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Ich will das nicht so.

Achtung! Ich werde gleich einen Annäherungsversuch starten. Ich habe dich schon im Blick. Im Visier. Ich weiß, dass du mir nicht geben wirst, was ich brauche. Ich habe diese Erfahrung abertausende Male gemacht. Ich werde 100 Arten haben, dich zu fragen und do...

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Ein Wochenendkurs – über Organisationsprobleme, wenn man alleinerziehend ist

Zweimal 16 Stunden Hypnose stehen auf dem Pflichtplan für den Zusatztitel „Psychotherapie“. Anmeldung zum Kurs. Samstag, Sonntag – ein Platz ist noch frei. Zwei Familien müssen organisiert werden zur Betreuung des Kindes – eine für Samstag, eine für Sonntag. Mitte der Woche ist es geschafft. Das Kind bemerkt mütterliches schlechtes Vernachlässigungsgewissen. Blinzelt sich Kinder-Zeitschrift herbei. Familie Eins sagt kurzfristig ab. Hektisch wird der neue Babysitter gefunden. Freundin X ruft verärgert an – das Kind habe wohl versehentlich einen Doppeltermin vereinbart – Freundin X stehe für Weiteres leider nicht mehr zur Verfügung. Freitag-morgens kündigt das Kind Ohrenschmerzen an. Schnell noch Musikunterricht und Tanzauftritt am Abend absagen. Gesundbleiben ist das höchste Ziel. Verspüre Übelkeit. Schnell eine Cola und etwas hinlegen.Weiterlesen

Zyklisches Erbrechen bei Kindern

Alle paar Wochen wacht Lena frühmorgens mit Erbrechen auf. Viele Stunden verbringt sie am Waschbecken. Nach zwei Tagen ist der Spuk vorbei. „Zyklisches (also immer wiederkehrendes) Erbrechen“ (Cyclic vomiting syndrome, CVS) nennen die Kinderärzte es, wenn keine handfesten Ursachen dafür gefunden werden können. Auf den ersten Blick lassen sich keine psychosomatischen Zusammenhänge feststellen. Doch hier ist genaues Beobachten gefragt: Viele Kinder erbrechen dann, wenn sie zu oft alleingelassen wurden, zu sehr Mutter und/oder Vater vermissten oder mit einem großen Kummer ins Bett gegangen sind.

Wenn man hier genau beobachtet, kann man herausfinden, wodurch die Phasen des Erbrechens getriggert (leicht ausgelöst) werden. Das braucht sehr viel Geduld. Obwohl es das zyklische Erbrechen auch bei Erwachsenen gibt, ist es eine typische Erkrankung des Kindes, die oft mit der Migräne des Erwachsenen verglichen wird. Etwa 2% der Kinder sind betroffen (Abu-Arafeh, Ishaq & Russell, George, 1995). Schlaf und viel Ruhe lindern die Beschwerden und fördern die Erholung.

Gemeinsames Sorgerecht – ja oder nein?

Während Mutter und Vater es haben, erscheint es beiden manchmal wie die Hölle: das gemeinsame Sorgerecht. Obwohl eigentlich über nur wenige Punkte gemeinsam entschieden werden muss, können diese Punkte zu aufwühlenden Dramen führen. „Die Mutter stellt das Kind mit Ritalin ruhig, aber ich will das nicht“, sagt der Vater. „Der Vater besucht mit meinem Kind eine radikal-christliche Gemeinde – das geht nicht!“, sagt die Mutter. Über Monate und Jahre sind Mütter und Väter manchmal mit einem inneren und äußeren Kampf beschäftigt, der viel Kraft kostet. Es ist genau die Kraft, die ihnen für das Kind fehlt. Wäre es da nicht einfacher, wenn man das alleinige Sorgerecht hätte? Denkt der Vater. Und die Mutter. (Text & Bild: © Dunja Voos)

Das alleinige Sorgerecht – eine Verlockung

Während man in einem kraftraubenden Kampf steckt, ist die Vorstellung, das alleinige Sorgerecht zu haben, so verlockend. „Der Kampf um das alleinige Sorgerecht kann sich möglicherweise über Jahre hinziehen“, sagt die Familienrichterin. „Ist mir egal“, sagt die Mutter. „Ich will einfach nur aus dieser Hölle raus, aus diesem Zwang, mich mit meinem größten Feind über mein Kind verständigen zu müssen.“ Verzweifelte Sätze wie diese hören Anwälte und Richter ständig. Besonders wenn Mutter oder Vater einen Anwalt kontaktieren, erscheint es sehr verlockend, das alleinige Sorgerecht zu beantragen. „Dann ist endlich Ruhe im Karton“, so denkt sich die Mutter. Und der Vater.

