Patenschaften könnten Psychoanalyse-Ausbildung ermöglichen

Die Psychoanalyse-Ausbildung ist wohl bei den meisten Ausbildungsteilnehmern mit tiefen Hoffnungen verknüpft. Man wünscht sich, grundlegend helfen zu können und sich auch selbst noch in der Lehranalyse bedeutend zu entwickeln. Die Lehranalyse wird in Deutschland nicht von den Krankenkassen gezahlt. Zahlreiche Akademiker und Akademikerinnen beginnen die Ausbildung erst gar nicht, andere haben während der Ausbildung immer wieder Angst, an den hohen finanziellen Anforderungen zu scheitern.

Zusammen den Weg gehen

Ein Patenschaftssystem könnte hier eine Hilfe sein. Paten, die die Ausbildung von Ausbildungskandidaten finanzieren, würden dem Einzelnen ermöglichen, angstfreier zu wachsen. Ihre Ideen sind willkommen. Sollten Sie Interesse haben, diese Idee weiter mit mir und anderen zu verfolgen, freue ich mich über Ihre Mail: voos@medizin-im-text.de

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5 thoughts on “Patenschaften könnten Psychoanalyse-Ausbildung ermöglichen

  1. Genus verbi sagt:

    Liebe Frau Voos, ja, das haben Sie schön geschrieben: Depressionen (teilweise) als normale menschliche Qualen, mit denen wir heutzutage nicht mehr gut umzugehen wissen. Manchmal frage ich mich, ob der Mensch sich einfach zu sehr von sich selbst und seinen eigentlichen Bedürfnissen entfremdet hat, warum eine gute Beziehung zu sich selbst und zu anderen so schwierig ist. Manchmal glaube ich, die heutige Gesellschaft ist beziehungsfremd. Warum besteht immer mehr der Bedarf an Psychotherapie? Doch nicht nur, weil es früher so etwas nicht gab? Grundlegende Dinge laufen schief. Die Menschen sind so gefühlskalt, wenig empathisch und ichbezogen (auch wenn sie sich nur auf ein Schein-ich beziehen und ihr wahres ich gar nicht kennen). Betrachtet man die Naturvölker, wird deutlich, dass unsere Entwicklung uns auch ganz schön unglücklich gemacht hat, na ja, vielleicht nicht jeden. Ich denke nur, wenn wir uns gegenseitig auch emotional mehr zur Seite stünden, müsste es gar nicht erst so pathologisch werden und dann könnten auch Schicksalsschläge wie die von Ihnen als Beispiel erwähnte Kinderlosigkeit aufgefangen, vielleicht sogar verstanden werden. Warum kann es denn nicht möglich sein, dass wir uns gegenseitig ein bisschen halten? Gut, dass ist sicherlich auch Sympathiesache. Vielleicht ist es aber auch Unsinn, die Menschheitsentwicklung zu verteufeln, aber irgendwie scheint sie mir doch dafür gesorgt zu haben, dass die eigentlichen Bedürfnisse des Menschen unterdrückt wurden und werden. Ist ja auch praktisch – wenn sie erstmal weg sind, stören sie nicht so. Aber gut, wir müssen ja mit der Zeit gehen und die Dinge sind jetzt, wie sie sind, genau wie die Menschen jetzt sind, wie sie sind. So ist es gut, dass Menschen wie Sie sich mit der menschlichen Seele beschäftigen und dahingehend sollte wirklich dringend investiert werden. Von Anfang an eine Art Lebensschule wäre aber mittlerweile auch schön, oder? Fakt ist doch eines: Der Mensch ist ein Beziehungswesen, wozu bräuchte sonst der Patient den Psychoanalytiker, der angehende Psychoanalytiker den Lehranayltiker oder später den Supervisor?

  2. Dunja Voos sagt:

    Lieber Genus verbi,
    das ist gut ausgedrückt:
    „Oder geht es nicht vielmehr darum, gemeinsam zu lernen das Leben zu tragen und zu halten – mit allem, was da kam, kommt und kommen wird? Hinsehen zu können, die Wahrheit tragen und halten zu können?“
    Auch. Ich glaube, in der Analyse-Ausbildung ist so vieles „auch“. Wohl jeder Mensch will selbst „heilen“ und frei werden von dem, was über das „normale Leid“ hinaus geht. Und ich glaube, jeder Mensch will auch helfen.
    Was „Heilung“ für ich bedeutet? Schwierig zu sagen. Ich glaube, was heute oft als „Depression“ bezeichnet wird, sind teilweise „normale menschliche Qualen“, mit denen wir nicht mehr gut umgehen können. Krankheit, Trennungen, Tod usw. gehören zum Menschsein dazu. Es wird jedoch „krankhaft“, wenn man über die Maßen leidet, wenn immer wieder massive Beziehungsprobleme entstehen oder massive Ängste. Wenn z.B. eine Frau keine Kinder bekommen kann, obwohl sie sich diese zutiefst wünscht – dann kann dahinter etwas „Krankhaftes“ stecken, was ihr Leben massiv behindert. Immer wieder kommt man in ähnliche Sackgassen, wo man denkt: Das ist nicht mehr normal. Ich glaube, jeder spürt in sich, was zum „normalen menschlichen Leiden“ dazugehört und was einfach „zu viel“ ist oder wo etwas fehlt, z.B. eine gute innere Mutter.
    „Heilung“ bedeutet für mich, frei von diesen übermäßigen, krankhaften Anteilen und gleichzeitig beziehungsfähig zu werden.

  3. Genus verbi sagt:

    Ist also das eigentliche Ziel eines Analytikers primär die eigene Heilung? Ich meine das jetzt ganz wertfrei, aber beim Lesen (auch durch Ihren Kommentar) bekam ich zuweilen den Eindruck. Die Lehranalyse als Heilmittel? Beginnt man sie, um Analytiker zu werden oder um selbst gesund zu werden? Warum wird man Analytiker? Will der Analytiker Heiler oder Geheilter sein? Gibt es überhaupt Heilung in dem Sinne? Ist das ganze Leben nicht vielmehr ein Prozess des Verstehens und Erfühlens? Und was, wenn der Analytiker nicht „heil“ wird in der Lehranalyse? Kann er/sie dann Patienten „heilen“? Oder geht es nicht vielmehr darum, gemeinsam zu lernen das Leben zu tragen und zu halten – mit allem, was da kam, kommt und kommen wird? Hinsehen zu können, die Wahrheit tragen und halten zu können? Was ist diese Heilung? Wie verstehen Sie diese?

  4. Dunja Voos sagt:

    Lieber Genus verbi,
    danke für diesen Kommentar! Nein, bisher dachte ich nicht an ein Wortspiel, sondern an eigene Wunden, die noch heilen sollen – aber Ihre Idee ist wirklich schön! Natürlich möchte man als Analytiker selbst auch andere heilen. Herzliche Grüße, Dunja Voos

  5. Genus verbi sagt:

    „doch noch zu heilen“ – meinen Sie es aktiv (also Heiler zu sein) oder passiv (selbst heil zu werden)? Oder implizieren Sie gar bewusst beide Bedeutungen? Letzteres fänd ich ja am schönsten.

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