Wer hektisch seinen Kaffee trinkt, der spürt seinen Magen ebenso wie jemand, der sich ärgert. In beiden Fällen produziert der Magen mehr Säure als sonst. Wer sich gut umsorgt fühlt und in Ruhe seinen Kaffee genießen kann, bei dem sind Magen und Darm entspannt und gut durchblutet. Die Psyche hat einen großen Einfluss auf unsere Verdauungsorgane. Das Zwölffingerdarmgeschwür zählt zu den klassischen psychosomatischen Erkrankungen (Holy Seven).Weiterlesen
Die amerikanische Psychologin Mary Ainsworth (1913-1999) hat in den 1970er Jahren untersucht, wie sich „sicher gebundene Kinder“ von „unsicher gebundenen Kindern unterscheiden. Dazu hat sie das „Strange Situation Experiment“ erfunden (strange situation = fremde Situation). Kleinkinder, die mit ihrer Mutter in einem fremden Raum waren, wurden kurz von ihrer Mutter verlassen. Dabei filmten die Wissenschaftler das Verhalten der Kinder. Kinder, die eine gute Bindung zu ihrer Mutter haben, die also „sicher gebunden“ sind, zeigen typische Verhaltensweisen: Sie weinen, sobald die Mutter aus dem Raum geht. Kommt die Mutter zurück, laufen sie auf sie zu, lassen sich von ihr beruhigen und zeigen wieder Interesse für die Umwelt. Die sichere Bindung wird als „B-Bindung“ bezeichnet. Weiterlesen
Viele Menschen fürchten sich in diesen Tagen vor Ebola. Besonders betroffen sind Menschen mit einer Angststörung oder hypochondrischen Störung. Psychisches Leid hängst oft mit dem Thema „Grenze“ zusammen. Innerlich wie äußerlich können sich Menschen mit psychischen Beschwerden oft nur schwer abgrenzen. Ihre gefühlte Grenze ist sehr oft unsicher. Gerade, wenn die Betroffenen übergriffige Eltern hatten, die persönliche Grenzen kaum respektierten, stellt sich ein „löchriges“ oder „dünnhäutiges“ Lebensgefühl ein. Wenn dann Gefahren in der Umwelt lauern, wie z.B. eine Ebola-Epidemie, steigen die Ängste ins Unermessliche – auch, wenn das Virus noch weit weg ist. Wie lässt sich mit der Ebola-Angst leben? Weiterlesen
„Die Mutter gibt meinem Sohn Ritalin, aber das ist falsch!“, sagt der verzweifelte Vater. „Der Vater setzt meine 4-jährige Tochter auf’s Motorrad!“, sagt die Mutter. Getrennte Eltern leiden fast immer unter einem unerträglichen Gefühl: der Angst. Je jünger das Kind, umso größer die Angst. Suchen die Eltern Beratungsstellen auf, finden sie oft BeraterInnen vor, die zu „lösungsorientierten Ansätzen“ neigen – und das in Problemfällen, in denen es manchmal keine Lösung gibt. Die Fronten verhärten sich. Aus strittigen Eltern werden sogenannte „hochstrittige Eltern“, die dann nur noch die Lösung darin sehen, sich einen Anwalt zu suchen und vor das Gericht zu gehen – doch ist dieser Schritt wirklich hilfreich?
„Abwehr“ ist der Begriff, den Psychoanalytiker für Gedanken oder Handlungen verwenden, die ein Mensch gegen seine Angst einsetzt. Unangenehme Gefühle wehren wir ab, indem wir psychische Schutzmauern aufbauen. Beispiel: Der Vater holt das Kind von der Mutter zum Besuchswochenende ab. In der Mutter entstehen zaghafte Gefühle der Trauer: „Wir könnten eine Familie sein …“ Doch diese Trauer ist kaum auszuhalten. Blitzschnell werden die Gedanken und Gefühle abgewehrt: „Dieser Blödmann schnallt mein Kind noch nicht mal an, bevor er losfährt“, könnte die bewusste Reaktion sein.
