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Aktuelle Seite: Startseite / Begriffe / Psychoanalyse ist auch Traumatherapie

Psychoanalyse ist auch Traumatherapie

14.07.2021 von Dunja Voos 1 Kommentar

„Können Sie mir einen Traumatherapeuten empfehlen?“, werde ich oft gefragt. Ich bin dann immer ganz verdutzt: Mache ich in meiner täglichen Arbeit als Psychoanalytikerin in Ausbildung eindeutig Traumatherapie. „Was stellen Sie sich denn unter einem Traumatherapeuten vor?“, frage ich dann. „Jemand, der sich darauf spezialisiert hat und ‚Traumatherapeut‘ als Zusatztitel trägt. Nun wurde ich selbst neugierig und schaute einmal, was Psychotherapeuten mit dem offiziellen Zusatztitel „Traumatherapie“ in ihrer Ausbildung lernen.

Ein Curriculum ist z.B. auf der Website der Akademie für Angewandet Psychologie und Psychotherapie (APP) Köln zu finden. In der Einleitung steht: „Die Vorgaben der Deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie (DeGPT) gelten inzwischen als der Fortbildungsstandard für Traumatherapeuten in Deutschland.“

Der Begriff „Traumatherapeut“ ist rechtlich nicht geschützt (siehe auch Infos der Tagesklinik Friesenplatz, Köln).

Traumatherapeuten arbeiten häufig mit Techniken wie zum Beispiel
– mit Eye Movement Desensitization and Reprocessing (emdria.de)
– mit dem Besinnen auf Ressourcen, mit Achtsamkeit und Hypnose
– mit „Skills„, mit körperorientierten Verfahren wie Traumasensitivem Yoga (siehe auch Bessell van der Kolk: Overcome Trauma With Yoga)
– mit Somatic Experiencing nach Peter Levine
– mit Klopftechniken oder
– mit der „Muskelzitter-Methode“ (Tension and Trauma Releasing Exercises, TRE®-Deutschland.de). Insbesondere der Körper wird in die Traumatherapie einbezogen.

Viele berichten von guten Erfahrungen mit solch einer Traumatherapie. Die Crux dabei ist jedoch häufig, dass viele Traumatherapien aus meiner Sicht oft nicht lang anhaltend genug sind, um schwere, komplexe und sehr frühe Traumata nachhaltig zu beeinflussen – es sei denn, die Betroffenen machen sich zum Beispiel Yoga zur fast täglichen Gewohnheit.

Beziehungstrauma: Wenn das Zuzweit-Sein gefährlich erscheint

Gerade frühe und komplexe Traumata entstanden durch die frühen Bezugspersonen, also meistens die Eltern. Das heißt, dass die Betroffenen ein „Beziehungstrauma“ haben. Es macht ihnen Angst, zu zweit zu sein. Nähe auszuhalten, zu vertrauen oder sich hinzugeben wird zur schier unlösbaren Aufgabe. Weiches, Liebevolles und Gutes führt paradoxerweise oft zu mehr Anspannung als Feindseliges.

Die Betroffenen bekommen z.B. Durchfall, sobald ein Zweiter mit im Raum ist. Sie befürchten, der andere könnte sie plötzlich angreifen. Sie fühlen sich verzweifelt, weil sie das Gefühl haben, weder allein noch zu zweit sein zu können – alles macht ungeheure Angst.

Aufgenommen ins Leben

So schwierige Traumen lassen sich meiner Ansicht nach am besten durch eine neue Beziehungserfahrung behandeln. Wenn das Trauma durch Beziehung entstanden ist, so hat es gute Chancen, auch durch Beziehung „integriert“ werden zu können, das heißt, ins Leben eingebaut werden zu können.

Daher ist aus meiner Sicht gerade die Psychoanalyse die intensivste Form der Traumatherapie: Es wird eine intensive Beziehung mehrmals pro Woche zwischen Analytiker und Patient aufgebaut. Der Patient liegt – sofern möglich – auf der Couch. Dadurch werden beängstigende Gefühle von Verlassensein, Angegriffenwerden, Ohnmacht und Wut geweckt. Hier kann dann die Analyse ansetzen, denn psychische Probleme lassen sich dann am besten erreichen, wenn Gefühle aktiviert sind.

Der Körper spielt in der Psychoanalyse eine große Rolle. Viele aversive Körperempfindungen werden geweckt, die beobachtet werden können und über die gesprochen werden kann. Die Veränderung kann während der Sitzung häufig beobachtet werden. Wenn man selbst noch neben der Analyse zum Beispiel noch Yoga erlernt, können sich die Effekte gegenseitig ergänzen und verstärken. Bessell van der Kolk erzählt in seinem Video, wie z.B. auch das Gefühl für Zeit und das Gefühl für mögliche Veränderung durch Yoga erlangt werden kann. Ähnliches passiert in der Psychoanalyse.

Der Analytiker läuft nicht weg

Ein großer Wirkfaktor bei der Psychoanalyse ist, dass der Zuhörer (der Analytiker) selbst seine eigenen Traumata ausreichend bearbeiten konnte und in sich halten kann. In der Ausbildung zum Psychoanalytiker spielt die eigene Psychoanalyse die wichtigste Rolle – mindestens 600 Sitzungen muss der angehende Analytiker z.B. bei der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV) absolvieren.

Allein die Tatsache, dass der Analytiker innerlich präsent ist, hat seine eigene Wirkung (siehe: Präsenz als Wirkfaktor).

