Willkommen

Die Polyvagaltheorie (PVT) nach Stephen Porges und das Trauma

Wenn uns übel ist, dann ist der Nervus vagus gereizt. Er ist der 10. Hirnnerv und gehört zum parasympathischen Nervensystem. Der Nervus vagus ist während der Verdauung aktiv und beruhigt uns. Der amerikanische Arzt Stephen Porges (Universität North Carolina, USA) hat dazu beigetragen, den Nervus vagus in einem neuen Licht zu sehen. Der Nervus vagus besteht nach der Polyvagaltheorie aus zwei verschiedenen Teilen: Im vorderen Teil des Vagusnerven sind die Nervenäste von einer schützenden Hülle, der Myelinscheide, umgeben. Der hintere Teil ist frei von Myelin.Weiterlesen

Transiente Hypofrontalitätstheorie (THFT): Bewegung macht den Kopf frei

Während wir Sport machen, haben quälende Gedanken oft weniger Platz, als wenn wir still im Zimmer sitzen. Das Gehirn konzentriert sich ganz auf die Bewegung: Sowohl motorische als auch sensorische und autonome Hirnregionen sind aktiv. Jene Hirnareale, die während der Bewegung gerade nicht benötigt werden, sind weniger aktiv. Diese Theorie über die Umverteilung der Aktivität im Gehirn während des Sports nennen Wissenschaftler die „transiente Hypofrontalitätstheorie“ (transient = vorübergehend). Das Frontalhirn (= das Vorderhirn) ist der „Sitz der Persönlichkeit“. Unter anderem hier findet das bewusste Denken statt. Während des Sports ist diese Hirnregion herunterreguliert („hypo“ = griechisches Wort für „unter“).Weiterlesen

Cingulum

Das Cingulum (lateinisch „Gürtel“) ist eine Struktur des Gehirns. Es sind Nervenbahnen, die vorne vom Stirnlappen (Lobus frontalis) des Gehirns einmal im Bogen um den sogenannten „Balken“ (Corpus callosum) des Gehirns verlaufen und bis in den Schläfenlappen (Lobus temporalis) reichen. Bei der Gefühlsregulation und dem Zusammenspiel von Gedanken und Gefühlen spielt der Anteriore (vordere) Gyrus Cinguli (ACC, Anterior Cyngulate Cortex) eine wichtige Rolle.Weiterlesen

Amygdala: Der Mandelkern ist nicht die einzige „Angstzentrale“

Die Amygdala, zu deutsch „Mandelkern“, ist ein uralter Teil des Gehirns. Eine schöne Abbildung findet sich hier (Mr. Barlow’s Blog: „No amygdala, no fear“ – „Keine Amygdala, keine Angst“, was übrigens nicht ganz stimmt). Die Amygdala ist für unsere Gefühle zuständig. Hier entstehen Gefühle, hier werden sie teilweise gesteuert. Die Amygdala startet zum Beispiel „Alarmreaktionen, noch bevor das Großhirn darüber nachzudenken in der Lage ist“ (Wettig 2009). Sie nimmt Sinneseindrücke und Empfindungen auf, speichert sie und leitet sie an das Großhirn weiter. Weil die Amygdala eng mit anderen Hirnteilen, wie z.B. dem Hippocampus, verbunden ist, setzt sie auch körperliche Reaktionen in Gang, die die Gefühle begleiten – dazu gehören zum Beispiel Pulsveränderungen, Veränderungen der Muskelspannung oder auch Veränderungen der Verdauung. Weiterlesen

Explizites und implizites Gedächtnis ermöglichen das bewusste und unbewusste Erinnern

Unsere ersten bewussten Erinnerungen beginnen im Alter von etwa vier Jahren. An die Erlebnisse davor können wir uns nicht bewusst erinnern. Sigmund Freud bezeichnete dieses Nicht-Erinnern-Können als „infantile Amnesie“. Doch auf eine bestimmte Art erinnern wir uns auch an das, was wir in früheren Zeiten erfahren haben. Dabei spielt unser Körper eine besondere Rolle (siehe auch: Embodiment). Unsere bewussten Erinnerungen werden in einem Teil des Gehirns namens Hippocampus „gespeichert“. Diese Hirnregion reift erst am Ende des dritten Lebensjahres voll aus. Was hier als bewusste Erinnerung abgespeichert ist, wird als explizites Gedächtnis (bewusstes = deklaratives Gedächtnis) bezeichnet. Dieses bewusste = deklarative Gedächtnis enthält einerseits Erinnerungen an Fakten (= semantisches Gedächtnis, z.B. Rom ist Hauptstadt von Italien), andererseits Erinnerungen an Lebensereignisse (= autobiografisches Gedächtnis, siehe auch Verbally Accessible Memory, VAM). Weiterlesen

