Die „Transference Focussed Psychotherapy (TFP)“ heißt auch „Übertragungs-fokussierte Borderline-Therapie“. Sie ist eine spezielle Form der psychodynamischen Therapie, bei der sich Therapeut und Patient auf das „Übertragungsgeschehen“ konzentrieren. Eine typische Frage des Analytikers lautet zum Beispiel: „Und wie ist es hier? Bin ich nun auch jemand, der Sie nicht akzeptiert?“ [Weiterlesen…] Infos zum Plugin Übertragungsfokussierte Psychotherapie – Transference Focused Psychotherapy (TFP) nach Kernberg
Therapieformen
Dialektisch Behaviorale Therapie (DBT)

Die „Dialektisch Behaviorale Therapie“ (DBT) ist eine spezielle Therapie für Patienten mit Früher Störung bzw. Borderline-Störung und komplexer Posttraumatischer Belastungsstörung. Häufig schädigen sich die Betroffenen auf die verschiedenste Weise selbst und haben große Schwierigkeiten, gut für sich zu sorgen und mit anderen Menschen befriedigend zu kommunizieren. Sie können Spannungen schwer aushalten und verlieren leicht die Fassung. Die DBT soll hier rasch und konkret helfen. [Weiterlesen…] Infos zum Plugin Dialektisch Behaviorale Therapie (DBT)
Stuhldialog: Die Anteile des Ichs auf verschiedene Stühle verteilen
Der „Stuhldialog“ ist ein Element des Psychodramas, der Gestalttherapie und der Schematherapie (siehe Dorsch Lexikon der Psychologie). Der Therapeut stellt leere Stühle um den Patienten auf. Der Patient kann den Stühlen Anteile von sich zuordnen, z.B. kann er auf einem Stuhl die Wut unterbringen, auf einem zweiten Stuhl unterwürfiges Verhalten und auf einem dritten Stuhl ein forderndes „Eltern-Ich“, das zum „Zusammenreißen“ aufruft. [Weiterlesen…] Infos zum Plugin Stuhldialog: Die Anteile des Ichs auf verschiedene Stühle verteilen
Achtsamkeit (Mindfulness)
Achtsamkeit – ohne Anstrengung im Hier und Jetzt sein. Nichts bewerten, einfach wahrnehmen. Jeder Gedanke, jedes Gefühl oder jede Sinneswahrnehmung wird gewürdigt und als das akzeptiert, was es ist. Das ist gemeint, wenn von „Achtsamkeit“ (englisch: „Mindfulness“) die Rede ist. Wer sich gerade in einem Zustand der „Achtsamkeit“ befindet, der beobachtet seine Gedanken und Gefühle, ohne sich zu sehr mit ihnen zu identifizieren und ohne darauf automatisch zu reagieren. So beschreiben es der Psychoanalytiker Scott R. Bishop (Universität Toronto, Kanada) und seine Kollegen in dem Beitrag „Mindfulness: A Proposed Operational Definition“. [Weiterlesen…] Infos zum Plugin Achtsamkeit (Mindfulness)
Schematherapie

Die Schematherapie gehört zur Dritten Welle der Verhaltenstherapie. Hier wird die Kindheit stark berücksichtigt. Schematherapeuten gehen davon aus, dass es „Lebensfallen“ (Schemata) gibt, die uns immer wieder behindern und die im Laufe unserer Entwicklung entstanden sind. (Dies entspricht dem Begriff der „Fixierung“ in der Psychoanalyse.)
Es gibt 18 Schemata (gut aufgelistet auf der Website der Psychotherapeutin Ellen Gross) und unzählige Modi, also Arten des Umgangs mit unseren Hemmnissen.
Während ein „Schema“ eher etwas Tiefsitzendes ist, das in der Kindheit entstanden ist (ein „Trait“), ist der „Modus“ etwas später Hinzugekommenes – etwas, das der Patient weiter aus seinem Schema entwickelt hat (ein „State“).
Zu den Grundmodi gehören der Kindmodus, der Bewältigungsmodus (z.B. Überkompensation), der schädigende Elternmodus und der Modus des gesunden Erwachsenen.
