten verstehen

19.04.2022 von Dunja Voos Kommentar verfassen

In der Psychoanalyse-Ausbildung wird man sehr verletzlich. Alte Kindheitserinnerungen tauchen wieder auf und möglicherweise reinszenieren sich altbekannte Probleme in der familiären Struktur des Instituts. Die Beziehung zum eigenen Lehranalytiker wird intensiv und manchmal möchte man da gar nicht wissen, wer die Couchgeschwister sind – viel zu leicht könnte man eifersüchtig werden. Zudem sind die Strukturen in der Psychotherapielandschaft heute sehr komplex und es gibt unzählige Regeln, die zu dem Gefühl des Spießrutenlaufs führen: Woher bekomme ich meine Patienten? Welcher Patient, ist bereit, vier Stunden pro Woche zu kommen? Und im Kassensystem: Wird der Gutachter der Krankenkassen „Ja“ zur Analytischen Psychotherapie sagen?

Ein Blick auf den Nebenmann tut weh, wenn der strahlt, weil er gerade seinen ersten, zweiten oder gar dritten Ausbildungsfall gefunden hat, während man selbst vor großen Problemen steht, überhaupt den ersten Patienten aufzunehmen.

Geldmangel und Finanzierungsneid

Manche können sich die Ausbildung relativ leicht leisten, andere müssen mit großem Kraftaufwand das Geld zusammenbekommen. Vielleicht musste man sich mühselig aus einem bildungsfernen Elternhaus herausarbeiten, während die Kolleginnen aus den Akademikerhaushalten es scheinbar schon immer leichter hatten. Man schaut sich in der Ausbildungsrunde um: Wer erlebt mehr Versorgung und wer kennt den Mangel nur zu gut?

Leicht entsteht die Furcht vor Konkurrenz untereinander. Das Vertrauen darin, dass man schon bekommen wird, was man braucht, muss oft erst wachsen.

Der Familiengründungsvergleich

Viele Ausbildungskandidaten sind in einem Alter, in dem die Familiengründung ansteht: Wer ist schon verheiratet, wer hat schon Kinder? Werde ich noch jemals ein Kind bekommen? Wer hat schon eine eigene Praxis, wer ist promoviert, wer hat schon einen Facharzttitel und warum haben es die Psychologen in der Psychoanalyse-Ausbildung heute vielleicht überhaupt leichter als die an den Rand gedrängten Ärzte? Oder ist es gar umgekehrt? Wie kann ich als einzige Laienanalytikerin hier Anschluss finden und überhaupt: Vielleicht bin ich einfach auch schon zu alt für die Ausbildung?

Es gibt hunderte Möglichkeiten, sich mit den anderen in der Ausbildung zu vergleichen. Manchmal führt auch der Kampf um den Platz bei beliebten Supervisoren zu Neid: „Ich bin bei Frau X“, sagt die Kollegin, während die beliebte Frau X. keinen Supervisionsplatz mehr für einen selbst hat.

Oft hilft es, sich näher kennenzulernen, denn dann merkt man: Niemand hat es leicht.

Sprachlos

Über viele entscheidende Dinge wird verständlicherweise manchmal nur wenig gesprochen, weil es sehr persönliche Themen sind, die noch nicht verdaut sind. Häufig tauchen „Geschwisterkonflikte“ auf. Die Psychoanalyse-Ausbildung geht an den Kern der eigenen Persönlichkeit. Hat der andere etwas geschafft, woran man selbst gescheitert ist, schmerzt das. Die Psychoanalyse-Ausbildung fühlt sich manchmal wie ein Hochleistungssport an, obwohl man doch gerade das Loslassen und Nicht-Kontrollieren erlernen möchte.

Der Neid ist oft da besonders groß, wo die Umstände sehr schwierig sind. Ähnlich wie beim Thema „Kinderwunsch“ kann sich der Neid im Laufe der Jahre auflösen: Ist man selbst schwanger geworden, ist der Neid auf die anderen Schwangeren vorbei. Auch kann man lernen, mit den Lücken des Lebens zu leben, sodass der Neid im Laufe des Älterwerdens nachlassen kann.

Fallvorstellungen: Neid auf die guten Gedanken der anderen

Insbesondere während der Fallvorstellungen in den KT (Kasuistischen-technischen Seminaren) kann Neid aufkommen, wenn wir merken, dass andere ihren Fall sehr geschickt vorstellen. „Da komm‘ ich nie hin!“, mag man denken, wenn der andere sprachlich elaboriert die kühnen und wohlklingenden Hypothesen zu seinem Fall vorträgt.