Der Analytiker kann z.B. selbst Angst haben vor dem Trauma des Patienten, aber er hat gelernt, damit umzugehen und aus unreifen psychischen Elementen (Beta-Elementen) reiferere psychische Elemente (Alpha-Elemente) werden zu lassen (Alpha-Funktion des Analytikers). Er kann schließlich das Trauma des Patienten innerlich halten und versuchen, damit zurechtzukommen. So wird das Grausame und Aversive, das Unlösbare sichtbar und muss nicht „weggemacht“ werden.

Der Patient spürt die Präsenz des Analytikers und auch seine innere Arbeit. Es lässt sich nicht wirklich erklären, was in diesen Momenten passiert, aber es ist deutlich, dass in diesem Zuzweitsein eine „Verarbeitung“ oder „Anerkennung“ stattfindet (siehe auch: Now Moments).

Das Trauma kann so zu einer Art „Lebensmeditation“ werden.

Mich erinnert es manchmal an das Tönen unter der Geburt: Die Schmerzen gehen davon nicht weg, aber sie werden „kanalisiert“, sie werden eingebettet. Doch die ein oder andere Wehe kann tatsächlich durch diese Technik vollkommen gelindert werden. Erfahrene Hebammen sitzen manchmal daneben und tönen mit der Gebärenden mit. Das Prinzip ist immer wieder ähnlich: Der Leidende bleibt auf eine Art allein mit seinem Schmerz, aber auf eine andere Art ist er es nicht mehr.

Weglaufen und hinschauen

Jeder Mensch geht mit seinen „traumatischen Zuständen“ anders um. Manche wollen weglaufen und sich ablenken. Doch dadurch wächst unter Umständen die Angst, dass es jederzeit zurückkommen und hinter der nächsten Ecke lauern könnte. Meine Erfahrung ist, dass die unerträglichen Zustände im Beisein des Analytikers nachlassen können in dem Moment, in dem man sie aushält.

Ein passendes Video zu diesem Vorgang fand ich auf Youtube von Eckhart Tolle: „What Do You Recommend For Healing Trauma?“

Diese Momente können verinnerlicht werden, sodass dann später auch im Alleinsein der Zustand tolerabler wird oder sogar nachlassen kann. Das Unaushaltbare kann aushaltbar werden, das Nicht-Akzeptable akzeptabel. Doch man darf nicht zu viel erwarten. Es kann auch sein, dass man meint, dass der unverdauliche Brocken immer ein unverdaulicher Brocken bleiben wird. Manchmal leidet man sehr schwer darunter, manchmal glaubt man, man hat es überwunden.

Sehr schwer Traumatisierte fühlen sich vielleicht vom Schriftsteller Jean Améry (1912-1978) verstanden. Er erzählt in seinem Beitrag „Die Tortour“ wie eigentlich nichts gegen die schrecklichen Erfahrungen ankommt, die er erlebt hat.

„Wer der Folter erlag, kann nicht mehr heimisch werden in der Welt. … Dass der Mitmensch als Gegenmensch erfahren wurde, bleibt als gestauter Schrecken im Gefolterten liegen: Darüber blickt keiner hinaus in eine Welt, in der das Prinzip Hoffnung herrscht. Der gemartert wurde, ist waffenlos der Angst ausgeliefert. Sie ist es, die fürderhin über ihm das Szepter schwingt.“ (Jean Améry: Werke, Band 2, Herausgegeben von Gerhard Scheit. Klett-Cotta, Stuttgart 2002 S. 85)

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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 21.8.2020
Aktualisiert am 14.7.2021

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Kategorie: Begriffe, Lebenshilfe, Psychoanalyse, Trauma Stichworte: Lebenshilfe, Psychoanalyse, Trauma, Traumatherapie

Leser-Interaktionen

Kommentare

  1. modean meint

    27.07.2021 um 12:55

    Hallo Frau Voos,

    unabhängig von der therapeutischen Schule, sollte doch bei der therapeutischen Arbeit mit Patienten bei denen eine traumatische Genese vorliegt, zuerst einmal ein korrekter Umgang mit den Implikationen, die eine solche Genese mit sich bringt, im Vordergrund stehen. Irgendwo habe ich einmal gelesen, dass in einem solchen Zusammenhang nicht nur das Gaspedal sondern eben auch die Bremse in einer solchen therapeutischen Arbeit mit berücksichtigt werden soll.

    Bei einer zugrundeliegenden komplexen Traumatisierung halte ich es laut meinem Empfinden beispielsweise für einen Behandlungsfehler, wenn man einen Betroffenen oder eine Betroffene unvorbereitet einer Gruppentherapie zuführt und die Person dann dort durch konstant intrusives oder manipulatives Verhalten der Gruppenteilnehmer empfindet und sich in der Folge eine permanente Affektüberschwemmung über Tage einstellt, die letztlich zu einer dauerhaften Somatisierung des Magen-Darm-Traktes führt, was seinerseits eine Nahrungsaufnahme ohne Folgebeschwerden verunmöglicht.

    Sprich in einem solchen Fall muss doch erst einmal die Stabilisierung im Vordergrund stehen. Wie sonst, soll es möglich sein, zu verstehen, warum manche Verhaltensweisen als intrusiv oder manipulativ empfunden werden und wie dies unmittelbar mit der ursprünglichen traumatischen Situation in Beziehung steht. Bei konstantem Affektstau können derlei Dinge sicherlich nicht integriert werden, da ja hier Flucht, Kampf, Vermeidung oder Unterwerfung als Loesungsstrategien vorherrschend sind.

    Was die geschilderten Zusammenhänge betrifft so ist es meine Erfahrung die, dass auch psychoanalytisch arbeitende Therapeuten und Therapeutinnen, diese nicht oder nicht gänzlich berücksichtigen und folglich die therapeutische Arbeit eben nur das Gaspedal aber nicht die Bremse kennt.

    Viele Gruesse

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