
Wenn wir von „Triggern“ sprechen, dann meinen wir damit, dass traumatisierte Menschen bei bestimmten Auslösern in einen Trauma-ähnlichen Zustand kommen. Häufig stellt man sich unter „Triggern“ Gewaltszenen, Bilder von Blut oder bestimmte Worte vor. Doch es gibt auch innere Trigger: Bestimmte Gefühlszustände können die betroffenen Menschen völlig aus den Socken hauen. Dazu können folgende Zustände und Situationen gehören:
Die Entscheidung: Wenn traumatisierte Menschen eine Entscheidung treffen sollen – und sei sie auch noch so klein – dann geraten sie oft in enorme innere Anspannung. Nicht selten kann dadurch eine Angstattacke ausgelöst werden. Schon die Frage: „Soll ich links oder rechts herum gehen?“ kann zu inneren Gefühlen der Katastrophe führen. Vielleicht hatten die Betroffenen unberechenbare Eltern, sodass es Strafen gab, ohne dass der Betroffene sie einordnen konnte.
Das Warten. „Immer wenn ich an der Kasse stehe, bekomme ich eine Angstattacke. Ebenso beim Warten an Bahnhöfen oder im Stau.“ Das Warten, das „Sich-nicht-Fortbewegen-Können“ löst in vielen furchtbare Gefühle aus. Panikattacken entstehen oft im Stau. Dabei ist nicht unbedingt entscheidend, was wir denken, sondern wie wir fühlen.
Schon Babys fangen im Auto an zu schreien, wenn das Auto an der roten Ampel stehen bleibt. Die beruhigende Bewegung fällt weg, das Baby wird wach. Auch als Erwachsene haben wir so einen Mechanismus immer noch in uns.
Vielleicht weckt das Warten die uralte Angst: „Gleich passiert mir wieder etwas Schreckliches.“ Das kann z.B. besonders auch Menschen betreffen, die als Baby die quälende Vojta-Therapie erhielten. „Wann kommt der nächste Angriff?“ Diese Frage taucht beim Warten im Unbewussten auf.
Die Überraschung. Wenn plötzlich etwas anders läuft als gedacht, kann dies entweder einen vorhandenen Angstzustand durchbrechen oder es kann das entspannte Gefühl in Anspannung verwandeln.
Es passt nicht. Wenn etwas „unpassend“ ist, dann spüren wir uns mehr. Wir bekommen davon aversive Gefühle – schon die englischen Begriffe „Odd“ und „Even“ spiegeln das lautmalerisch wieder. Beim „Unpassenden“ kommt die Differenziertheit zum Vorschein. Der Betroffene fühlt sich anders und damit alleingelassen. Das ruft Ängste hervor, die vielleicht in der frühen Kindheit auftraten, wenn das Kind übermäßig lang oder zur Strafe alleingelassen wurde. Menschen, bei denen „Trennungen verboten“ sind, werden durch das „Unpassende“ besonders beunruhigt.
Das „Zuviel“. Wenn uns etwas „zu viel“ wird, dann ist sozusagen unser inneres Körbchen übervoll. Es kommt zu einem „Shutdown“ und wir reagieren nicht mehr mit unserem Verstand. Durch das „Zuviel“ werden „krankhafte“ bzw. automatische Mechanismen in uns angeregt.
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Dieser Beitrag erschien erstmals am 17.1.2020
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