Die Psychoanalytikerin Danielle Quinodoz (1934-2015) hat in einer Gruppe mit Ausbildungskandidaten versucht, diesem Neid auf den Grund zu gehen. Sie schreibt:

„Dank der Unverblümtheit, mit der wir verschiedene Themen in unserer Gruppe zu diskutieren versuchten, konnten wir verstehen, dass die guten Ideen anderer Menschen manchmal Neid und destruktive Gefühle in jedem von uns wecken: Es ging um jene Art von Neid, die in ihrem Kern den unbewussten Wunsch beinhaltet, die Idee der anderen Person zu zerstören, also jenen Gedanken, den wir gerne selbst gehabt hatten.“

„Dass wir in der Lage waren, uns dieser neidischen Impulse bewusst zu werden, half uns, sie zu überwinden; wir lernten nicht nur, die Tatsache zu akzeptieren, dass andere Menschen interessante Dinge mit uns teilen können, sondern wir waren auch zunehmend fähig, uns wirklich für ihre Vorstellungen zu interessieren und uns darüber zu freuen.“ …

„Unsere eigenen unbewussten Neidgefühle verführen uns dazu, in unseren Diskussionspartnern jenen Neid zu wecken, von dem wir annehmen, dass er bereits in ihnen schlummert. Diese Form der inszenierenden Abwehr kann unsere eigene Gedankenfreiheit blockieren … Es wurde während der Diskussionen deutlich, dass es den Mitgliedern der Gruppe half, ihr eigenes Denken genauer unter die Lupe zu nehmen und eigene Gedanken zu entwickeln, wenn ein anderer Teilnehmer eine eigene Idee zur Sprache brachte. Jede Idee war hilfreich. Diese Überzeugung ermutigte alle Anwesenden, ihre eigenen Gedanken zu äußern.“

Danielle Quinodoz: Wie vermitteln wir einem Supervisanden die Unerschrockenheit, Analytiker zu sein? Aus: Ausgewählte Beiträge aus dem International Journal of Psychoanalysis: Die Tägliche Unerschrockenheit des Psychoanalytikers (2007) Int. Psychoanalyse (2): 15-41, https://pep-web.org/browse/anijp-de/volumes/2

Milde kommt

Hat man selbst schon ein paar Schäfchen im Trockenen, wird man milder gestimmt. Neid ist etwas, was sich schwer thematisieren lässt – vor allem gibt es nur selten Gespräche zwischen dem Neider und dem Beneideten über den Neid. Manche ziehen sich zurück, andere nehmen kontraphobisch alle möglichen Ämter an, um das Gefühl zu haben, mehr beeinflussen zu können und die anderen besser kennenzulernen. Wieder andere verspüren kaum Neid und sind in gutem, befriedigenden Kontakt mit den anderen Ausbildungskandidaten.

Wenn es gelingt, den Neid wahrzunehmen und zur Sprache zu bringen, kann sich viel Gutes entwickeln. In der eigenen Ausbildung lernt man auch die eigenen Vorlieben und Schwerpunkte kennen. Danielle Quinodoz schreibt: „Jeder von uns hatte einen bestimmten Bereich an beruflichem Wissen, von dem die anderen Mitglieder wenig Ahnung hatten.“

Manchmal denke ich in der Ausbildung an das Finale von „Riverdance“ (Youtube), wo es vom Solo-Tanz hin zur Gruppe geht. Am Ende erscheint die Gruppe gleichförmig und doch hat jeder seinen ganz eigenen Weg gehabt, um dorthin zu kommen. „Wir sind Ausbildungskandidaten“, können wir jetzt sagen. Und später vielleicht einmal: „Wir sind Analytiker.“

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  • 76 Psychoanalytiker werden: Wie grenzt man sich als Psychoanalytiker ab?
  • Psychotherapieausbildung: Neid zwischen Ärzten und Psychologen
  • 74 PsychoanalytikerIn werden: Traumseminar nach Morgenthaler
  • 86 PsychoanalytikerIn werden: Mit Neid auf die Patienten umgehen lernen

Literaturtipp:

Gabriele Junkers (Hg.):
Psychoanalyse leben und bewahren
Für ein kollegiales Miteinander in psychoanalytischen Institutionen
Psychosozial-Verlag, 1. Auflage 2022

Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 13.4.2018
Aktualisiert am 11.8.2022

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Kategorie: Psychoanalytiker_Werden Stichworte: Psychoanalyse, PsychoanalytikerInWerden

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