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Ich-Attacke

06.10.2021 von Dunja Voos 2 Kommentare

Ich schaue auf meine Hand und werde gewahr, dass ich lebe. Ich schaue aus mir selbst heraus und bin ganz alleine. Ich denke und fühle: Ich. Ich, ich. Ich, ich, ich, ich, ich. Grusel-ich! Auf einmal falle ich in ganz viele „Ichs“ – endlos und ohne dass mich jemand befreien könnte. Wie Zwiebelblätter gehen die Ich-Schalen auf und ich falle immer tiefer – wie in einen Trichter. Ich werde hinuntergezogen wie in einen Strudel, während ich gleichzeitig innerlich nach außen renne, aber immer nur auf eine Glaswand stoße. Wie eine Ertrinkende, die niemand mehr retten kann: Ich. Es ist, wie wenn man zu lange auf ein Wort schaut und es dann seinen Sinn verliert, seine Verbindung zu anderen Worten. Nur noch Echo und Hall. Nur noch Spiegelbild. Ich. We-ich. Eingeschlossen in weiche Grenzen. Fies ist das. Absolut fies und oft nur durch den Kontakt zu einem anderen Menschen zu beenden.

Lange habe ich überlegt, wie sich dieser Zustand erklären ließe. Dann fand ich das Buch von Thomas Ogden: „Frühe Formen des Erlebens“ (Psychosozial-Verlag, 2006), in dem er die „Autistisch-berührende Position“ beschreibt. Er schaut eines Tages auf eine Serviette („nap-kin“) und denkt über dieses einzelne Wort nach, bis es alle seine Verbindungen zu anderen Worten und seine Bedeutung verliert. Thomas Ogden schreibt: „An diesem Punkt hatte ich das äußerst beunruhigende Gefühl, eine Methode entdeckt zu haben, um mich verrückt zu machen“ (S. 85).

Ogden beschreibt, dass wir als Baby wichtige sensorische Erfahrungen machen, die wir ein Leben lang in uns tragen. Wenn die frühe Mutter-Kind-Dyade davon geprägt ist, dass das Baby keine ausreichend guten sensorischen Erfahrungen mit der Mutter machen kann, dann erlebt es sich auf eine furchtbare Weise als getrennt. Ogden schreibt:

„Wenn die Mutter-Kind-Dyade nicht in der Lage ist, auf eine Art und Weise zu funktionieren, die dem Kind eine heilende sensorische Erfahrung bietet, werden die Löcher im Gewebe des „zum Vorschein kommenden Selbst“ („emergent self“) (Stern, 1985) eine Quelle unerträglicher „Bewusstheit körperlicher Separatheit (die sich niederschlägt in) einer Agonie des Bewusstseins“ (Tustin, 1986, S. 43) (S. 54).

(Hier verweise ich wieder auf die möglichen, lebenslang schrecklichen Folgen der Vojta-Therapie bei Babys.)

Wie kommt das Ich ins Ich?

Das Gefühl der Ich-Attacke, wie ich es nenne, könnte man weiter so beschreiben: Alle anderen sind draußen, nur ich bin ich. Ich höre meine eigene Stimme. Ich kann nur noch aus mir rausgucken. Wie eine Gefangene. Mein Ich, mein Steuermann greift mich an. Er attacktiert mich. Sperrt mich ein. Wer ist Ich und wer ist Mich? Ich kneife mich in den Oberschenkel, um mich zu erlösen. Und bin wieder da. Sowas passiert nur, wenn man sich ganz allein fühlt. Wenn man auf s-ich zurückgeworfen wird. Ohne Verbindung zum anderen, ohne Verbindung zu sich selbst.

Dieses „unwirkliche Gefühl“ kann auch bei Hyperventilation auftauchen bzw. zur Hyperventilation führen.

Vielleicht jeder, der häufiger Reden hält, hat das schon erlebt, dass man sich auf einmal als ganz alleine empfinden kann und in Panik gerät. Man nimmt wahr, dass die eigene Stimme „so komisch“ widerhallt. Sie macht einem Angst. Hier kann es helfen, zu versuchen, sich emotional wieder mit den Zuhörern zu verbinden.

