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Eine gute Weihnachtszeit!

Heilig Abend in der Notaufnahme, allein in der Studentenbude, einsam in der Familie, einsam ohne Familie, erfüllt in der Familie, mit und ohne Katze, im Bett, unter der Dusche, vorm Fernseher, vor Twitter-X, mit Panikattacken, ohne Panikattacken, im Auto auf der dunklen Autobahn, arbeitend, nicht-arbeitend, mit Weihrauch-Husten oder COVID, mit Glühwein und Nachbarn. Wie auch immer, wo auch immer: Frohe Weihnachten, liebe Leserinnen und Leser! Weiterlesen

Schlecht gestimmt? Über Heiserkeit, Stimmprobleme und die psychogene Stimmstörung

Plötzlich bist Du heiser und die Stimme ist weg. Die Heiserkeit wird als „Dysphonie“ bezeichnet („Dys“ = „gestört“), die Stimmlosigkeit als „Aphonie“ („A“ = „weg“, „phon-“ = Ton, Stimme). Doch der HNO-Arzt kann vielleicht nichts feststellen – er sieht höchstens in der Kehlkopfspiegelung (Laryngoskopie), dass sich die Stimmlippen während der Lautbildung (Stimmbildung, Phonation) nicht ganz so annähern, wie sie es bei beschwerdefreien Menschen tun würden. „Das ist psychisch bedingt“, sagt er dann. Und nun? Besonders Frauen zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr sind von psychisch bedingten Stimmstörungen betroffen (Ärzteblatt, 8. Mai 2015). Dabei ist man „verstimmt“ und nicht in „guter Stimmung“. Weiterlesen

Die Stille in der Paartherapie

Wenn Paare zur Beratung kommen, sind sie oft sehr aufgebracht. Zuerst lassen sie ihren Anschuldigungen freien Lauf. Doch in der Phase der Vorwürfe stagniert alles. Dann frage ich nach der Familiengeschichte. „Mein Bruder ist vor 10 Jahren gestorben“, sagt der Mann. Und hält inne. Von jetzt auf gleich ist da Stille. Und Betroffenheit. Schnell wird klar: Der Mann oder die Frau, oder gar beide, sind innerlich jetzt in einem ganz anderen Film. Das aufgebrauste Streiten an der Oberfläche ist oft nichts anderes als gemeinsame Abwehr. So, wie ein einzelner Mensch seine Sorgen und Schmerzen oft abwehrt, indem er sich laut tönend beschäftigt hält, so können auch Paare innere Nöte gemeinsam abwehren, indem sie sich streiten. Weiterlesen

Schwere Angststörung: soll ich mich ablenken oder drauf konzentrieren?

Wenn Du eine schwere Angststörung hast, fragst Du Dich vielleicht, ob Du Dich lieber auf Dich selbst und Deinen Körper konzentrieren oder ablenken sollst. Keine leichte Frage. Ich denke: Letzten Endes ist es besser, sich selbst auf den Körper und die eigenen Gefühle und Gedanken zu konzentrieren, denn so kannst Du viel früher bemerken, was in dir „los geht“. Das heißt, Du kannst eine aufkommende Panikattacke früher bemerken und Dich z.B. durch eine verlängerte Ausatmung so regulieren, dass Du eine neue Attacke abwenden kannst. So ein gut klingender Plan kommt aber meistens erst am Ende einer langen Arbeit zum Tragen. Als junge Studentin bin ich selbst einmal mit einer Panikattacke in die Uni-Ambulanz gegangen und man riet mir: „Ablenken!“ Das kann auch hilfreich sein, um aus seiner verzweifelten Schleife herauszukommen, doch manchmal hilft es auch nicht. Wie kann es Dir langfristig besser gehen? Weiterlesen

CBASP – das kognitiv-behaviorale Analyse-System in der Psychotherapie hilft bei Chronischer Depression

James McCullough ist ein sympathischer Psychiater, der auf Youtube (Major Techniques of CBASP) erklärt, wie das von ihm entwickelte kognitiv-behaviorale Analyse-System in der Psychotherapie (CBASP) funktioniert. Er zeigt ein Video seiner beiden Enkelinnen im Alter von 3-4 Jahren. Die Kinder sind noch in der „präoperativen Phase“ (2-7 Jahre) nach Piaget (siehe Sensolern.de). Das bedeutet, dass sie eine gewisse Art zu denken haben – sie wissen z.B. noch nicht, warum die Kugeln in der Kugelbahn rollen, weil sie das Prinzip der Schwerkraft noch nicht erkennen. Zeigt man kleinen Kindern z.B. fünf Münzen in einer Reihe von 10 cm und dann fünf Münzen auf 15 cm verteilt, glauben sie, dass in der längeren Reihe mehr Münzen liegen. Es ist der alte Trick mit der Frage: Was ist schwerer: 10 kg Watte oder 10 kg Reis? James McCullough geht davon aus, dass chronisch Depressive nach schweren Traumata auf dieser Stufe des präoperativen Denkens stehengeblieben sind. Die CBASP ermöglicht ihnen eine Weiterentwicklung.Weiterlesen

Eine gemütliche Adventszeit!