Das Sorgerecht ist ein Symbol

Sowohl die Mutter als auch der Vater fühlen sich – wenn alles gut geht – zutiefst mit dem Kind verbunden. Es ist ihr „Fleisch und Blut“. Das Kind ist das Herzblut der Mutter und des Vaters. Viele Väter kämpfen bis zum Rande der Erschöpfung um eine gute Bindung zu ihrem Kind, die ihnen oft so erschwert wird. Bindung ist nicht nur eine Frage der „Qualitätszeit“, sondern ganz besonders auch der Menge an Zeit, die man miteinander verbringt.

Für Väter ist es sowieso schon schwer, die Bindung zu ihrem Kind zu halten – wenn ihnen dann noch das Sorgerecht entzogen wird, sind sie erst recht „in Sorge“. Es macht wütend und ohnmächtig. Mit dem Entzug der „Sorge“ wird auch ein wichtiges Bindeglied gekappt. Es fühlt sich vollkommen unnatürlich an, sich für den Menschen, der einem näher ist als jeder andere auf dieser Welt, nicht mehr einsetzen zu können. Ist das Sorgerecht entzogen, kann der Vater das Kind nicht mehr beschützen – so sein Gefühl. Das Sorgerecht als Symbol der natürlichen Verbindung zu kappen bedeutet, auch innerlich einen Bruch in der Beziehung zum Kind herbeizuführen.

Die Mutter ist eingeschnürt

Auch viele Mütter bangen darum, dass ihnen das Sorgerecht entzogen wird. Die Bindungsforschung hat gezeigt, dass Väter eine ebenso enge Bindung zu ihren Kindern aufbauen wie Mütter (siehe www.khbrisch.de). Und doch sind Mütter gerade in der Anfangszeit durch das Erleben der Schwangerschaft und Stillzeit auf eine gewisse Art noch enger mit dem Kind verbunden. Das Attunement zwischen Mutter und Kind ist gerade am Anfang oft erstaunlich.

In einer gesunden Beziehung würde der Vater die Mutter darin unterstützen, diese enge Bindung zum Kind zu pflegen. Nach einer Trennung jedoch empfinden sich Mutter und Vater als Feinde. Der Vater scheint mit seinen Wünschen und Einwänden immer in die Harmonie zwischen Mutter und Kind zu preschen. Das empfinden die Mütter als unglaublich störend und auch die Kinder leiden darunter, weil die Mütter in der Zeit der Auseinandersetzung mit dem Vater emotional nicht ansprechbar sind. Die Vorstellung, allein mit dem Kind sein zu dürfen, also ohne Mitspracherecht des Vaters, erscheint den Müttern zunächst wie der Himmel auf Erden.

Der Zeitpunkt der Konflikte

Interessant ist, dass oftmals die Frage um das Sorgerecht in einer bestimmten Entwicklungsphase des Kindes auftaucht: Häufig im Alter von 2 bis 6 Jahren. Aus analytischer Sicht durchläuft das Kind in dieser Zeit die Entwicklungsstufe der Ödipalen Phase. In dieser Zeit wird das Thema Triangulierung besonders aktuell. Das Kind fühlt sich mal mehr zum Vater, mal mehr zur Mutter hingezogen.

Die Gefühlswelt der Eltern

Die Eltern kämpfen besonders während der ödipalen Phase des Kindes mit den Gefühlen der Eifersucht: „Ich tue den ganzen Tag alles für mein Kind und doch will es nur zum Papa“, klagt die Mutter. Das Kind ist innerlich wiederum damit beschäftigt, Vater und Mutter seine Liebe zu zeigen. Der häufig genannte „Loyalitätskonflikt“, der bei Trennungen auftaucht, taucht auch in der gesunden Mutter-Vater-Kind-Beziehung auf. Während der Trennungszeit wird er nur verschärft, aber er lässt sich nicht verhindern. Der Anspruch, keinen Loyalitätskonflikt aufkommen zu lassen, steckt oft hinter dem erhobenen Zeigefinger der Jugendamtsmitarbeiter, Erzieher, Psychologen, Anwälte und Richter. Aber dieses Idealbild wird sich in der Wirklichkeit nicht herstellen lassen.

