Kinder reagieren nicht nur im Straßenverkehr langsamer. Wenn wir ihnen etwas sagen, dann müssen wir einen Augenblick warten, bis das Gesagte angekommen ist und umgesetzt wird. „Du stehst auf der Tasche, geh mal zur Seite“, sagen wir ungeduldig. Doch es ist natürlich, dass das Kind einen Moment braucht, bis es reagiert. Werden wir ungeduldig und schreien es an, dann braucht es noch länger, weil es dann zusätzlich mit unserem Ärger beschäftigt ist. Bei Säuglingen ist die Verzögerung besonders gut zu beobachten: Wenn wir den Säugling ansprechen oder anlachen, dann vergehen einige Augenblicke, bis er uns seine Reaktion zeigt. Die Welt ist oft zu schnelllebig, da sind sich alle einig. Doch die Entschleunigung fängt bei den Kindern an: Wenn wir uns die Zeit nehmen, mit ihnen zu trödeln, wenn wir Abschiedsrituale feiern und Raum für freies Spiel lassen, dann schaffen wir uns und auch anderen eine entspanntere Welt.
Dunja Voos:
Liebst Du mich, auch wenn ich wütend bin?
Was gefühlsstarke Kinder wirklich wollen
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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 25.3.2009.
Aktualisiert am 20.10.2020
Is(s)t mein Kind normal? Schläft, krabbelt, läuft und spricht es richtig? Das fragen sich viele Eltern. Dabei wird der Begriff der „Normalität“ heute viel zu eng gefasst. In der Zürcher Längsschnittstudie werden seit 1954 Kinder bis ins Erwachsenenalter hindurch untersucht. Projektleiter ist unter anderem der Schweizer Kinderarzt Professor Remo Hans Largo, Autor der bekannten Bücher „Babyjahre“ und „Kinderjahre“. Über 700 Kinder wurden seit 1954 in der Universität Zürich untersucht. Antworten auf viele Fragen zur „Normalität“ lassen sich in dieser Studie finden. Weitere Informationen liefern die Website des Kinderspitals Zürich, die „Forschungsdatenbank Entwicklungspädiatrie“ und folgende Veröffentlichung:
Remo H. Largo, Oskar G. Jenni:
50 Jahre Forschung in den Zürcher Longitudinalstudien:
Was haben wir daraus gelernt?
In: Tagungsband „Forschung für die Praxis: Wie funktioniert (kindliche) Entwicklung?“, 2005.
Arbeitsstelle Frühförderung Bayern (eds), S. 47-56, München
http://www.kispi.uzh.ch/Kinderspital/Medizin/Medizin/AWE/Publikationen/Artikel_3.pdf
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