Eltern, Lehrer, Ärzte, Führungskräfte kennen es: Die Angst, ihre Autorität zu verlieren. „Das Kind, der Klient, der Mitarbeiter soll mir auf keinen Fall auf der Nase herumtanzen“, sagen sie. Doch was genau befürchten Eltern ebenso wie Führungskräfte, wenn sie um den Verlust ihrer Autorität fürchten? Ein „Autor“ zu sein bedeutet ja, der Urheber von etwas zu sein. Wenn alles gut geht, spüren wir, dass wir etwas bewirken können. Zufriedene Kinder wissen: Wenn ich eine Umarmung brauche und meiner Mutter das zeige, wird sie mir die Umarmung geben. Weiterlesen
Man hört relativ wenig davon, aber was gerade so manchem durch die Quarantäne abverlangt wird, ist enorm. So mancher mit einer Angststörung wird durch die Quarantäne in eine furchtbare Lage gebracht. Schon in normalen Zeiten sitzen die Betroffenen nachts im Bett und gehen ein vor Angst. Aber sie können in Gedanken wenigstens noch flüchten. Durch die Quarantäne verstärkt sich die Angst, die an eine Art „Platzangst“ erinnert. Viele Betroffene haben traumatische Kindheiten erlebt. Sie wurden mit ihren Gefühlen nicht ernstgenommen, erlebten Gewalt und stießen bei ihren Eltern nicht auf Resonanz. Die Kommunikation mit den Eltern war oft schwierig und aussichtslos. So mancher wurde auch noch bestraft, indem er in ein Zimmer gesperrt wurde.
Die Assoziation zur Luftnot ist bei diesen Themen zur Zeit ganz nah: Die Infektion mit Corona bereitet Atemnot, das Eingesperrtwerden und die Angst machen jedoch auch Atemnot. Der Gedanke, nicht flüchten zu können, sitzt den Betroffenen wie ein Stein auf der Brust.
Wer als Kind unter traumatischen Bedingungen aufwuchs, der stellte sich oft die Frage: „Wohin?“ Wohin konnte ich als Kind gehen, wenn ich Kummer hatte, wenn zu Hause „Krieg“ war? Wohin konnte ich gehen, wenn ich mich zu Hause bedroht fühlte? Fragen wie diese tauchen auch heute auf und jetzt in der Corona-Quarantäne-Krise scheint die Antwort zu lauten: „Nirgendwo hin.“ Es ist sehr schwierig, sich in der Angst zu beruhigen, wenn sie einmal da ist. Viele Betroffene haben zu ihrem eigenen Körper kein gutes Verhältnis – er macht ihnen Angst und sie versuchen, zu „flüchten“, also sich abzulenken. Zur Zeit gibt es jedoch weniger Möglichkeiten, sich abzulenken, was auch eine Chance sein kann, denn was auf Dauer helfen kann, ist das „Sich-Hinwenden“.
Wenn ich mich mir liebevoll zuwende, ist das entlastend. Vielen fällt dies aber ungeheuer schwer, weil sie selbst es kaum kennen, dass sich ihnen selbst jemand liebevoll zuwendete.
In einer Psychotherapie kann der Betroffene mithilfe des Therapeuten neue Formen von Beziehung kennenlernen. Manche Betroffene haben jedoch noch keinen Psychotherapeuten oder aber die Psychotherapie ist aufgrund der Corona-Krise auf die Video-Therapie oder ganz verschoben worden. Also müssen sich viele mehr denn je anstrengen, um aus der Angst zu finden.
Wichtig dabei ist es, sich nicht selbst unter Druck zu setzen. Die Angst ist da, das fühlt sich schrecklich an. Diese Angst ist oft gepaart mit dem Gefühl, in der Ewigkeit verloren zu gehen. Doch der Verstand kann sagen: Es wird aufhören. Es kann helfen, sich auf den Boden zu legen und vielleicht sogar auf dem Boden zu schlafen mit einem Nachttischlämpchen, frischer Luft und einer Wärmflasche.
Alles, was auch sonst bei Panik helfen kann, kann in der Corona-Krise auch helfen. In diesem Blog finden Sie zahlreiche Artikel hierzu. Ihnen wünsche ich nun einen langen Atem.
Schatten der Vergangenheit:
Trauma liebevoll heilen und innere Balance finden
Wir haben jetzt die wunderbare Chance, einmal die „Psyche der Gemeinschaft“ zu verstehen. Es heißt, dass alles, was in der Psyche eines Menschen passiert, auch in der Gruppe sozusagen als „Gruppenpsyche-Phänomen“ zu finden ist. Wir selbst brauchen gelegentlich einen Feind. Wir sind selbst nur ungern neidisch, böse oder aggressiv und wir sind erleichtert, wenn es ein anderer ist. Oder aber wir halten uns selbst für entweder extrem gut oder extrem schlecht. Oder aber wir haben mehrere Stimmen in uns, die sich widersprechen.Weiterlesen
Unser „Corona-Virus“ ist nun auf allen Radio- und Fernseh-Kanälen. Viele geraten immer wieder in entsetzliche Panik, sehen sich selbst schon sterben oder mit Platzangst irgendwo isoliert sitzen. Die Angst, ersticken zu müssen, ist vielen ganz nah. Viele haben Angst um ihre Liebsten, besonders oft auch um die Eltern. Manche sehen sich schon sterben. Unsere Zustände sind wie ein Krieg im Frieden. Man fragt sich: „Werde ich hungern müssen? Wird mein Geld bald weg sein? Was hilft, wenn mich die Corona-Angst zu sehr verfolgt?“Weiterlesen
Auf Twitter kam nun die Frage auf, wie sich die Hamsterkäufe von Klopapier erklären lassen. Ich weiß nur, dass dies auch nach dem zweiten Weltkrieg ein Phänomen war. Ich kenne noch alte Menschen, deren einzige Sorge es immer war, genügend Klopapier im Haus zu haben. Wenn man bedenkt, dass die „anale Phase“ in unserer psychischen Kindheitsentwicklung mit dem Thema „Kontrolle“ zusammenhängt, wird es vielleicht logisch. In der analen Phase werden wir zum „Ich“. Wir lernen „Nein“ zu sagen und können unsere Schließmuskeln bewusst steuern. Wir trotzen und fühlen uns in unseren Grenzen endlich sicherer. Aus einem hilflosen Baby wird in der analen Phase nun eine echte „Person“. Weiterlesen
Wenn es uns mal schlecht geht, dann gibt es andere, denen es besser geht. Wenn ich eine Depression habe, gibt es genügend Menschen ohne Depression. Wenn ich Regeln unangemessen finde, kann ich protestieren. Ich kann auch provozieren. Ich kann durch Protest, Regelbruch und Provokation meine Einzigartigkeit spüren. Das geht bei Corona auf einmal nicht mehr. Wir können nicht ausbrechen, so scheint’s, und jedem geht es genau wie mir. Wir scheinen alle hypnotisiert und gelähmt – das macht Angst.Weiterlesen