Krebsblogger*innen: Der Blog als Bewältigungsstrategie

Silke Wöhrmann, Psychoanalytikerin

Ein Gastbeitrag der Psychoanalytikerin Silke Wöhrmann (DPV). Ich kannte S. nicht persönlich, habe sie nie getroffen. Dennoch kommt es mir vor, als hätte ich sie schon lange gekannt. Denn ich wusste mit der Zeit viel über sie – über ihre Beziehungen zu Freunden, zu ihrem Ehemann und zu ihrem Hund Zoe. Vor allem aber wusste ich schließlich viel über ihre Krankheit. Im Lauf der Zeit entstand beinahe so etwas wie ein kontinuierlicher Kontakt, da sie mehrmals pro Woche in ihren Blog schrieb. Sie war zu einer Art virtuellen guten Bekannten oder gar einer phantasierten „Internet-Patientin“ für mich geworden. Es hatte vor einigen Jahren begonnen, als ich mir gerade einen Account bei Facebook eingerichtet hatte.

Eine neue Welt

Sogenannte „Facebook-Freunde“ hatte ich zunächst nicht. Nach einer Weile gab ich Bekannten auf Nachfrage meinen Facebook-Namen und akzeptierte einige „Freundschaftsanfragen“. Und so kam eines Tages S. in meine Chronik, eine junge hübsche Frau ohne Haare, die offensichtlich krebskrank war. Eine Facebook- „Freundin“, deren Vater kurze Zeit zuvor an Krebs verstorben war, hatte die Seite „Svenja will leben“ mit ihren „Freunden“ geteilt. Zunächst dachte ich: „Oh nein! Muss das sein? Das ist jemand, der seine Krankengeschichte in den sozialen Medien veröffentlicht!“ Ich war einige Zeit zuvor auf den Blog von Wolfgang Herrndorf (Autor von „Tschick“) aufmerksam geworden, hatte aber nicht sehr viel davon gelesen.

Irgendetwas brachte mich aber dennoch dazu, den Blog von S. zu lesen. Ich erfuhr von einer Frau, die mit 27 Jahren an einem Nebennierenrindenkarzinom erkrankt war – eine sehr seltene Tumor-Art ohne wirkliche Möglichkeiten der Behandlung – oder in ihren Worten:

„Ich kämpfe gegen das blöde Nebennierenrindenkarzinom, das wirklich eine niederschmetternde Prognose hat. Anfangs ein riesiger Tumor, daraufhin OP und Ruhe. 1,5 Jahre später kamen nach und nach Wirbelsäulenmetastasen und Lungenmetastasen und es verschwindet nicht trotz Chemo und Bestrahlung. Ich bin Palliativpatientin. ABER ICH GEBE NICHT AUF! ICH kann nicht geheilt werden, ABER ich möchte noch viel Zeit bekommen. Zeit!!!“ – S. (2017, unendlichgeliebt.de)

Nach meinem ersten Kontakt mit S. auf Facebook hatte ich ihren Post und die Info auf ihrem Blog angeschaut und dann längere Zeit nicht mehr, bis ich feststellte, dass sie nicht von alleine bei mir in der Chronik auftauchen würde. Und so begann ich, immer mal wieder nachzuschauen, ob sie etwas geschrieben hatte.

Nach ungefähr einem halben Jahr hatte auch ich ihre Seite abonniert. Warum? Was hatte mein Interesse geweckt? Es war ihre offene und direkte Art, mit der sie ihre Situation so anschaulich beschrieb, dabei aber auch die glücklichen, lustigen und intensiven Momente ihres Lebens nicht aussparte. Außerdem fragte ich mich, warum sie das tat. Warum sie all das, was sie erlebte, dachte und fühlte mit vielen tausenden Menschen teilte. Je schlechter es ihr ging, umso mehr beschäftigte mich diese Frage und warum ich und andere Zigtausende das lasen. Ich begann mich für die sogenannten „Krebsblogger*innen“ zu interessieren.

S. hatte zuletzt 107.000 Follower auf Facebook, war im ZDF bei „Volle Kanne“ (2017) zu sehen; mehrfach berichteten lokale, überregionale Zeitungen und Magazine über sie. Sie starb im April 2018, nachdem ihre Lebensqualität seit dem Sommer 2017 drastisch abgenommen hatte.

Nach dem Tod von S. abonnierte ich eine weitere Krebsbloggerin, P., nun aus systematischerem Interesse, und las sporadisch in weiteren Blogs.

Ich werde im Folgenden der Frage nachgehen, welche Funktionen das Bloggen hat und ob und auf welche Weise der Blog den Erkrankten etwas gibt.

