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Rund um Psychoanalyse :: Worte statt Pillen

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Aktuelle Seite: Startseite / alleinerziehend / Trotz und Liebe

Trotz und Liebe

24.01.2021 von Dunja Voos 2 Kommentare

Manchmal verstehen wir uns selbst nicht mehr: Wir sind einfach „trotzig“, obwohl wir es gar nicht wollen. Wir geben uns stachelborstig, obwohl wir in den Arm genommen werden wollen. Wir werden gebeten, etwas zu sagen oder zu tun und machen es gerade deshalb nicht. In der Psychoanalyse spricht der Patient auf einmal nicht weiter. Er widersetzt sich, er hat einen „Widerstand“. Was nun? Wer trotzig ist, fühlt sich häufig ohnmächtig und wie von vielen Zwängen hypnotisiert. Das Gefühl von innerer und äußerer Freiheit ist verschwunden. „Der andere würde mich ja sowieso nicht lassen und er würde mich nicht verstehen, es hat keinen Zweck“, denken wir. Trotz ist eine Art Resignation in einem eingefrorenen Zustand.

Wenn wir dem anderen etwas von uns erklären wollen, von dem wir denken, er versteht es nicht, werden wir unruhig. „Wie soll ich es ihr nur sagen?“, denken wir. Schon bei dem Gedanken an das Gespräch spüren wir Wut aufsteigen. Vielleicht schämen wir uns auch, weil unsere Beweggründe uns die Schamesröte ins Gesicht steigen lassen. „Ich kann nicht mehr Patienten am Tag behandeln, das übersteigt meine Kräfte“, denkt eine Psychotherapeutin. Doch der Chef gibt eine Mindestzahl vor. Kann sie ihm die Gründe erklären? Oder wird sie mit Trotz reagieren?

Trotz bei Kindern und Erwachsenen

Kinder, die trotzig sind, zeigen ihren Eltern vielleicht, dass sie heute einfach schon zu viele „Neins“ gehört haben. Die vielen „Warte-mal-kurz“ haben sich zu einem Berg aufgetürmt. Die Eltern haben gar nicht bemerkt, wie oft sie ihr Kind an diesem Tag schon eingeschränkt haben. Die Kinder wiederum sind maßlos abhängig von ihren Eltern und wenn Eltern ihre Macht zu sehr ausüben, gehen Kinder in den Trotz. Es ist für sie die einzige Reaktion, die bleibt, um sich in ihrer Ohnmacht wenigstens noch selbst zu spüren. Bei Erwachsenen ist es oft sehr ähnlich, wobei sie sich manchmal unterdrückt, abhängig und ohnmächtig fühlen, obwohl sie es vielleicht gar nicht sind. Aber sie empfinden es so, weil sie es in der Kindheit so oft erlebt haben. Beim Trotz gerät man ins Stocken. Jeder Muskel scheint erstarrt.

„Die feindlichen Gefühle bedeuten ebenso eine Gefühlsbindung wie die zärtlichen, ebenso wie der Trotz dieselbe Abhängigkeit bedeutet wie der Gehorsam, wenn auch mit entgegengesetztem Vorzeichen.“
Sigmund Freud (1917): Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse: 27. Vorlesung: Die Übertragung

Kraftlosigkeit trifft auf Kraftlosigkeit

Mütter und Väter, die ihrem schreienden Kind gegenüberstehen, sind oft selbst gerade am Ende. Der Tag war lang und man möchte einfach nur in Frieden nach Hause oder ins Bett kommen. Irgendwie warten wir Eltern darauf, dass das Kind jetzt aufhört zu schreien und einfach in Ruhe das tut, was ansteht. Es ist merkwürdig, wie wir Erwachsenen da immer wieder auf eine Art Wunder hoffen. Doch das Kind zeigt uns, dass es das nicht einfach kann. Es kann nicht einfach aufhören, sich zu wehren. Es braucht das Sich-Wehren noch. Das Kind ist eigentlich die schwächere Person von beiden, auch wenn es noch so wütend schreit. Doch die Eltern, die vielleicht selbst zu oft in ohnmächtige Positionen geraten, fühlen sich ebenfalls unendlich schwach. Wir Erwachsenen können uns manchmal nur ebenso schwer regulieren wie unsere Kinder auch.