Manche Menschen schimpfen und beschweren sich, um etwas abzuwehren, andere lenken sich ab, werden depressiv, alkoholkrank oder esssüchtig. Prinzipiell kann alles zur Abwehr benutzt werden. Auch Familienanwälte und Gerichtsverfahren können ein „Abwehrvorgang“ sein – das Gerichtsverfahren stresst so, dass alle ursprünglichen Gefühle und Phantasien verdeckt werden. Leider sind die sogenannten Helfer nicht gut genug ausgebildet, um hier wirklich helfen zu können. Sie machen alles oftmals schlimmer.
Schriftsätze der Anwälte führen den vorher geführten Streit fort, aber meistens in einer noch härteren Form. „Der spinnt doch“, sagt die Anwältin zur Mutter. „Die arbeitet mit allen Tricks“, sagt der Anwalt zum Vater. Würde man Mutter und Vater einmal dabei zuschauen, wieviele Tränen sie während einer psychoanalytischen Therapiestunde vergießen, welche Wünsche, Ängste und Absichten wirklich der Motor für ihr Handeln sind, dann würde man sofort aufhören, von „Spielchen, Stalking, Spinnereien, Kontrollzwang, Instrumentalisierung, Überbehütung, Leichtsinn“ zu sprechen.
Kinder wollen häufig ihre Eltern heilen. Und umgekehrt: Eltern wollen, dass ihrem Kind nicht das widerfährt, was ihnen widerfahren ist. Die Mutter hatte strenge Eltern, also möchte sie dem Kind viele Freiheiten lassen. Der Vater hatte vernachlässigende Eltern, also möchte er dem Kind Strenge, Grenzen und Struktur zukommen lassen. Das Ziel beider Eltern ist oft dasselbe: Sie wollen heilen, sie wollen wiedergutmachen, sie wollen, dass es ihrem Kind gut geht. Wenn sie erleben, dass es ihrem Kind besser geht, als es ihnen ergangen war, dann erleben sie auch eine eigene „innere Heilung“. Wenn Eltern sich lieben und zusammenleben, dann können Vater und Mutter wechselseitig auch einmal dem anderen zuliebe auf die Durchsetzung der eigenen Vorstellungen verzichten. Wenn aber der andere während der Trennung zum Feind wird, verstärkt sich die Sehnsucht, dem eigenen Kind nur das eigene (phantasierte) Gute zukommen zu lassen.
Die Vorstellungen von Vater und Mutter sind dann in vielerlei Hinsicht nicht mehr vereinbar. Von dem Gericht erhoffen sich Vater und Mutter, dass ein Richter sagt: „Hier geht’s lang – und daran halten sich beide.“ Das kann erst einmal wie Erlösung und Erleichterung aussehen. Doch dann drückt irgendwann der Schuh der Fremdbestimmung. Vater und Mutter haben dann unter Umständen nun beide das Gefühl, irgendwie nicht zu ihrem Recht zu kommen. Vielleicht „gewinnt“ mal der Vater und mal die Mutter, was dann wieder zu neuen Streitrunden anregt – solange das Geld reicht.
Wie auch immer die Eltern es drehen, was auch immer sie tun: Am Ende bleibt oft ein Gefühl des Unbefriedigtseins. Mich stimmt der Satz einer Kollegin nachdenklich, die als Übersetzerin am Familiengericht arbeitet:
„In den Familiengerichtsverfahren gibt’s immer sehr viel Aufregung. Es geht drunter und drüber. Aber am Ende passiert nichts – außer, dass die Kinder älter werden.“
Am besten helfen befriedigende Beziehungen. Mutter und Vater finden vielleicht bei ihren Therapeuten Halt. Oder es finden sich gute Verwandte oder Freunde, die beide Seiten gut kennen und die Innenwelten von Vater und Mutter verstehen. Menschen, die sehen, dass die Eltern hier nicht die „Erwachsenen“ sind, sondern dass es bei den Eltern um eigene kindliche Gefühle geht, können ihnen wirklich beistehen. Manchmal wird eine Art innere Versöhnung möglich, oft wird auch die Trennung lebbar. Der andere ist dann nicht mehr nur der „Böse“ und die Angst um das Kind wird erträglich.