Was ist ein Blog?

Viele Seiten auf Facebook widmen sich bestimmten Themen, darunter Fotografie, klassische Reitkunst, Strickmuster und Kochrezepte, Vermittlung herrenloser Hunde sowie sehr persönliche Blogs. Durch das World Wide Web ist es möglich, sich weltweit zu vernetzen und über gemeinsame Interessen auszutauschen.

Es sind zumeist die Blogger bzw. die Gruppenadministratoren, die ein Thema aufwerfen, welches dann von den Followern bzw. den Gruppenmitgliedern diskutiert wird. Diese Seiten sind in der Regel für jeden zugänglich, man muss nur eine formlose Beitrittsanfrage stellen und wird dann Mitglied einer Gruppe.

Inzwischen nutzen vermehrt Ältere (Ü 40) Facebook, während sich die Jüngeren anderen Plattformen zuwenden.  Durch den Austausch in den Gruppen entstehen Internetbekanntschaften, die auch zu einem Kontakt im „Real Life“ führen können. Häufig werden Blogs oder das regelmäßige Posten auf Facebook genutzt, um Bekannte, Freunde und Verwandte auch aus der Ferne am eigenen Leben teilhaben lassen zu können.

Für gewöhnlich sind diese privaten Einträge nur für ausgewählte User sichtbar. Dadurch, dass Facebook seinen Nutzern „Freundesvorschläge“, also Personen, mit denen man mindestens einen gemeinsamen Freund hat, unterbreitet, entwickeln sich häufig Freundesnetzwerke.

Krebsblogger beginnen in der Regel mit einer privaten Seite, scheinen dann aber ganz bewusst die öffentliche Version ihres Logbuches zu wählen, um sich damit an alle zu richten. Dunja Voos, angehende Psychoanalytikerin und Autorin des Blogs www.medizin-im-text.de, erklärt (2018, S.376 ff): Das Wort „Blog“ setzt sich zusammen aus „Web“ und „Log““, und sei im weitesten Sinne eine Art Online-Tagebuch. Sie beschreibt ihr Bloggen folgendermaßen:

„Ich blogge, wenn auch sehr mit Bedacht, in dem Moment, in dem mich etwas berührt, aufregt oder beschäftigt. (…) Die Leser sind wie ein Resonanzboden. Wenn ich etwas in der Emotionalität und in „freier Assoziation“ geschrieben habe, komme ich mit meinen Lesern in Kontakt. Sie spüren die Leidenschaft direkt.“

Alexander Matzkeit, Referent für Digitale Kommunikation in der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ (2018, blog.haus-der-kleinen-forscher.de) führt in seinem Post „Warum Bloggen super ist“ weiter aus:

„Das Wort „Blog“ kommt von Logbuch, und im Kern ist Blogtechnologie nach wie vor nichts anderes als ein Weg, momentane Sachstände möglichst einfach aufs virtuelle Papier zu bringen.“

Im Blog könne man unfertige Gedanken mit der Welt teilen, um sie festzuhalten, aber auch um ein Feedback zu bekommen, das beim Weiterdenken helfen könnte.

Warum bloggen „Krebsblogger“?

Bei meiner Internet-Recherche stieß ich auf zahlreiche Onlinezeitungsartikel über Krebsblogger, die sich mit der Frage beschäftigen, warum die meist jungen Menschen über ihre Krankheit schreiben. Die Kreativitätstherapeutin Susanne Diehm schreibt im Blog reliaslearning.de (2018), dass das Schreiben entlaste, was man seit Jahrhunderten beobachten könne:

„Von den Confessiones, den Bekenntnissen des Augustinus, über Anne Franks Tagebuch und Viktor Frankls Schilderungen aus den Konzentrationslagern, bis hin zu den Blogs todkranker Menschen wie zum Beispiel Regisseur Christoph Schlingensief und Autor Wolfgang Herrndorf: Wer ihre Blogartikel liest, erfährt, wie Entlastung über das Schreiben funktioniert. Die Welt soll teilhaben am persönlichen Kampf gegen Krankheit, erfahren von Sieg oder Niederlage des Protagonisten.“

Herrndorf, dessen Blog „Arbeit und Struktur“ posthum in Buchform veröffentlicht wurde, unterscheidet sich durch seine Art zu schreiben deutlich von anderen Krebsbloggern. Er schreibt eher ein literarisches Tagebuch, es gibt keine Kommentarfunktion. Viele Krebsblogger wenden sich hingegen explizit an ihre Follower und antworten auf Kommentare, wodurch ein Dialog im virtuellen Raum entsteht, dessen Teilnehmer sich nicht persönlich kennen.