„Ich, immer noch Ich. Es ist unaushaltbar. Ich denke: „Ich“ und ich fühle „mich“ und ich merke, dass ich niemals ein anderer Mensch sein kann. Ich will das „Ich“ loswerden und blättere es ab. Und dann erscheint ein neues „Ich“. Wieder ist es da. Es geht nicht weg, es steht immer wieder auf. Die Angst vor der Unendlichkeit ist geboren. Es gibt keine Erlösung. Es gibt keine Verbindung zu einem anderen Menschen. Ich fühle mich wie jemand, der gerade eine entsetzliche Nachricht erhalten hat, der etwas verloren hat. Ich schlage die Hände vor’s Gesicht. Ich schreie. Ich kann nicht aus mir heraus. In solchen Momenten ist das Ich zu stark in mir. Es drängt mich aus mir heraus, aber ich kann nicht raus. Es fühlt sich an, wie auf ewig verdammt zu sein.“ Eine Betroffene.

Ist der Körper zu spüren, geht’s besser

Wohl viele kennen das Gefühl des „In-sich-selbst-Verlorenseins“. Manche bezeichnen es als „Derealisation“ oder „Depersonalisation“ („de“ = lateinisch: „weg“). Da kann es hilfreich sein, den Körper wieder zu spüren.

Wer eine Magen-Darm-Grippe oder einen Hexenschuss hat, der wird kaum eine „Ich-Attacke“ erleiden, weil er seinen Körper so sehr spürt und vollends damit beschäftigt ist.

Manche fühlen sich auch verloren, während sie Sport machen und sich selbst atmen hören. Doch häufig hilft Bewegung dabei, sich selbst wieder auf eine natürlichere Weise zu spüren und sich nicht gar so eingeschlossen oder verloren zu fühlen.

Verwandte Artikel in diesem Blog:

  • Depersonalisation und Derealisation
  • Wie kommt das Ich ins Ich?
  • Bewusstes, Bewusstsein nach Sigmund Freud
  • Die Suche nach dem Subjekt im psychotischen Erleben
  • Wenn die eigene Stimme fremd erscheint
  • PMR und Autogenes Training: Probleme bei Frühtraumatisierung

Literatur:

Ogden, Thomas:
Frühe Formen des Erlebens.
Psychosozial-Verlag, 2006

Tustin, Frances (1986):
Autistic Barriers in Neurotic Patients.
New Haven: Yale University Press, 1987
Taylorfrancis.com

Stern, Daniel (1985):
The Interpersonal World of the Infant.
New York: Basik Books

Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 19.1.2017
Aktualisiert am 6.10.2021

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Kategorie: Kurzgeschichten, Psychoanalyse Stichworte: Borderline, Psychoanalyse, Psychose, Trauma

Leser-Interaktionen

Kommentare

  1. Dunja Voos meint

    26.04.2021 um 19:56

    Vielen Dank für diesen Kommentar, liebe Liz!

  2. Liz meint

    26.04.2021 um 10:56

    Ich kenne das Ich-Ich-Ich-Ich….-Trichter-Zwiebel…-Gefühl quasi umgekehrt.
    Und habe noch nie jemanden getroffen, der es auch kannte!
    Ich hatte es nur einmal (im vollen Umfang).
    Ich war ca. 18. Wahrscheinlich waren meine Eltern auf Urlaub und ich war nicht mitgefahren. (Mein Bruder offenbar schon.)
    Ich war allein und wurde gewahr, dass ich allein war. Noch dazu in dem Bereich meiner Mutter (Küche) und ohne Gefahr, dass sie bald kommen würde.
    Es war kein Hinuntergezogen-Werden, sondern ein Auftauchen.
    Von weit unten im Meer – immer weiter herauf – ich – ich -ich -ich …
    Blasen steigen auf…es wird heller… alles ist lichtdurchflutetes Blau-Türkis ….
    Es war ein bisschen beängstigend (weil nicht steuerbar), aber auch cool, interessant, auch irgendwie bedeutsam…
    Ich glaube, da hat sich mein ICH erstmals(?) getraut, ganz hervorzukommen.
    Anschließend (?) bin ich in die Badewanne gegangen, um zu duschen. Das Wasser war kalt, da konnte ich mich spüren.

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