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Aktuelle Seite: Startseite / Lebenshilfe / Rumpelstilzchen – was, wenn man sich selbst so fühlt?

Rumpelstilzchen – was, wenn man sich selbst so fühlt?

02.10.2019 von Dunja Voos Kommentar verfassen

rumpelstilzchen

Wenn das Märchen „Rumpelstilzchen“ interpretiert wird, liegt der Schwerpunkt häufig auf der Müllerstochter, die sich zur Frau entwickelt und viele Hürden überwinden muss (Beispiel: maerchen-cut.de). Märchen helfen, die eigene Innenwelt zu verstehen. Was aber, wenn man das Märchen aus Sicht des Rumpelstilzchens betrachtet? Was, wenn man sich so fühlt, als sei man das Rumpelstilzchen selbst? Das Rumpelstilzchen ist ausgeschlossen von dieser Welt. Es ist einsam und hässlich. Es ist selbst noch ein Kind, gleichzeitig ein Greis und es verrät sich selbst. Es hilft der Prinzessin, am Leben zu bleiben und ihren König zu heiraten – und geht selbst leer aus. Es hat selbst zu wenig Liebe erhalten, es ist nicht liebenswert, nur nützlich. Wenn es seine Arbeit getan hat, muss es gehen.

Undenkbar für das Rumpelstilzchen, selbst einmal eine Frau zu finden und ein Kind zu bekommen. Daher kommt es auf die Idee, ein Kind zu stehlen. Es sieht keine Chance, auf anderem Wege aus der Einsamkeit zu finden. Fast gelingt es ihm: Das vermeintliche Glück ist gerade vor seiner Nase, als die Königin Rumpelstilzchens Namen errät. Das Böse wird ertappt und entlarvt.

Den Begriff „Rumpelstilzchen“ gibt es wirklich: Ein Rumpelstilzchen ist ein „Treibstock, der in wasserbetriebenen Mühlen den Rüttelschuh immer gleichmäßig arbeiten lässt …“
(Quelle: Günter H. Seidler: Rumpelstilzchen auf der Couch, V&R 1990, S. 263, http://psydok.psycharchives.de/jspui/handle/20.500.11780/1262)

Das Rumpelstilzchen taucht auf, als die Prinzessin eingesperrt ist. Es ist eine Phantasie der Prinzessin, um ihre Einsamkeit zu verarbeiten. Sie ist nur deshalb in die Gefangenschaft geraten, weil ihr eigener Vater mit ihr geprahlt hat und der Vater des Prinzen geldgierig ist. Das Rumpelstilzchen ist aus der Not geboren und wird zu einem verhängnisvollen Freund. Es wird zu einer Art „falsches Selbst“ im Inneren der Prinzessin. Es ist aber auch das abgespaltene, innere „Böse“ und „Allmächtige“ der Prinzessin. Später, als die Prinzessin seinen Namen erkennt, verhöhnt sie es – es sieht aus, als habe sie die Angst vor dem Rumpelstilzchen verloren, aber die Gefahr bleibt, dass es immer wieder als „böses Etwas“ auftauchen kann.

Hat das Rumpelstilzchen eine Chance?

Vielleicht fühlt sich so manches Kind oder so mancher Erwachsener selbst wie ein Rumpelstilzchen – genauso sonderbar, unansehnlich, schuldig, schambehaftet, ungewollt, benutzt und einsam. Die eigene Fähigkeit (Gold zu spinnen) ist eine allmächtige Spinnerei – und sie bringt nur dem anderen was. Der andere wird dadurch gerettet und kann sich damit brüsten. Vielleicht steht das Rumpelstilzchen für eine Figur, die wir selbst in unserer Einsamkeit in uns tragen: Manchmal kann man (im stillen Kämmerlein) Großartiges vollbringen, aber manchmal möchte man heimlich dem anderen etwas rauben – vielleicht, weil man glaubt, man bekäme das Gute sonst sowieso nicht.

Das Rumpelstilzchen hasst sich selbst. Es nimmt keinen Kontakt zu anderen auf – außer zu einem einzigen Menschen. Es ist ein Außenseiter und tief einsam. Hass und Neid auf die Liebe anderer und Zerstörungswut erfüllen es und schließlich wird es zerstört davon. Es glaubt nicht daran, dass es ihm einmal möglich sein wird, dasselbe Glück zu erfahren wie andere auch: Liebe, Partnerschaft, Familie, Kinder.

Hoffnungslos

Vielleicht fühlt sich jeder Mensch dann und wann wie Rumpelstilzchen: isoliert, einsam, namenlos. Menschen, die am Rande unserer Gesellschaft stehen, fühlen sich wahrscheinlich häufig so. Rumpelstilzchen scheint von Anfang an verloren zu sein, weil es so unliebsam, kindisch und dabei gleichzeitig alt ist. Es ist schwer, sich vorzustellen, dass sich dieses Wesen entwickeln könnte, dass es wachsen, ansehnlich und sympathisch werden könnte, wenn es auf den richtigen Menschen trifft. Es ist unveränderbar. Irgendwann braucht man es nicht mehr.

Warum wird das Rumpelstilzchen zerstört, als man es beim Namen nennt?

Sobald Rumpelstilzchen mit Namen erkannt wird, zerstört es sich. Es zerreißt sich vor Scham und Schuld in der Luft. Es möchte vor Scham im Boden versinken. Es ist aber auch so, dass der Schrecken vergeht, sobald er benannt werden kann (siehe Twitter). Die frühe Angst der Mutter, das Kind doch noch zu verlieren, verschwindet.

Ein hervorragendes Essay zum Suizid von Rumpelstilzchen:
John Terry Maltsberger & Elsa F. Ronningstam:
Rumpelstiltskin Suicide
Suicidology Online 2011; 2:80-88.
http://www.suicidology-online.com/pdf/SOL-2011-2-80-88.pdf
Rumpelstilzchen suizidiert sich, als es seine Grandiosität verliert.

Katharina Thalbach spielt das Rumpelstilzchen

In der deutsch-österreichische Verfilmung des Rumpelstilzchens aus dem Jahr 2006 wird Rumpelstilzchen von der wunderbaren Katharina Thalbach gespielt. In dem kleinen Hutzelmännchen steckt eine großartige Schaulspielerin.

Rumpelstilzchen
Filmmusik: Christoph Zirngibl
Produktion: provobis
Müllerstochter Marie: Marie Christine Friedrich,
König: Sebastian David Fischer
Rumpelstilzchen: Katharina Thalbach
DVD bei amazon

Verwandte Artikel in diesem Blog:

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Links:

Seidler, Günter H.
Rumpelstilzchen auf der Couch –
ein Ensemble von Scham-, Identitäts- und Vaterthematik
Verlag Vandenhoeck&Ruprecht, 1990
psydok.psycharchives.de/jspui/handle/20.500.11780/1262

Dr. med. Annette Prollius
Rumpelstilzchen – Verraten und verkauft
www.dr-annette-prollius.de/Homoeopathie/Homoeopathisch_gesehen/Maerchen/Rumpelstilzchen/

Brigitte Berchtold
Das Rumpelstilzchen-Prinzip
gedankenschatz.de/das-rumpelstilzchen-prinzip/

Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 9.12.2013
Aktualisiert am 2.10.2019

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Kategorie: Lebenshilfe, Psychoanalyse Stichworte: Einsamkeit, Lebenshilfe, Psychoanalyse

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