
Manchmal wird es uns plötzlich übel, ohne dass wir wissen, warum. Möglicherweise erleben wir gerade eine Situation, die wir unbewusst mit einer früheren Situation verknüpfen, die wir als überwältigend erlebten. Bereits damals wurde uns übel, denn das Überwältigende wollte wieder raus und konnte nicht verdaut werden. Vorgänge wie diese lassen sich mit dem Begriff „Embodiment“ beschreiben: Psychisches ist nicht nur in unserer Psyche vorhanden, sondern auch in unserem Körper.
Wenn wir in einem Gespräch in Anspannung geraten, verkrampfen wir vielleicht insbesondere im Bereich des Musculus psoas (großer Lendenmuskel). Psychische Anspannung kann also direkt mit einer muskulären Anspannung verknüpft sein.
Besonders bei frühen Traumata spricht der Körper und drückt durch zahlreiche Beschwerden aus, dass uns etwas Überforderndes, Gewaltsames, Schlimmes passiert ist. Sehr oft weisen vegetative Symptome auf ein psychisches Geschehen hin: es wird uns schwindelig, wir geraten in Atemnot, müssen plötzlich zur Toilette und verspüren Übelkeit. Aber auch Rückenschmerzen und Schmerzen anderer Art können uns Hinweise auf psychische Traumen geben.
Das Trauma sitzt tief
Auf der Theorie des „Embodiments“ beruhen viele Methoden der Traumatherapie wie z.B. das Somatic Experiencing von Peter Levine, die Tension and Trauma Releasing Exercises (TRE) aber auch das Trauma-sensitive Yoga. Solche Methoden sind für viele Patienten wertvoll, denn sie können dazu führen, dass in Momenten der unerträglichen Anspannung die Anspannung nachlässt. Wichtig dabei ist, sich nicht auf vereinfachte Vorstellungen einzulassen wie z.B. auf die Vorstellung, ein traumatisches Erlebnis könnte allein durch Zitter-Übungen oder Emotionale Massage einfach „abgeschüttelt“ werden.
Aus meiner Sicht gehört bei der Traumabehandlung jedoch immer dazu, dass die Momente des körperlichen und seelischen Unwohlseins mit Bezug auf die Vergangenheit verstanden werden. Dies kann meiner Erfahrung nach besonders gut in einer Psychoanalyse geschehen. Hilfreich ist für viele Betroffene auch die Kombination verschiedener Therapieformen.
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