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Aktuelle Seite: Startseite / Lebenshilfe / Zärtlichkeit ist eine Schicht – warum sie oft so schwer zu ertragen ist

Zärtlichkeit ist eine Schicht – warum sie oft so schwer zu ertragen ist

29.05.2020 von Dunja Voos Kommentar verfassen

Manche Menschen stellen ihre Borsten auf, sobald ihnen jemand mit Zärtlichkeit begegnet. Berührung ist oft sehr nah an psychischem Schmerz. Viele Menschen haben in ihrer Kindheit nur wenig Zärtlichkeit gespürt. Dadurch wächst die Sehnsucht danach. Wenn uns dann jemand zärtlich begegnet, spüren wir nochmal sehr deutlich, was wir alles vermisst haben. Der „Schmerz des Unterschieds“ zwischen der Zärtlichkeit jetzt und dem Mangel, der ansonsten herrscht, ist nur schwer auszuhalten.

Zudem ist es die Nähe zur Sexualität, die vielen Angst macht und Scham hervorruft. Zärtlichkeit kann rasch als „zu nah“ erlebt werden und dann unter Umständen auch mit Ekel verbunden sein. Ekel kann entstehen, wenn jemand die eigenen Grenzen überschreitet und einem „zu nahe“ kommt.

Kinder, die in einem sexualisierten Klima groß wurden, reagieren als Erwachsene manchmal sogar dann schon mit Abwehr, wenn ein anderer zärtlich mit ihnen spricht. Was für andere Menschen eine sichere Situation ist, bekommt in der Vorstellung des missbrauchten Menschen schnell einen „sexuellen Touch“.

Zärtlichkeit ist nahe an der Sexualität, nah am Missbrauch, nahe am Zerbrechen, nah am Schmerz. Zärtlichkeit ist eine ganz empfindliche Schicht zwischen Schwäche und Kraft, zwischen Gut und Böse.

Auch der Umgang mit dem eigenen Mörderischen will gelernt sein. Die Zärtlichkeit erinnert einen auch daran, wie gewaltsam man selbst manchmal sein kann. Wer zärtlich ist, spürt, wie leicht man etwas zerdrücken kann. Das eigene Mörderische verdrängen wir gerne, aber die Zärtlichkeit kann es anklingen lassen. Wo etwas Zartes ist, können wir es auch leicht zerbrechen. Es braucht viel Übung für den Fahrer eines großen Trucks, bis es ihm gelingt, das Ungetüm sanft zu bremsen und zu lenken.

Unbestimmtes Leiden

Häufig ist dies alles den Betroffenen zunächst nicht bewusst. Sie leiden nur auf unbestimmte Weise darunter, dass sie Zärtlichkeit oder schon allein berührende Worte einerseits vermissen, aber andererseits nur schwer zulassen können. Sie schämen sich sofort, sobald Zärtlichkeit auftaucht. Manche reagieren sogar vegetativ – es wird ihnen schlecht oder sie bekommen Angst.

„Wir rechnen zum »Sexualleben« auch alle Betätigungen zärtlicher Gefühle, die aus der Quelle der primitiven sexuellen Regungen hervorgegangen sind, auch wenn diese Regungen eine Hemmung ihres ursprünglich sexuellen Zieles erfahren oder dieses Ziel gegen ein anderes, nicht mehr sexuelles, vertauscht haben.“
Sigmund Freud: „Über ‚wilde‘ Psychoanalyse“, 1910
www.textlog.de/freud-psychoanalyse-wilde-psychoanalyse.html

Neue Erfahrungen und neue Bilder mithilfe der Psychoanalyse

In einer Psychoanalyse können viele die Erfahrung machen, dass Zärtlichkeit eine breite Schicht ist. Beim missbrauchten Menschen ist es vom „normalen Kontakt“ bis zum „Sexuellen“ ein kurzer Weg. Es lässt sich aber lernen, dass dazwischen auch eine breite Schicht liegen kann aus vielen Formen der Zärtlichkeit.

Es gibt so etwas wie eine „sichere Zärtlichkeit“. Es gibt liebevolle und zärtliche Begegnungen und Beziehungen, in denen die Grenze zur Sexualität sicher gewahrt bleibt. Zärtlichkeit kann Erregung erwecken. Manche Menschen können das bemerken, genießen, bei sich bleiben und sich sicher fühlen. Andere flüchten sofort und wehren die Zärtlichkeit ab, weil sie Angst haben, ihre Impulse nicht beherrschen zu können. Dies hängt sicher auch vom Lebensalter ab: Je älter man wird, desto breiter kann die Zärtlichkeits-Schicht werden.

Der Psychoanalytiker Hermann Beland erklärt, wie Sigmund Freud den Zusammenhang von Sexualität und Zärtlichkeit sah:
„So spricht Freud von zielgehemmten Trieben als Ursache der Zärtlichkeitsbeziehung, ‚die unzweifelhaft aus Quellen sexueller Bedürftigkeit herrührt und regelmäßig auf deren Befriedigung verzichtet‘ (1933a, S. 103), so dass eine dauernde Objektbesetzung* und eine anhaltende Strebung zustande kommt.“ (Hermann Beland: Die Angst vor Denken und Tun. Psychosozial-Verlag, 2. Auflage 2014: S. 30)
*“Objektbesetzung“ heißt, dass der andere einem viel bedeutet. Der andere ist also mit viel Bedeutung besetzt.

Sichere Zärtlichkeit

Bei der „sicheren Zärtlichkeit“ ist es so wie in einem liebevollen Elternhaus, in dem die Eltern die Grenzen der Kinder wahren. Das sieht sicher überall etwas anders aus, aber häufig doch so: Die Eltern klopfen an, bevor sie das Zimmer des Kindes betreten, sie ziehen sich etwas über, bevor sie aus dem Badezimmer kommen, sie beschämen das Kind nicht und verschonen es mit doppeldeutigen Berührungen, Bemerkungen und obszönen Witzen. Kinder, die von ihren Eltern in ihren Grenzen respektiert werden, können Zärtlichkeit und berührende Worte genießen, weil es sich weich anfühlt und sie nicht so rasch in Bedrängnis bringt.

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Literatur:

Ferenczi (1933):
Sprachverwirrung zwischen dem Erwachsenen und dem Kind.
Die Sprache der Zärtlichkeit und der Leidenschaft.
Internationale Zeitschrift für Psychoanalyse XIX 1933 Heft 1/2
archive.org/stream/InternationaleZeitschriftFuumlrPsychoanalyseXixHeft12/IZ_XVIII_1933_Heft_1_2#page/n1/mode/2up

Dieser Beitrag erschien erstmals im Februar 2015.
Aktualisiert am 29.5.2020

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Kategorie: Lebenshilfe, Psychoanalyse, Sexueller Missbrauch, Vegetativum Stichworte: Emotion, Psychoanalyse, Sexueller Missbrauch, VegetativesNervensystem

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