Der Kampf dauert nicht ewig

In der Zeit des Kampfes mit dem anderen Elternteil erscheinen wenige Tage manchmal wie eine Ewigkeit. Doch die Sorgen, die inneren und äußeren Kämpfe werden nicht ewig dauern – sondern „nur“ ein paar Jahre. Und auch häufig „nur“ in bestimmten Phasen. „Bei uns ist es aber anders – da ist es besonders extrem“, denken viele Mütter und Väter in dieser Zeit. Es fühlt sich unter anderem so extrem an, weil Mutter und Vater trotz aller Hilfsangebote häufig nicht gut genug aufgefangen werden. Die Endlichkeit dieser aufwühlenden, oft krankmachenden Situation darf man sich aber dennoch ruhig vor Augen führen.

Psychotherapie kann entlasten

Besonders der Mutter hilft es in dieser Zeit oft, sich von einem Psychotherapeuten begleiten zu lassen. So ist sie mit ihren Entscheidungen, Sorgen und Ängsten nicht allein und stellt so etwas wie eine Triangulierung im Alltag her. Nach einigen Jahren lassen die Kämpfe oft tatsächlich wieder nach. Manchmal gibt es dann sogar wieder Situationen, in denen der andere Elternteil als Entlastung oder Schutz empfunden werden kann. Das alleinige Sorgerecht zu beantragen, mag für den Moment wie die beste Lösung erscheinen. Auf Dauer hören die Kämpfe jedoch oft nicht auf. So sagt eine Frau, die im Familiengericht als Übersetzerin arbeitet:

„Häufig treffen sich Mutter und Vater im Sorgerechtsstreit und auch danach viele Jahre lang vor Gericht. In all den Jahren ändert sich nichts – außer, dass die Kinder älter werden.“

Was in der anstrengenden Zeit der Kämpfe helfen kann:

  • Gesund bleiben ist oberstes Gebot.
  • Innerer Raum ist wichtig. Nicht sofort reagieren, sonst fliegen die Mails, SMS und Vorwürfe nur so hin und her. Raum schaffen zum Überlegen. Spannung aushalten lernen.
  • Hinter der Entwertung des anderen stecken oft Gefühle, die man nicht spüren will. Es kann hilfreich sein, sich auf die Suche nach den Gefühlen hinter der Entwertung zu begeben. Das schafft man oft leichter in einer psychoanalytischen Therapie.
  • Wenn man einmal in das „Gefühl der Dringlichkeit“ hineinspürt und versucht, das auszuhalten, merkt man, wie es wieder nachlässt.
  • Einen größeren Zeitraum im Blick zu behalten, hilft. Es ist nicht alles verloren, wenn man jetzt gerade Schaden nimmt.
  • Sich mit guten Menschen umgeben.
  • Sich von Idealbildern verabschieden.
  • Sich Zeit nehmen, zu trauern.
  • Langsam werden und immer nur auf den nächsten Schritt schauen.
  • Sich Kraft in der Natur holen. Barfuß über die Wiese laufen. Schwimmen gehen und das Wasser dabei beobachten. Immer wieder die „Stressachse“ (HPA-Achse) entlasten.

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Diesen Beitrag habe ich erstmals veröffentlicht im November 2014.
Aktualisiert am 8.6.2015

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Familienanwälte machen manchmal alles nur schlimmer

„Die Mutter gibt meinem Sohn Ritalin, aber das ist falsch!“, sagt der verzweifelte Vater. „Der Vater setzt meine 4-jährige Tochter auf’s Motorrad!“, sagt die Mutter. Getrennte Eltern leiden fast immer unter einem unerträglichen Gefühl: der Angst. Je jünger das Kind, umso größer die Angst. Suchen die Eltern Beratungsstellen auf, finden sie oft BeraterInnen vor, die zu „lösungsorientierten Ansätzen“ neigen – und das in Problemfällen, in denen es manchmal keine Lösung gibt. Die Fronten verhärten sich. Aus strittigen Eltern werden sogenannte „hochstrittige Eltern“, die dann nur noch die Lösung darin sehen, sich einen Anwalt zu suchen und vor das Gericht zu gehen – doch ist dieser Schritt wirklich hilfreich?

„Abwehr“ ist der Begriff, den Psychoanalytiker für Gedanken oder Handlungen verwenden, die ein Mensch gegen seine Angst einsetzt. Unangenehme Gefühle wehren wir ab, indem wir psychische Schutzmauern aufbauen. Beispiel: Der Vater holt das Kind von der Mutter zum Besuchswochenende ab. In der Mutter entstehen zaghafte Gefühle der Trauer: „Wir könnten eine Familie sein …“ Doch diese Trauer ist kaum auszuhalten. Blitzschnell werden die Gedanken und Gefühle abgewehrt: „Dieser Blödmann schnallt mein Kind noch nicht mal an, bevor er losfährt“, könnte die bewusste Reaktion sein.