Posttraumatische Belastungsstörung und plötzliche Erinnerung: Das Situationally Accessible Memory (SAM)

Menschen, die etwas erlebt haben, das nicht zu verarbeiten ist, entwickeln mitunter eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Sie träumen unter Umständen von dem Ereignis und leiden darunter, dass die Bilder des Ereignisses immer wieder in ihr Gedächtnis einschießen („Flashbacks“). Für die Betroffenen fühlt es sich an, als sei das verletzende Ereignis jetzt erst geschehen. Schon Gerüche, Geräusche, bestimmte Worte oder Bilder können die Erinnung an die traumatische Erfahrung wachrufen („triggern“) und das Vergangene wieder ganz nah ins Jetzt holen. Weiterlesen

HPA-Achse – die Achse des Stresses

HPA-Achse ist die Abkürzung für "Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse". Nebenniere heißt auf Englisch "Adrenal Gland", daher stammt das "A". Wenn wir Stress haben, wird die HPA-Achse aktiviert - am Ende wird das Hormon Cortisol ausgeschüttet. Corti...

Dieser Beitrag ist nur für Mitglieder sichtbar.

Jetzt Mitglied werden

Verbally Accessible Memory (VAM), Situationally Accessible Memory (SAM) und Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)

Manche Menschen haben ein Trauma erlitten, können aber darüber sprechen – das Erlebnis kann in Worte gefasst werden, es ist „den Worten zugänglich“ (verbally accessible). Die Betroffenen können sich bewusst erinnern, das Geschehnis in einen zeitlichen Ablauf einordnen und darüber sprechen. Das Trauma ist im Hippocampus, dem Teil des Gehirns, das für Erinnerungen zuständig ist, verarbeitet worden. Das Trauma ist im autobiografischen Gedächtnis abgelegt. Traumen, die nicht bewusst in Worte gefasst werden können, z.B. weil sie zu überwältigend waren oder uns schon zugefügt wurden, bevor wir sprechen konnten, können oft nur „re-inszeniert“, also ohne Worte dargestellt werden. Sie werden oft durch Körperbeschwerden kommuniziert. Symptome wie Ängste, Schwindel, unbeherrschbare Wut oder Gefühllosigkeit machen sich dann in bestimmten Situationen bemerkbar, die unbewusst an das Trauma erinnern (siehe auch „Situationally Accessible Memory“, SAM). Weiterlesen

ACTH – Adrenocorticotropes Hormon

Das Adrenocorticotrope Hormon (ACTH) wird in der Hirnanhangdrüse gebildet, genauer: im Hypophysenvorderlappen (HVL). „Adreno“ heißt „Nebenniere“, „Cortico“ bedeutet „Rinde“ und „trop“ heißt soviel wie „wirken auf“. Das Hormon ACTH wirkt also auf die Nebennierenrinde ein. Was bewirkt es da? In der Nebennierenrinde werden unter anderem Cortisol (= ein Glucocorticoid), Aldosteron (= ein Mineralocorticoid) und männliche Hormone (Androgene) produziert. Das bedeutet vereinfacht: Wenn ACTH auf die Nebennierenrinde einwirkt, dann schüttet die Nebennierenrinde Cortisol aus. Der Cortisolspiegel im Blut steigt. Das passiert zum Beispiel bei Stress. Weiterlesen

Mesolimbisches System

Unter „mesolimbischem System“ versteht man eine Reihe von Nervenstraßen im Gehirn. Diese Nervenstraßen gehen vom Mittelhirn (Mesencephalon) aus, verlaufen über die Stammganglien und von da aus zur Amygdala (Mandelkern, entscheidend für Gefühle und besonders für die Angst), zum Hippcoampus („Erinnerungshirn“) und zum orbitofrontalen Kortex (vordere Hirnrinde, hier „sitzt“ die Persönlichkeit). Das Mesolimbische System wird auch als „positives Belohnungssystem“ bezeichnet.