Begründer der Schematherapie ist Jeffrey Young (siehe schematherapysociety.org).
Der Schematherapeut Dr. med. Eckhard Rödiger beschreibt die Schema-Therapie in einem Video (siehe unter). Die Schematherapie steht auf drei Beinen – dies sind:
- Das Modell, auf das alle Interventionen verwendet wird. Es finden sich Elemente der Konsistenztheorie von Klaus Grawe (siehe psychowissen), der Plan-Analyse nach Franz Caspar (siehe Wikipedia), der Entwicklungstheorie nach Jean Piaget (siehe Lern-Psychologie.de) und der Polyvagaltheorie nach Stephen Porges.
- Erlebnisaktivierende Techniken, übernommen aus der Gestalttherapie und dem Psychodrama und an die Schematherapie angepasst.
- Beziehungsgestaltung: Der/Die TherapeutIn ist pädagogisch ausgerichtet und übernimmt die Elternrolle – zuerst beschützend, späterhin fördernd und zur Selbstständigkeit ermutigend. In der Therapie wechseln sich Erlebnis-Ebene und Reflexions-Ebene ab: Zuerst sind Therapeut und Patient im Erleben und danach sprechen sie über das gemeinsame Erleben. (Dieser Wechsel zwischen Erlebens- und Reflexionsebene ist auch charakteristisch für die Psychoanalyse).
So sieht die Schematherapie aus
Zur Schematherapie gehören unter anderem diese Elemente: Warmherzigkeit des Therapeuten, flexible Termine, Imaginationsübungen, Selbstsicherheitstraining, Exposition, Kognitive Umstrukturierung sowie Psychoedukation.
Die Schematherapie wird in drei Phasen eingeteilt: In der Anfangsphase findet die Diagnostik, Problem-Einschätzung und Edukation (Erklärungen zur Störung) statt. Die zweite Phase ist die „Phase der Veränderung“, in der an den Problemen gearbeitet wird. In der Schlussphase soll das Erlernte in den Alltag übertragen werden. Die Schematherapie kann mehrere Jahre dauern. Im Durchschnitt findet die Therapie zweimal pro Woche im Sitzen statt.
Was ist ein Schema?
Eckhard Rödiger erklärt im Video, dass der Begriff „Schema“ mit verschiedenen Begriffen zusammenhängt: mit dem Begriff der „inneren Repräsentanz“ oder dem „Muster“ in der Tiefenpsychologie, dem Schemabegriff von Aaron Beck (siehe Schema Change Processes in cognitive therapy, PDF), dem Schemabegriff von Klaus Grawe und der kognitiven Struktur von Jean Piaget und dem Begriff „Skript“ der Transaktionsanalyse nach Eric Berne. Eine Beziehungserfahrung, die sich verfestigt hat, die „geronnen“ ist, zeigt sich auch körperlich in neuronalen Erregungsmustern.
Was ist der Modus?
„Der Modus ist das, was man sieht“, erklärt Eckhard Rödiger. Hinter dem Modus steckt das Schema.
Von einem Modus (z.B. „Ich fletsche die Zähne“) kann man nicht automatisch auf ein bestimmtes Schema rückschließen. Das Schema ist verborgen. Es kann sein, dass ein überängstlicher Mensch die Zähne fletscht, weil er seine Angst kompensiert, es kann aber auch sein, dass wir einem aggressiven, siegesgewissen Menschen gegenüberstehen.