Manche Menschen schimpfen und beschweren sich, um etwas abzuwehren, andere lenken sich ab, werden depressiv, alkoholkrank oder esssüchtig. Prinzipiell kann alles zur Abwehr benutzt werden. Auch Familienanwälte und Gerichtsverfahren können ein „Abwehrvorgang“ sein – das Gerichtsverfahren stresst so, dass alle ursprünglichen Gefühle und Phantasien verdeckt werden. Leider sind die sogenannten Helfer nicht gut genug ausgebildet, um hier wirklich helfen zu können. Sie machen alles oftmals schlimmer.

Schriftsätze der Anwälte führen den vorher geführten Streit fort, aber meistens in einer noch härteren Form. „Der spinnt doch“, sagt die Anwältin zur Mutter. „Die arbeitet mit allen Tricks“, sagt der Anwalt zum Vater. Würde man Mutter und Vater einmal dabei zuschauen, wieviele Tränen sie während einer psychoanalytischen Therapiestunde vergießen, welche Wünsche, Ängste und Absichten wirklich der Motor für ihr Handeln sind, dann würde man sofort aufhören, von „Spielchen, Stalking, Spinnereien, Kontrollzwang, Instrumentalisierung, Überbehütung, Leichtsinn“ zu sprechen.

Eltern wollen eigene negative Kindheitserlebnisse vom Kind fernhalten

Kinder wollen häufig ihre Eltern heilen. Und umgekehrt: Eltern wollen, dass ihrem Kind nicht das widerfährt, was ihnen widerfahren ist. Die Mutter hatte strenge Eltern, also möchte sie dem Kind viele Freiheiten lassen. Der Vater hatte vernachlässigende Eltern, also möchte er dem Kind Strenge, Grenzen und Struktur zukommen lassen. Das Ziel beider Eltern ist oft dasselbe: Sie wollen heilen, sie wollen wiedergutmachen, sie wollen, dass es ihrem Kind gut geht. Wenn sie erleben, dass es ihrem Kind besser geht, als es ihnen ergangen war, dann erleben sie auch eine eigene „innere Heilung“. Wenn Eltern sich lieben und zusammenleben, dann können Vater und Mutter wechselseitig auch einmal dem anderen zuliebe auf die Durchsetzung der eigenen Vorstellungen verzichten. Wenn aber der andere während der Trennung zum Feind wird, verstärkt sich die Sehnsucht, dem eigenen Kind nur das eigene (phantasierte) Gute zukommen zu lassen.

Die Vorstellungen von Vater und Mutter sind dann in vielerlei Hinsicht nicht mehr vereinbar. Von dem Gericht erhoffen sich Vater und Mutter, dass ein Richter sagt: „Hier geht’s lang – und daran halten sich beide.“ Das kann erst einmal wie Erlösung und Erleichterung aussehen. Doch dann drückt irgendwann der Schuh der Fremdbestimmung. Vater und Mutter haben dann unter Umständen nun beide das Gefühl, irgendwie nicht zu ihrem Recht zu kommen. Vielleicht „gewinnt“ mal der Vater und mal die Mutter, was dann wieder zu neuen Streitrunden anregt – solange das Geld reicht.

Wie auch immer die Eltern es drehen, was auch immer sie tun: Am Ende bleibt oft ein Gefühl des Unbefriedigtseins. Mich stimmt der Satz einer Kollegin nachdenklich, die als Übersetzerin am Familiengericht arbeitet:

„In den Familiengerichtsverfahren gibt’s immer sehr viel Aufregung. Es geht drunter und drüber. Aber am Ende passiert nichts – außer, dass die Kinder älter werden.“

Am besten helfen befriedigende Beziehungen. Mutter und Vater finden vielleicht bei ihren Therapeuten Halt. Oder es finden sich gute Verwandte oder Freunde, die beide Seiten gut kennen und die Innenwelten von Vater und Mutter verstehen. Menschen, die sehen, dass die Eltern hier nicht die „Erwachsenen“ sind, sondern dass es bei den Eltern um eigene kindliche Gefühle geht, können ihnen wirklich beistehen. Manchmal wird eine Art innere Versöhnung möglich, oft wird auch die Trennung lebbar. Der andere ist dann nicht mehr nur der „Böse“ und die Angst um das Kind wird erträglich.

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Link:

Verband alleinerziehender Mütter und Väter e.V. (VAMV)

Dieser Beitrag erschien erstmals am 29.7.2013
Aktualisiert am 8.1.2024