Verband alleinerziehender Mütter und Väter e.V. (VAMV)
Dieser Beitrag erschien erstmals am 29.7.2013
Aktualisiert am 8.1.2024
Der Separation Anxiety Test (SAT) wird von Kinderpsychotherapeuten genutzt, um festzustellen, ob ein Kind sicher oder unsicher organisiert gebunden ist. Auch ein desorganisierter Bindungsstil kann ermittelt werden. Dazu zeigt der Therapeut dem Kind verschiedene Bilder, auf denen Szenen des Abschieds dargestellt sind. Zum Beispiel wird dargestellt, wie Eltern in den Urlaub fahren und das Kind alleine zurücklassen. Der Therapeut fragt das Kind, wie sich das Kind im Bild wohl fühlen mag, was es denkt und was es wohl tun wird. Außerdem fragt er danach, wie die Geschichte wohl ausgehen wird. Gemäß der Antworten zeigt sich, ob ein Kind sicher gebunden (B), unsicher-vermeidend gebunden (A), unsicher-ambivalent gebunden (C) oder desorganisiert (D) ist.
- Der Separation Anxiety Test (SAT) wurde ursprünglich für 11- bis 17-jährige Kinder entwickelt (Henry Hansburg 1972).
- Micheline Klagsbrun und John Bowlby (1976) entwickelten den SAT für 4- bis 7-jährige Kinder.
- Main, Kaplan & Cassidy (1985) modifizierten den Test für 6-Jährige.
- Quelle: Colin, Virginia L: Human Attachment, Temple University Press, Philadelphia 1996: S. 262
Links:
Julius, Henri:
Bindungsgeleitete Interventionen
Universität Rostock, Folien
www.sopaed.uni-rostock.de/fileadmin/Isoheilp/Julius_-_BindGelInt.ppt
Julius, Henri et al.
Bindung im Kindesalter – Diagnostik und Interventionen
Verlag Hogrefe, 2009
http://www.hogrefe.de/programm/bindung-im-kindesalter.html?catId=7
http://www.amazon.de/dp/3801716139/
Hansburg, Henry:
Adolescent Separation Anxiety Test
Boy and Girl test with evaluation Sheet
http://www.amazon.com/Adolescent-Separation-Anxiety-Test-evaluation/dp/B000NV6WT4
Méndez, X et al. (2014):
Children’s Separation Anxiety Scale (CSAS): Psychometric Properties
PLOS one
Published: July 29, 2014DOI: 10.1371/journal.pone.0103212
http://www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0103212
Adolescent Separation Anxiety Test (by Henry Hanburg)
Download bei Buros, Center for Testing
http://marketplace.unl.edu/buros/adolescent-separation-anxiety-test.html
Duffy, Barbara & Gell, Mary
Patterns of Attachment: Further use of the Separation Anxiety Test
The Irish Journal of Psychology
Volume 20, Issue 2-4, 1999: 159-171
http://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/03033910.1999.10558232#.VDjL3_l_tUE
Grossmann, Karin & Grossmann, Klaus E:
Bindungen – das Gefüge psychischer Sicherheit
Klett-Cotta, 2012
http://www.klett-cotta.de/buch/Bindungstheorie/Bindungen_-_das_Gefuege_psychischer_Sicherheit/5370
Es ist so zäh. Die Tür geht auf. Müde Augen begegnen sich. Beide denken: „Nicht schon wieder.“ Doch die Pflicht, sie ruft.Weiterlesen