Jennifer Kalischewski (2016, derwesten.de) lässt die an einem Melanom erkrankte V., eine von zu dieser Zeit etwa 70 Krebsblogger*innen in Deutschland, zu Wort kommen:

„Ich brauche keine Psychotherapie. Ich habe meine eigene, und das ist mein Blog“.

Gegenüber TAZ online (2015) meinte V., sie habe sich sehr im Stich gelassen gefühlt, die Community sei zu einer Art Ersatzfamilie geworden, bei der sie Gehör finde und Mut zugesprochen bekomme. Im Dezember 2016 bringt ze.tt.online (2016, ze.tt.de) den Artikel: „Krebs mit Anfang 20: So schreiben junge Blogger über ihre Krankheit. Im Netz findet die Generation der Digital Natives Halt.“ Es wird darin unter anderem von B. berichtet, der ursprünglich nur seine Familie und Freunde auf dem Laufenden halten wollte. Später sagt er: „Ich will vor allem vernetzen. Wie gut es tut, sich auszutauschen, habe ich selber gemerkt. Gerade auch bei ganz praktischen Fragen wie der Finanzierung.“

In pallnetz.ch/bloggen-ueber-krebs (2017, pallnetz.ch) wird der Blog als eine Art Selbsthilfegruppe betrachtet: Andere teilen dasselbe Schicksal, die Betroffenen sind nicht allein mit ihren Problemen. S. wird mit den Worten zitiert:

„Es tut mir gut, mir alles von der Seele zu schreiben, ohne dabei jemandem in die Augen schauen zu müssen.“

Die Basler Zeitung online (2017, bazoline.ch) berichtet von mehreren todkranken Bloggern und schreibt:

„Die Betroffenen spielen mit ihren Aussagen auf der ganzen Klaviatur der Gefühle. Sie kämpfen, klagen an, geben Weisheiten weiter, belasten ihre Leser bis aufs Äußerste, lösen Mitleid aus, verursachen Unbehagen. Und sie beschreiben ihr Leben, wie es wohl in solchen Situationen ist: knüppelhart, hoffnungsvoll, niederschmetternd, aber auch humorvoll. Lässt man sich auf das Leben der Kranken ein und begleitet man sie (aus sicherer Entfernung), kann das eigene Ängste schüren oder auch die Freude daran wecken, gesund zu sein, oder man fühlt sich als Voyeur, indem man Einblicke in Tiefen und Höhen miterlebt.“

Die Ärztezeitung (2017, aerztezeitung.de) schreibt im Juni 2017:

Vielen Schwerkranken hilft Bloggen bis zum letzten Atemzug. In Ruhe und Zurückgezogenheit sterben war gestern. Heute schreiben sich viele das Leid in aller Öffentlichkeit von der Seele. Sie kommen dadurch mit der Krankheit oft besser zurecht.“

Neben dem Verlangen, ein Vermächtnis zu hinterlassen, könne das Bloggen ein Weg sein, mit der Krankheit besser zurechtzukommen. Kommunikationswissenschaftler um Stephen Rains und David Keating aus Tucson, USA (ebd.), sehen eine gewisse Ähnlichkeit dieses „Cybercopings“ mit expressivem Schreiben, das bei der Bewältigung von Lebenskrisen helfen soll.

Was ist die Funktion des Blogs?

Für viele Blogger scheint der Blog eine Möglichkeit zu sein, weiter am Leben teilzuhaben und mit anderen zu kommunizieren. Im Verlauf der Krankheit verlieren die meisten Erkrankten immer mehr von ihrem bisherigen Leben. Zunächst meistens die Arbeit, später aber auch Sozialkontakte, Aktivitäten und Hobbies. Viele Freunde und Bekannte ziehen sich zurück, je länger die Erkrankung dauert und der Erkrankte nicht mehr das bisherige gemeinsame Leben und den Alltag teilt. In späteren Stadien der Krankheit wird der Bewegungsradius der Erkrankten stetig kleiner und zuletzt sind sie häufig ans Bett gefesselt.

Auch während langer Krankenhausaufenthalte fungiert der Blog als Verbindung zur Außenwelt. Über den Blog können sie jederzeit Kontakt zu diesem „Außen“ aufnehmen und bekommen zumeist schnell Antwort von den Followern. Für viele Blogger scheint der Blog zunächst dazu da zu sein, mit ihren Freunden und Bekannten Kontakt zu halten und sie über ihren Zustand zu informieren (Vertreter der Generation vor Facebook tun dies eher per Rundmail). Und diese antworten in der Regel auch über die Kommentarfunktion, so dass Dialoge entstehen und der Blogger so noch „mit dabei“ zu sein scheint.

