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Aktuelle Seite: Startseite / Lebenshilfe / „Ich krieg‘ die Krise, wenn ich mich an Regeln halten soll!“

„Ich krieg‘ die Krise, wenn ich mich an Regeln halten soll!“

28.03.2020 von Dunja Voos Kommentar verfassen

Der Krieg ist noch gar nicht weit weg. In Corona-Zeiten fehlt das Toilettenpapier und wir denken an Oma und Opa, die genau davon erzählten. Wenn wir ans Dritte Reich denken, denken wir an unzählige Soldaten, die blind im Gleichschritt marschierten, an Leute die mitmachten, an Menschen, die von nichts gewusst haben wollen. Wir haben gelernt: Regeln können sehr gefährlich sein.

Gerade in dieser Corona-Zeit werden wir aufgefordert, uns mehr an Regeln zu halten, denn je. „Es kommt mir vor, als sei ganz Deutschland, ja die ganze Welt hypnotisiert“, sagt ein Mann. Gerade jetzt lernen wir uns gut kennen: Wie fühlen wir uns mit Regeln? Wie gehen wir mit Unsicherheiten um?

Schlechte Erfahrungen sitzen tief

Wenn wir uns überwiegend schlecht mit Regeln fühlen, dann haben wir dafür unsere Gründe. Vielleicht wurden wir als Kinder bestraft, weil wir uns nicht an Regeln hielten, vielleicht wurden wir eingesperrt oder mit Strafarbeiten malträtiert. Vielleicht waren die Regeln in unserer Familie undurchschaubar und völlig willkürlich – und unsere Eltern verhielten sich unberechenbar.

„Ich kann mich nur auf mich selbst verlassen“

Wenn wir keine gute Verbindung zu unseren Eltern hatten, wenn wir uns nicht auf sie verlassen konnten und Gewalt erfahren haben, dann lernten wir schon früh: Die Eltern sind verrückt, ich kann nur auf mich zählen. Wir lernten nicht, zu vertrauen, uns anzulehnen, uns zurückzulehnen, uns im positiven Sinn leiten zu lassen. Wir waren auf uns selbst gestellt.

Viele Menschen haben furchtbare Erfahrungen mit Regeln in der Kindheit gemacht – manche wurden mit der Vojta-Therapie behandelt, die erbarmungslos viermal pro Tag durchgeführt wurde. Der Arzt sagte, es sei gut für’s Kind und die Mutter gehorchte gegen ihre innere Stimme.

Manche, die im Chaos aufwuchsen, entwickelten ihre eigenen Regeln. Sie lernten vielleicht höchst diszipliniert, sie versuchten mühselig herauszufinden, was richtig und was falsch war, sie kannten die Mode-Regeln nicht und fühlten sich immer hässlich angezogen. Manche entwickelten vielleicht Zwänge, um wenigstens irgendeinen Halt in ihrem Leben zu finden.

Oft ist den Menschen mit einer traumatischen frühen Kindheit Eines gemein: Sie können sich nicht an Regeln halten.

Der Untergang

„Wenn ich mich an Regeln halte, habe ich das Gefühl, dass ich mit vielen im Gleichschritt gehe. Keiner blickt mehr nach draußen, jeder wird blind in der Menge. Ich finde es wichtig, dass wenigstens einer gegen den Strom schwimmt, um zu sehen, was von hinten kommt“, sagt eine traumatisierte Frau.

„Ich fühle mich durch Regeln bedroht. Regeln einzuhalten, heißt den Kopf auszuschalten und nicht mehr nachzudenken. Das kann mordsgefährlich werden – man muss immer aufpassen und wachsem sein“, sagt ein Patient.

„Regeln sind Bevormundung. Ich wurde als Kind so sehr bevormundet, dass ich das nie mehr mitmachen will. Deswegen arbeite ich auch als Freelancer in meinem eigenen Büro. Es käme mir nicht in die Tüte, mich in irgendwelchen Hierarchien wiederzufinden“, sagt ein Journalist.

Zwischen Rebellion und Mauseloch

Regeln nicht zu befolgen, kann heroisch sein. Der „Querdenker“, der „Widerstandskämpfer“, der „Whistle-Blower“ – sie sind mitunter Retter in verfahrenen Systemen.

Doch wer sich zum Lebensmotto gemacht hat, Regeln nicht zu befolgen, der merkt im Laufe seines Lebens vielleicht, dass er immer wieder in Schwierigkeiten gerät. Regeln grundsätzlich nicht zu befolgen kann zu einem anstrengenden Kampf werden. Nie kann man sich auf eine Gruppe einlassen, nie ein bisschen mitschwimmen.

Vertrauen ist die Voraussetzung für das Einhalten von Regeln

Wer Regeln hasst, hat die Vorteile von Regeln nie emotional kennengelernt. Regeln können dazu dienen, dass man den Kopf ausschalten und spielen kann. Wer spielen will, sich aber nicht an Spielregeln hält, der schafft Chaos, Ernst, Verbissenheit, Unsicherheit, Misstrauen und Skepsis.