Wenn wir am Ende unserer Kräfte sind und unser Kind trotzt, dann bräuchten wir eigentlich selbst jemanden, der uns in den Arm nimmt.

Das trotzende Kind hasst seine Starre in dem Moment selbst, weil es sich absolut verloren fühlt. Es würde so gerne anders, aber es weiß nicht wie. Es ist vollkommen orientierungslos und gibt den Eltern widersprüchliche Zeichen: Hass und Liebe liegen sehr nahe beieinander.

Wir alle kennen dieses Bild: Wir gehen durch die Stadt und da steht eine Mutter mit ihrem schreienden Kind. Das Kind will auf den Arm genommen und getragen werden. Die Mutter fühlt sich selbst dabei „auf den Arm genommen“. Ihre Einkaufstaschen sind schwer, sie ist müde und: Sie fühlt Trotz. „Von Dir lasse ich mir doch nicht auf der Nase herumtanzen!“, ruft sie dem Kind zu. Sie dreht sich um und geht ein paar Schritte weiter. Das Kind ist nun vollends außer sich und schreit. Doch wenn die Mutter die Kraft findet, wieder auf ihr Kind zuzugehen und es hochzunehmen, wird die dramatische Szene wahrscheinlich rasch beendet sein. Ihr Kind zeigt wahrscheinlich nicht Triumph (wie die Mutter befürchten mag), sondern einfach nur Erleichterung und Dankbarkeit.

Gefühle zeigen und Mitgefühl üben

Die Mutter kann dem Kind ihren Unmut zeigen, aber sie kann auch zeigen, dass sie die psychische Kraft hat, die vertrackte Situation zu beenden. Leider haben viele Mütter und Väter selbst zu oft die Erfahrung von Ohnmacht gemacht. Wenn sie dem Kind nachgeben, auf es zugehen und es hoch heben, haben sie das Gefühl, das Kind habe den Kampf „gewonnen“. Doch oft ist das Kind erleichtert und das wütende Schreien wird zum erleichterten Schluchzen.

Bewegung hilft. Wenn wir uns selbst im Widerstand befinden und „trotzig“ sind, hilft manchmal einfach Bewegung. Ein Raum- oder Ortswechsel oder ein Gang um den Block oder tiefes Ausatmen, kann den Widerstand lösen.

„Oben und unten“

Auch eine Veränderung im Denken kann möglicherweise helfen, aber nur dann, wenn das Gefühl mitkommt: Beim Trotz geht es oft um „oben und unten“, um „Kontrolle und Widerstand“ und um das Gefühl „zu kurz“ zu kommen. Es ist ein Kräftespiel. Das kann man jedoch infrage stellen.

Vielleicht demonstriert der andere gerade nur Macht, weil er selbst Angst hat, sein „Ich“ langsam aber sich zu verlieren? Vielleicht ist der andere gerade selbst erstarrt? Vielleicht versteht der andere mich sehr gut, wenn ich ihm erzähle, wie es mir geht. Vielleicht ist es gar nicht so hoffnungslos wie ich glaube. Vielleicht sind wir nicht stärker und schwächer als der andere, sondern fühlen uns ganz ähnlich wie er, doch jeder wartet, dass der andere sich lösen kann und den ersten Schritt geht.

