
Eine Psychoanalyse-Ausbildung macht zwar Freude, aber sie ist auch lang, intensiv, komplex und mitunter kräftezehrend. Es kann Phasen geben, da drehen sich alle Gedanken nur noch um die Ausbildung: Kann ich in diesem Beruf zurechtkommen? Kommt der Patient und wird er bleiben? Eignet er sich? Zahlt seine Kasse? Hat der auserwählte Supervisor noch einen Platz frei? Kann ich die Pflicht-Seminare noch zeitlich in den Alltag integrieren? Bleibe ich gesund? Bleibt der Lehranalytiker gesund? Hält mein Auto durch? Reicht das Geld? Sorgen über Sorgen.
Das Gute daran: Man lernt, mit den vielen Unsicherheiten zurechtzukommen und sich mitten im Sturm zu entspannen. Schließlich ist das Leben selbst voller Unsicherheiten. Die Psychoanalyse-Ausbildung ist auch eine Lebensschule. Und das Schönste im Leben sind manchmal die Pausen.
Erzwungene oder freiwillige Pause?
In der Psychoanalyse-Ausbildung bei der DPV kann man einen Antrag auf eine Pause stellen – jeweils für ein Jahr, maximal fünf Jahre lang. Für manche kommt die Pause erzwungenermaßen, zum Beispiel weil die finanziellen Sorgen zu groß werden, Krankheiten in der Familie auftauchen oder weil die eigene Gesundheit das intensive Arbeiten nicht erlaubt. Manche nutzen die Pause, um selbst als Patient noch einmal eine kassenfinanzierte Psychoanalyse zu machen. Wohl jeder empfindet die Pause anders, doch sie ist voller Chancen und Möglichkeiten.
Während der Pause in der DPV-Ausbildung ist es für Ärzte unter Umständen möglich, die ärztliche Psychoanalyse-Weiterbildung nach der Weiterbildungsordnung der Ärztekammer fortzuführen. Psychologen können die Psychoanalyse-Ausbildung nach dem Psychotherapeutengesetz (PTG) fortführen. Diese Frage kann man mit dem Institut besprechen.
Die Vorteile der Pause
Man wird nicht jünger und man fragt sich, ob man seine Ziele noch erreichen kann. Eine erzwungene Pause kann wie eine Katastrophe erscheinen. Viele Ängste spielen da mit hinein: Werde ich dran bleiben? Werde ich alles wie gewünscht fortsetzen können? Werde ich das Interesse verlieren? Kann und will ich die Verbindung zu den Ausbildungskollegen und -kolleginnen halten?
Das Einläuten der Pause kann jedoch sogar zu dem Gefühl führen, seinem Ziel näher zu kommen, weil man jetzt alles aus einem gesünderen Abstand heraus betrachten kann. Man kann sich privat und beruflich auf anderer Ebene weiterentwickeln, vieles sortieren und sich neue finanzielle Konzepte erarbeiten. Die Pause ist wie eine Insel auf einer langen Reise durch das Meer. Man kann die Strecke auf einmal wieder überblicken und das Zielfähnchen sehen. Die Zukunft erscheint machbarer. Die Freude darauf kehrt zurück.
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