Bald ist Weihnachten und viele sorgen sich jetzt schon darum, wie es wohl werden wird – vielleicht ist niemand da, vielleicht wird das Fest alleine begangen. Immerhin werden am 21.12. die Tage schon wieder länger. Euch und Ihnen, liebe Blogleserinnen und Blogleser, wünsche ich von Herzen eine gemütliche Adventszeit! Vielen Dank für ein ereignisreiches Jahr 2023, für das Neuaufsetzen des Blogs, lieber Techniker, für die Zeichnungsmotivation, für Eure Mitgliedschaften und die vielen kleinen Nachrichten, die das Blog hier so lebendig halten. Danke!

Kastrationskomplex bei der Frau nach Karl Abraham

Viele Phantasien sind tief in unserer Psyche verankert – manches wird uns manchmal bewusst. So könnte man sagen: Echte Kastrationsangst hat nur der Junge. Mädchen kann man nicht kastrieren – sie sind von der Phantasie her betrachtet in gewisser Weise schon kastriert. Es fehlt ihnen etwas. Daher könnten Mädchen möglicherweise nicht nur einen Penisneid, sondern auch eine Art „Kastrationskomplex“ haben. Nach dem Psychoanalytiker Karl Abraham (1921) äußert sich der Kastrationskomplex bei der Frau so: Sie hat den starken Wunsch, so zu sein wie ein Mann (Identifikation mit dem Mann, Wunscherfüllungstyp) oder den starken Wunsch, sich an Männern zu rächen (Rachetyp). Bildlich gesprochen soll der Vater dafür bluten, dass er die Tochter nicht genug geliebt und die Mutter bevorzugt hat. Weiterlesen

Schematherapie und Psychoanalyse

Die Schematherapie gehört zur Dritten Welle der Verhaltenstherapie. Hier wird die Kindheit stark berücksichtigt. Schematherapeuten gehen davon aus, dass es „Lebensfallen“ (Schemata) gibt, die uns in unserer Entwicklung behindern und die im Laufe unserer Kindheit und Jugend entstanden sind. Dies entspricht in etwa dem Begriff der „Fixierung“ in der Psychoanalyse. Es gibt 18 Schemata (gut aufgelistet auf der Website der Psychotherapeutin Ellen Gross) und unzählige Modi, also Arten des Umgangs mit unseren Hemmnissen. Während ein „Schema“ eher etwas Tiefsitzendes aus der Kindheit ist (ein „Trait“), ist der „Modus“ etwas später Hinzugekommenes – etwas, das der Patient weiter aus seinem Schema entwickelt hat (ein „State“). Weiterlesen

„Ich hasse mich!“ Was passiert eigentlich bei Selbsthass?

Was passiert eigentlich, wenn wir sagen: "Ich hasse mich!"? Wer ist "Ich" und wer ist "mich"? "Ich" bin der Steuermann, während das "Mich" unser Kern ist, unser Selbst, insbesondere auch unser Körper ("Ich schneide mich"). Das "Ich" ist der Aktuer, das "Mi...

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Hass – ein tiefes Gefühl

hass

Auf einer Skala von eins bis zehn – wie groß ist Dein Hass? Hass taucht dann auf, wenn wir zutiefst verletzt werden und uns niemand versteht. Es gibt verschiedene Arten von Hass. Die Mutter hasst den Vater, der ihr das Baby wegnimmt – oder umgekehrt. Es ist ein Hass ohne Boden, ein Leere-Hass, ein Angst-Hass, ein Verzweiflungs-Hass, ein unerträgliches Gefühl der Ohnmacht. Du wirst fallen gelassen. Das Kind hasst die Lehrerin, die es zu etwas zwingt, was es nicht will. Hass entsteht, wo einer von einem anderen abhängig ist und wo einer dem anderen Böses tut oder etwas abverlangt, was völlig gegen den eigenen Willen ist. Es gibt Hassgefühle, die entstehen durch einen gewaltsamen Kontakt, aber auch Hassgefühle, die entstehen, weil etwas gewaltsam entzogen wird. Je tiefer der Schaden, desto größer der Hass.Weiterlesen