Güte und Dankbarkeit

Wenn die Mutter zum trotzigen Kind geht und es hochhebt, dann befürchtet die Mutter oft, sie sei nicht „konsequent“ und sie sei „manipuliert“ worden. Doch das Kind empfindet es oft anders. In ihm können neue Bilder entstehen, sodass es später auch mit den Begriffen „Dankbarkeit, Gnade, Barmherzigkeit“ etwas anfangen kann. Ob es die Mutter oder den Vater jedoch für zu „nachgiebig“ hält? Denkt das Kind, dass seine Eltern zu weich sind, wenn es ihnen gelingt, die trotzige Situation aufzulösen. Nein – denn das Kind spürt auch, dass das ein Kraftakt für die Eltern ist. Nur dann, wenn die Eltern ständig selbst über ihre Grenzen gehen und dem Kind nicht zeigen, wie es ihnen wirklich geht und wann ihre Kräfte zu Ende sind, entsteht ein ungutes Ungleichgewicht. Wenn Mutter oder Vater jedoch genug inneren Raum haben, um in Trotzsituationen auf das Kind zugehen zu können, werden sie ein oder zwei Jahre später feststellen, dass das Kind kein Tyrann geworden ist und liebevoll mit sich und anderen umgehen kann.

Doppelbotschaften. Im Trotz geben wir Doppelbotschaften. Wir denken innerlich vielleicht sogar: „Es tut mir so leid, ich will dir nicht weh tun, aber ich bin gerade wie in Ketten gelegt.“

Wiedergutmachung – ein Grundbedürfnis. Wir alle haben das Bedürfnis, die Dinge wiedergutzumachen. Das Wissen darum, wirkt entspannend.

Wem es gut geht, der muss weniger trotzen

Oft wird ein Kind dann trotzig, wenn die Grundbedürfnisse nicht mehr befriedigt sind – wenn es schlicht müde, hungrig, durchgefroren oder durstig ist, wenn es zu lange von Mutter und Vater getrennt war oder am selben Tag schon 20-mal ein „Nein“ verkraften musste. Ähnlich ist es bei uns Erwachsenen auch. Je besser und freier wir uns fühlen, desto weniger müssen wir trotzen.

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Dieser Beitrag erschien erstmals am 7.11.2012
Aktualisiert am 24.1.2022

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Kategorie: alleinerziehend, Gefühle, Kinder, Lebenshilfe, Psychoanalyse Stichworte: alleinerziehend, Emotion, Kinder, Lebenshilfe, Psychoanalyse

Leser-Interaktionen

Kommentare

  1. Elisabeth meint

    23.06.2021 um 10:27

    Hallo!
    Ich finde mehr als schade, dass auch in diesem Artikel ausschließlich die Mutter als Bindungsperson benannt wird, die Trotz aushält, verursacht, löst. Anonsten hat mir der Text gefallen, interessant wie hilfreich.

  2. Katharina B. meint

    13.05.2013 um 19:14

    Danke für diese gute Zusammenfassung. Ich werde sie mit Freude von meinem Blog aus verlinken, auf dem ja so einiges über’s Trotzen steht. In unserer Familie prallen ja gleich drei Sturköpfe aufeinander, zwei davon mit 40 Jahren Erfahrungsvorsprung auf den Dritten (aber der holt auf :-) )
    Ich fand und finde es hilfreich, in Trotzsituationen im Hinterkopf zu behalten, dass das Kind a) es nie, nie, nie persönlich meint und b) aus seiner Perspektive Recht hat. Wieso hat es Recht? Weil die Welt so riesengross ist, und ich selber so winzig klein und machtlos, und ich möchte doch wenigstens ein kleines Bisschen selbst bestimmen können…
    Die Sache mit der Wiedergutmachung und dem Wieder herstellen der Verbindung finde ich ebenfalls ganz, ganz wichtig. An „trotzigen Tagen“ (ja, auch Mamas trotzen! und wie!) lege ich viel Wert auf einen gemeinsamen Mittagsschlaf, da wird gekuschelt bis satt! Und als Mama kann man auch mal nachgeben oder sich entschuldigen, wenn man Unrecht hat. Dadurch verliert man nicht etwa an Autorität. Nein, man gewinnt ganz viel an Respekt!

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