Panikattacken durch Quarantäne

Man hört relativ wenig davon, aber was gerade so manchem durch die Quarantäne abverlangt wird, ist enorm. So mancher mit einer Angststörung wird durch die Quarantäne in eine furchtbare Lage gebracht. Schon in normalen Zeiten sitzen die Betroffenen nachts im Bett und gehen ein vor Angst. Aber sie können in Gedanken wenigstens noch flüchten. Durch die Quarantäne verstärkt sich die Angst, die an eine Art „Platzangst“ erinnert.

Viele Betroffene haben traumatische Kindheiten erlebt. Sie wurden mit ihren Gefühlen nicht ernstgenommen, erlebten Gewalt und stießen bei ihren Eltern nicht auf Resonanz. Die Kommunikation mit den Eltern war oft schwierig und aussichtslos. So mancher wurde auch noch bestraft, indem er in ein Zimmer gesperrt wurde.

Die Assoziation zur Luftnot ist bei diesen Themen zur Zeit ganz nah: Die Infektion mit Corona bereitet Atemnot, das Eingesperrtwerden und die Angst machen jedoch auch Atemnot. Der Gedanke, nicht flüchten zu können, sitzt den Betroffenen wie ein Stein auf der Brust.

Wohin?

Wer als Kind unter traumatischen Bedingungen aufwuchs, der stellte sich oft die Frage: „Wohin?“ Wohin konnte ich als Kind gehen, wenn ich Kummer hatte, wenn zu Hause „Krieg“ war? Wohin konnte ich gehen, wenn ich mich zu Hause bedroht fühlte? Fragen wie diese tauchen auch heute auf und jetzt in der Corona-Quarantäne-Krise scheint die Antwort zu lauten: „Nirgendwo hin.“

Was hilft?

Es ist sehr schwierig, sich in der Angst zu beruhigen, wenn sie einmal da ist. Viele Betroffene haben zu ihrem eigenen Körper kein gutes Verhältnis – er macht ihnen Angst und sie versuchen, zu „flüchten“, also sich abzulenken. Zur Zeit gibt es jedoch weniger Möglichkeiten, sich abzulenken, was auch eine Chance sein kann, denn was auf Dauer helfen kann, ist das „Sich-Hinwenden“.

Wenn ich mich mir liebevoll zuwende, ist das entlastend. Vielen fällt dies aber ungeheuer schwer, weil sie selbst es kaum kennen, dass sich ihnen selbst jemand liebevoll zuwendete.

Psychotherapie in Corona-Zeiten

In einer Psychotherapie kann der Betroffene mithilfe des Therapeuten neue Formen von Beziehung kennenlernen. Manche Betroffene haben jedoch noch keinen Psychotherapeuten oder aber die Psychotherapie ist aufgrund der Corona-Krise auf die Video-Therapie oder ganz verschoben worden. Also müssen sich viele mehr denn je anstrengen, um aus der Angst zu finden.

Wichtig dabei ist es, sich nicht selbst unter Druck zu setzen. Die Angst ist da, das fühlt sich schrecklich an. Diese Angst ist oft gepaart mit dem Gefühl, in der Ewigkeit verloren zu gehen. Doch der Verstand kann sagen: Es wird aufhören. Es kann helfen, sich auf den Boden zu legen und vielleicht sogar auf dem Boden zu schlafen mit einem Nachttischlämpchen, frischer Luft und einer Wärmflasche.

Alles, was auch sonst bei Panik helfen kann, kann in der Corona-Krise auch helfen. In diesem Blog finden Sie zahlreiche Artikel hierzu. Ihnen wünsche ich nun einen langen Atem.

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