Später werden es häufig mehr fremde Follower, die ihre Kommentare abgeben, und so zur Community oder gar Ersatzfamilie werden. Die meisten Blogger haben auch untereinander ein soziales Netzwerk. Sie treffen sich zu bestimmten Gelegenheiten (z.B. bei „Recover your smile e.V.“, Organisation, die Krebskranke unterstützt), besuchen sich gegenseitig und unterstützen sich mit Informationen. Häufig schreiben sie auch Nachrufe oder gehen gemeinsam zu den Beerdigungen, wenn einer der Blogger-Kollegen stirbt.

Meine ersten Überlegungen beschäftigten sich mit der Frage, ob der Blog als eine Art aufnehmender Behälter/ Container, also als Ersatz für einen Menschen dienen könnte.

In seinem Container-Contained-Modell beschreibt Bion (2002, S. 22 ff) wie die Mutter gegenüber dem Säugling die Funktion eines sogenannten Containers ausübt, indem sie unerträgliche Zustände des Säuglings aufnimmt, in sich behält, metabolisiert und in erträglicher Form dem Säugling zurückgibt.

Durch Reverie, einer Art träumerischen Zustands, ist sie bereit, sich für die Projektionen des Säuglings zu öffnen und sie aufzunehmen. Diese Art von Verdauungsfunktion der Mutter nennt Bion Alphafunktion. Wenn es gut geht, wird das Kind im Laufe der Zeit diese Alphafunktion selbst in sich aufbauen können und nicht mehr ständig auf ein Gegenüber angewiesen sein.

Dennoch brauchen auch Erwachsene Andere, die die Funktion eines haltenden Containers übernehmen können, Partner, Freunde, Therapeuten oder Psychoanalytiker. In Extremsituationen wie z.B. die jungen Blogger sie erleben, ist man auf haltgebende Objekte angewiesen, wenn die eigenen Verarbeitungsfunktionen überlastet und die Möglichkeit(en) ein inneres, trotz der extrem schlimmen Erfahrung noch ein ausreichend haltendes Introjekt einigermaßen zu stabilisieren, ausgeschöpft sind. Aber können soziale Medien in Form eines Blogs solch eine Container-Funktion übernehmen?

Der Psychoanalytiker Hermann Beland (2019, persönliche Mitteilung) bezweifelt in einer spontanen Bemerkung grundsätzlich und vermutlich zurecht, das Netz könne wie ein Mensch wirken, der verstehe und lindere und spricht in diesem Zusammenhang vom Phänomen des „Halbmenschen“, den jeder von uns als Hilfsmittel benutze. So benutze man z.B. Betten als überichfreien wärmenden Halbmenschen, als einen Uterus-Nachfolger. Die andere, nämlich fehlende Hälfte des Netz-Halbmenschen, könne (Mit-)Verantwortung sein, die das Netz bzw. die Follower eben nicht übernehmen, wirkliche Sorge für Wahrheit und Leben.

Die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Gianna Williams (2003, S. 126) schlägt im Zusammenhang einer „Umkehr der Container-contained-Beziehung (z.B. bei psychotischen Eltern) den Begriff „Gefäß“ (receptacle) vor, wenn das Kind die massiven Projektionen der Eltern auffangen muss. Dieses kann zwar etwas aufnehmen, dieses aber im Gegensatz zum Container nicht metabolisieren.

Möglicherweise nutzen die Blogger das Internet als solch ein Gefäß, in dem sie die Projektionen zumindest unterbringen können, diese aber dort nicht verarbeitet werden, was zu einer kurzen Entlastung, aber nicht zu einer tatsächlichen Entwicklung der eigenen Fähigkeit etwas zu verarbeiten führen würde.

Die Krebsblogger finden sich meist in der Generation der Digital Natives, die mit den sozialen Medien, Facebook, Instagram, YouTube usw. aufgewachsen, vertraut und gewohnt sind, darüber zu kommunizieren, was von der älteren Generation oft sehr skeptisch betrachtet oder rasch moralisch verurteilt wird, da die Selbstdarstellung der Jungen (von uns Älteren) oft z.B. als schamlos oder als Aufgeben von Intimität empfunden wird. In den Krebsblogs wird diese Offenheit in persönlichen und privaten Dingen, konsequent weitergeführt. Jedoch werden die Inhalte in Richtung Krankheit verschoben.

