Ich finde, es gibt viele Gründe, warum man die Psychoanalyse nicht so erforschen kann, wie wir Forschung gewohnt sind. Viele Veränderungen erleichtern die Patienten, jedoch sind sie nicht als „Symptomverbesserung“ auf den ersten Blick erkennbar. Beispielsweise wird im Depressionstest auf Therapie.de nach Traurigkeit gefragt: „Ich fühle mich bedrückt, schwermütig und traurig: Nie/manchmal/oft/meistens.“
Ein Psychoanalyse-Patient sagt: „Ich bin endlich nicht mehr verbittert. Ich kann endlich traurig sein, darüber bin ich sehr froh.“
Durch die Traurigkeit gelang es dem Patienten schließlich, mit anderen in Resonanz zu treten und sich trösten zu lassen. Er konnte an schwermütigen Tagen nun melancholische Texte verfassen. Die frühere Verbitterung hatte für Starre und Isolierung gesorgt, was für den Patienten viel belastender war.
Ein weiteres Item im Depressionstest lautet: “ Ich beschäftige mich in Gedanken mit Tod oder Selbstmord: nie/manchmal/meistens/immer.“ Ein Psychoanalyse-Patient sagt: „Mich hat es immer gequält, dass ich mir noch nicht mal den Suizid als Ausweg vorstellen konnte, weil ich mir einfach den Zustand von Ruhe oder Ende nicht vorstellen konnte. Das kann ich jetzt aber dank der Analyse. Ich bin sehr erleichtert, dass ich jetzt die Vorstellung habe: Zur Not kann ich gehen. Ich muss nicht alles aushalten. Ich muss nicht ewig leiden. Seither fällt mir das Leben sehr viel leichter – ich fühle mich nicht mehr so gelähmt und gefangen.“
Das heißt: Dem Patienten geht es zwar so schlecht, dass er sich viel mit dem Tod beschäftigt, aber er kann es jetzt auf eine erlöste Art tun. Infolge der Analyse kann er sich endlich den Zustand „Ruhe“ überhaupt erst vorstellen. Es ist sozusagen ein Paradox entstanden: Dadurch, dass er sich Ruhe im Leben vorstellen kann, muss er nicht mehr so viel an Suizid denken. Dadurch aber, dass er sich jetzt auch den Suizid als Notlösung und Ende vorstellen kann, fällt ihm das Leben leichter. Es beruhigt ihn im Leben und sorgt für mehr Lebensfreude.
Im Beck Depressions-Inventar (BDI) wird gefragt:
„0 Ich habe keine Schuldgefühle, 1 Ich habe häufig Schuldgefühle, 2 Ich habe fast immer Schuldgefühle, 3. Ich habe immer Schuldgefühle.“ (Je höher die Punktzahl im BDI, desto schwerer die Depression – aus Sicht dieses Tests.)
Ein Psychoanalyse-Patient erzählt: „Ich bin froh, dass ich endlich auch Schuld empfinden kann. Vorher war da immer nur Anspannung – ich konnte mich selbst gar nicht als Urheber meiner Handlungen empfinden. Seit ich Schuld empfinden kann, fühle ich mich nicht mehr so orientierungslos. Ich übernehme mehr Aufgaben, habe im Beruf nun eine höhere Position und fühle mich daher auch öfter schuldig, weil es da eben auch viel Gelegenheit gibt, viel falsch zu machen, wenn man viel tut.“
Auch die Aufgabe eines Berufs kann als Fortschritt angesehen werden. Eine Analysandin erzählt: „Ich musste meinen Beruf während der Psychoanalyse aufgeben. Ich war Stewardess und habe nie etwas anderes gelernt. Ich war latent suizidal. Ein Absturz wäre mir egal gewesen. Jetzt liebe ich das Leben – ich will es nicht mehr täglich auf’s Spiel setzen und ich will der Umwelt nicht mehr schaden.“
Ich selbst halte ja viele Geschichten zu Psychopharmaka für Märchen. Es ist, hätte ich mir damals als Ärztin im Krankenhaus einfach die Märchen zu einem bestimmten Wirkstoff gemerkt. Bitteschön: Esciatlopram wird gerne bei sozialer Phobie eingesetzt. Es ist ein selektiver Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI). Als unerwünschte Wirkung ist eine Verlängerung der QT-Zeit bekannt; das heißt, dass der Erregungsablauf im Herzen verzögert wird, was bei Herzkranken zu Problemen führen kann. Weiterlesen
Hab Acht. Wenn du die Acht etwas drehst, steht sie für die Ewigkeit. Mit dieser ewigen Hab-acht-Stellung willst du dich schützen. Doch erschöpfst du dein Herz. Die Hab-acht-Stellung in einer friedlichen Umgebung bewirkt, dass du die Umgebung als bedrohlicher deklarierst, als sie ist. Die Hab-acht-Stellung ist veraltet. Sie stammt aus deiner frühen Kinder-Zeit, als du noch keine Worte hattest, als du noch nicht sehr weit denken konntest, als du noch nichts wusstest, als du völlig ausgeliefert warst. Siehe, die Zeiten haben sich geändert. Aber du schleppst deine Acht mit dir herum wie ein Ewigkeitszeichen. Schmeiß sie weg. Schmeiß sie weg. Weiterlesen