Regeln regeln das Miteinander. Sie sind eine Frage der Beziehung.

Ebenso wie Regeln lebensbedrohlich werden können, so können sie aber auch dem Schutz und der Sicherheit dienen. Wer jedoch selbst nie Schutz und Sicherheit erleben durfte, dem sträuben sich schon die Nackenhaare, wenn er diese Worte nur hört.

Regeln haben mit Vertrauen, Verstand und Vernunft zu tun. Wer keine vertrauensvollen Bindungen kennt, der fühlt sich bedroht, wenn er sich auf Regeln einlässt.

Auch in der Natur gibt es Regeln

Regeln sind jedoch auch etwas Natürliches. Sie ermöglichen zum Beispiel einen gesunden Rhythmus. Eine Regel unseres Körpers ist es, dass sich im Herzen immer zuerst der Vorhof und sich erst danach die Herzkammern zusammenziehen. Hält das Herz diese Reihenfolge nicht ein, gerät es aus dem Rhythmus und es kann gefährlich werden.

Regeln machen Musik und Tanz möglich. Viele Menschen lieben Irish Dance und River Dance, wo viele Tänzer im Gleichschritt die Zuschauer faszinieren.

Wer sich irgendwann traut, sich einmal an Regeln zu halten, der merkt vielleicht, dass er dennoch seinen Kopf nicht dabei ausschalten muss. Er merkt vielleicht, wieviel weniger Kraft es kosten kann, wenn man sich an die Regeln hält und wieviel Lebensfreude es auch bringen kann. Wenn wir uns an Regeln halten, dann können wir auch Gemeinschaft erleben.

Doch immer wieder haben „Regel-Hasser“ mit dem Gefühl der Bedrohung und auch des Verschlungenwerdens zu kämpfen.

„Wenn im Orchster alle mit Aufstrich beginnen und ich das auch tue, habe ich manchmal das Gefühl, ich verliere meine Identität. Ich habe so eine komische Angst, dass ich in der Menge der Streicher untergehen könnte“, erzählt eine Geigerin.

An Regeln kann sich also leichter halten, wer ein gutes Ich-Gefühl hat und nicht immer wieder um seine Identität fürchten muss.

Sich an Regeln zu halten, kann Anpassung bedeuten. Es kann aber auch bedeuten, dass man sich freiwillig dazu entscheidet, sich mittragen zu lassen von den anderen. Auch hier kann wieder Lebenslust entstehen: Wenn ich mich von der Menge getragen fühle und wenn ich fühle, wie ich aktiv mitschwimme, kann das große Lust bereiten. Ich kann auch anderen helfen und Motor in der Menge sein.

Verstehen

Wer die Regeln hasst, hat dafür viele gute Gründe. Doch das Leben kann dadurch schwer werden. Es lohnt sich, sich einmal bewusst für das Einhalten von Regeln zu entscheiden und zu schauen, was dann passiert. Wie fühlt es sich an?

Sich bewusst an Regeln zu halten kann auch heißen, darauf zu vertrauen, dass sich im Inneren schon etwas melden wird, wenn etwas nicht gut ist. In jeder Gruppe, in jedem System gibt es unzählige Dinge, die nicht gut sind, die schaden und an denen man sich reibt. Es gibt immer Dinge, die verändert werden wollen.

Wir können uns an Regeln halten und ein gutes Gespür dafür entwickeln, wo etwas nicht stimmt. Dann können wir darüber sprechen und dafür kämpfen, dass sich Dinge ändern. Doch immer wieder können wir auch ausatmen und uns mitziehen lassen, wenn wir einmal keine Kraft mehr haben.

Das Wechselspiel zwischen Mitmachen und Ausklinken

Es ist ein Wechselspiel. Wer sich nie an die Regeln hält, hat genauso Probleme wie jemand, der sich auf Teufel-komm-raus immer an Regeln hält, ohne nachzudenken. Wir können uns an Regeln halten und dennoch weiter nachdenken. Wir haben unsere Sinne, unsere Intuition und unseren Verstand. Und manchmal müssen wir uns sogar eine Weile an Regeln halten, um überhaupt feststellen zu können, was gut ist und was nicht.

Kommen Sie gerade gut durch die Corona-Zeit. Hier gibt es so viele Regeln, an die man sich halten möchte oder nicht. Jeder hat seine eigene Geschichte. Es ist immer wieder wichtig, die eigene Geschichte zu verstehen, die Dinge zu hinterfragen und mitzudenken.

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Kategorie: Lebenshilfe, Psychoanalyse, Trauma Stichworte: CoronaPsychologie, Lebenshilfe, Psychoanalyse, Trauma

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