Es gibt eigentlich undendlich viele Modi, aber drei bis vier Grundmodi:
- Kind-Modi (Zorro-Modus, Verpisser-Modus …) (Modi = Mehrzahl von Modus)
- Innere-Bewerter- und Elternmodi
- Bewältigungsmodi
Mein Eindruck von der Schematherapie aus psychoanalytischer Sicht
Zwar spricht die Schematherapie davon, dass man ins Erleben kommen möchte, doch erscheint mit das Ganze sehr „gewollt“, hektisch und „bewusst denkend“. Mir fehlt wieder der Teil, in dem sich im Hier und Jetzt langsam ein Gefühl zwischen Therapeut und Patient wirklich ausbreiten kann. Ich verspüre hauptsächlich Widerstand und Ärger, wenn ich so einer Therapie beiwohne oder sie in einem Video sehe. Es macht sich bei mir ein Gefühl der „Unechtheit“ breit – im Unbewussten des Patienten läuft vielleicht die ganze Zeit etwas völlig anderes ab. Er scheint mir häufig „überfahren“ zu werden. Das Äußere stimmt nicht mit dem momentan Inneren des Patienten überein, so mein Eindruck.
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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 20.9.2016
Aktualisiert am 3.2.2019
Tiergestützte Psychotherapie ist oft ein Segen
Die tiergestützte Psychotherapie wird in Deutschland noch nicht von den Krankenkassen anerkannt. Dabei ist ihre Wirkung oft beeindruckend. Die Kölner Diplom-Psychologin Anna Steinhausen-Wachowsky hat das schon gleich am Anfang ihres Berufslebens festgestellt. Traumatisierte Patienten können sich oft leichter dem Therapeuten öffnen, wenn ein Tier einen festen Platz in der Therapie hat. Anna Steinhausen setzt sich dafür ein, dass die tiergestützte Psychotherapie weiter erforscht, breiter angewendet und hoffentlich irgendwann auch von den Krankenkassen anerkannt wird. Zu diesem Zweck gründete sie die Stiftung für tiergestützte Therapie. Einen Raum für die tiergestützte Therapie hat Anna Steinhausen-Wachowsky nun zusammen mit ihrem Mann, Dr. Mark Wachowsky, in Urft (Kreis Euskirchen) erschaffen: www.gut-neuwerk.de (Text: © Dunja Voos, Bild: Therapiehund, © Anna Steinhausen-Wachowsky) [Weiterlesen…] Infos zum Plugin Tiergestützte Psychotherapie ist oft ein Segen
Autogenes Training tut nicht jedem gut

Viele Menschen suchen Entspannung im Autogenen Training (AT) und finden sie dort auch. Doch manche Menschen fühlen sich sehr unwohl dabei. Sie haben Angst, sie könnten gegen ihren Willen gleich einfach losschreien. Sie würden am liebsten aufstehen und rauslaufen. Bei manchen psychischen Verfassungen ist von Autogenem Training (zumindest in Gruppen) eher abzuraten, wenn nicht gleichzeitig eine gute psychotherapeutische Begleitung stattfindet. Wer zum Beispiel an einer sozialen Phobie oder an einer frühen Störung leidet, kann in einer AT-Gruppe stark beunruhigt sein. (Text & Bild: © Dunja Voos) [Weiterlesen…] Infos zum Plugin Autogenes Training tut nicht jedem gut
Psychotherapie-Richtlinie (PTRL): Neu seit April 2017

Wieviele Stunden Psychotherapie wird meine Krankenkasse wohl übernehmen? Welche Psychotherapie-Richtungen sind in ihrer Wirksamkeit belegt? Wie funktioniert das Gutachter-Verfahren? Auf all diese Fragen gibt die Richtlinie über die Durchführung der Psychotherapie Auskunft. Sobald also die Krankenkasse ins Spiel kommt, gilt diese Psychotherapie-Richtlinie (PTRL). [Weiterlesen…] Infos zum Plugin Psychotherapie-Richtlinie (PTRL): Neu seit April 2017
Psychodynamische Psychotherapie – was heißt das?
Psychotherapiemethoden, die sich mit den bewussten und unbewussten Kräften der Psyche beschäftigen, werden als „Psychodynamische Verfahren“ bezeichnet. Bei diesen Verfahren geht es in der Therapie darum, zu verstehen, wie das Unbewusste das eigene Verhalten und Erleben beeinflusst. Häufig wird hierfür auch der Begriff „Tiefenpsychologische Therapie“ verwendet.
Psychodynamische Verfahren
1. Psychoanalytische Verfahren
Das bekannteste Bild ist wohl das von der klassischen Psychoanalyse, bei der der Patient auf der Couch liegt. Diese Therapie ist „zeitlos“, dauert einige Jahre (300 Stunden und mehr) und findet 3- bis 5-mal pro Woche statt. Die so genannte Psychoanalytische Therapie findet nur 1- bis 2-mal pro Woche im Sitzen statt. Manchmal entscheiden sich Therapeut und Patient, von der Psychoanalytischen Therapie auf eine Psychoanalyse überzugehen. Die Psychoanalyse und die Psychoanalytische Psychotherapie haben eine umfassende Nachreifung der Persönlichkeit zum Ziel. Symptome gehen dadurch nicht nur zurück, sondern es kommt zu großen Teilen auch zur „Heilung“.
Die Psychoanalytische Kurzzeitpsychotherapie (Fokaltherapie) ist auf wenige Stunden (16-30) begrenzt, findet im Sitzen statt und bezieht sich nur auf ein spezielles Problem. Therapeut und Patient sehen sich ein- bis zweimal pro Woche. Bei Kurzzeitpsychotherapien konzentrieren sich Therapeut und Patient auf die aktuelle Störung. Das vorrangige Ziel ist der Rückgang der Symptome. Das funktioniert meist dadurch, dass der Patient sich selbst besser verstehen lernt. Einige unbewusste Vorgänge werden ihm bewusst, wodurch meist eine Besserung der Symptome eintritt.
2. Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (TfP)
Der Begriff Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (TfP) wurde Ende der 60er Jahre in Deutschland eingeführt. (Nicht zu verwechseln mit der Transference focused Psychotherapy (TFP) zur Behandlung der Borderline-Störung.) Die Anzahl der Sitzungen ist begrenzt auf etwa 50–80 Stunden. Therapeut und Patient befassen sich mit den aktuellen inneren Konflikten des Betroffenen sowie mit der Art der Beziehung, die zwischen Therapeut und Patient entsteht. Therapieziel ist der Rückgang der Symptome und das Verstehen der aktuellen inneren Konflikte.
Die TfP wird genau wie die Psychoanalyse und die Verhaltenstherapie von den Krankenkassen gezahlt.
Verwandte Artikel in diesem Blog:
- Was ist Psychoanalyse?
- Tiefenpsychologie
- Psychoanalytische Therapie und Psychoanalyse – worin besteht der Unterschied?
Zum Nachlesen:
Michael Ermann:
Psychosomatische Medizin und Psychotherapie.
Ein Lehrbuch auf psychoanalytischer Grundlage
Kohlhammer, Stuttgart. 2004: 435–453
Stephan Ahrens:
Lehrbuch der psychotherapeutischen Medizin
Schattauer, Stuttgart. 1997: 534
Gudrun Kallenbach:
TfP mit Kindern und Jugendlichen
Kostenpflichtiger Beitrag, Schattauer-Verlag
Links:
Deutsche Fachgesellschaft für tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (DFT)
Deutsche Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie (DGPT)
Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 21.10.2006
Aktualisiert am 27.7.2016
Dritte Welle der Verhaltenstherapie
Zur dritten Welle der Verhaltenstherapie gehören:
- die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT)
- die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT)
- das Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP)
- die Schematherapie nach Young
- die Emotionsfokussierte Therapie (EFT), siehe www.emotionsfokussierte-therapie.de
- die Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie (AKT = Mindfulness Based Cognitive Psychotherapy, MBCT) nach Teasdale, Segal und Williams (siehe Ärzteblatt, Februar 2011)
- die Klärungsorientierte Psychotherapie (KOP) nach Sachse (siehe www.ipp-bochum.de)
- das Training Emotionaler Kompetenzen (TEK) (siehe www.tekonline.info)
- die Metakognitive Therapie, www.metakognitivetherapie.de (siehe auch: Kensche M, Schweiger U. Die Bezugsrahmentheorie. Psychotherapie, Psychsosomatik, medizinische Psychologie (PPmP) 2015, Thieme Verlag; 65: 274).