Dadurch, dass die Blogger im Virtuellen ihr Privatestes publik machen, es aber im Analogen rezipiert wird, entstehen vermutlich eher eine Art atmosphärischer Beziehungen, die irgendwie da, aber gleichzeitig auch sehr weit weg sind. Dieses Gleichzeitig-da-und-weg scheint in diesem Kontext insofern relevant, als es eine Art Sicherheit gibt, nämlich weder gänzlich allein zu sein noch vom Objekt zerstört zu werden oder selbiges zu überfordern, zu stören oder zu zerstören. So können diese atmosphärischen Beziehungen womöglich wie eine Hülle einen gewissen Halt bieten, der aber nicht sehr stabil zu sein scheint. Viele Leser sind sehr ernsthaft in ihren Kommentaren, aber nur wenige scheinen in der Lage, wirklich etwas aufzunehmen und bei der Verarbeitung helfen zu können. Häufig wird in den Kommentaren Realität verleugnet, mit Durchhalteparolen überdeckt oder verzweifelt mit abgestürzt.

Dies erinnert an Riesenberg-Malcolms (2003, S. 195) Beschreibung der Objekte des Hysterikers. Diese nehmen ein Problem wahr, zumindest kurzfristig, sind aber nicht dauerhaft fähig, bei der Modifikation desselben behilflich zu sein. So gesehen würde die Follower nicht selten etwas wahrnehmen, eine schwierige, schmerzhaft traurige Realität erkennen, jedoch nicht weiter behilflich sein können beim Aushalten, Modifizieren oder gar Verstehen, warum ein Kranker oder Sterbender seine Krankheit oder sein Sterben auf diese und nicht auf andere Weise erlebt.

Doch scheinen die wenigen aufnehmenden Kommentare für den Blogger von großem Wert zu sein, der diese auch häufig „liked“, bzw. sich in einer Antwort bedankt, woraus sich ein Dialog entwickelt, der etwas Verarbeitung ermöglichen kann. Die Follower-Halbmenschen könnten somit durchaus brauchbar für die Blogger sein.

Motive der Blogger?

Bei den einzelnen Bloggern sind unterschiedliche Gewichtungen der Motive zu erkennen. Für manche scheint eine narzisstische Motivation vorherrschend, z.B. nicht vergessen zu werden, ein Vermächtnis zu hinterlassen oder vermeintliche Schuldige anzuklagen, während andere vorrangig auf der Suche nach Kontakt und Mitgefühl sind und den Blog als persönliche Klagemauer verwenden. Einige schreiben eine Art Chronik ihrer Krankheit, andere schreiben sehr ausführlich über ihr subjektives Erleben und ihre Gefühle. Manche suchen nach materieller Unterstützung und freuen sich über Geschenke der Follower.

Je mehr Öffentlichkeit die Blogger herstellen können, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, materielle Unterstützung zu erhalten.

In Fall von S. handelte es sich um eine große Geldsumme für eine Chemotherapie aus den USA (Eishockeymannschaft, Benefiz-Konzert). P. wurde ihr letzter Wunsch, nach New York zu reisen von einem Reisebüro gespendet.

Der Umgang mit der Erkrankung ist bei den Bloggern je nach ihrer psychischen Ausstattung unterschiedlich. Während S. aus meiner Sicht recht differenziert und emotional präsent mit der Erkrankung umgeht, stellen sich andere kaum der Realität, sondern reagieren stattdessen oft manisch oder wütend und anklagend in Richtung Ärzte, die keine Wunder vollbringen können. Genauso wie die Erkrankten, sind zumeist auch Angehörige und Freunde vollkommen überfordert mit der Situation und am Ende ihrer Aufnahmekapazitäten. Die meisten der Blogger haben eine psychologische Betreuung, welche nicht ausreichend zu sein scheint, um das Unverdauliche gänzlich aufzunehmen. Durch den Blog wird diese Last offenbar auf ganz viele Schultern verteilt.

Mit fortschreitendem Krankheitsverlauf ist es vielen Bloggern kaum bis gar nicht mehr möglich, ins Handy zu tippen. Sie benutzen stattdessen die Spracheingabe oder sie „gehen live“, d.h. sie sprechen in einer Live-Übertragung mit den Followern und können in Echtzeit auf Fragen und Kommentare reagieren. Dadurch scheint die Trennung von virtueller und realer Welt aufgehoben, der Blogger sitzt quasi beim Follower im Wohnzimmer und redet mit ihm. Eine größere Gruppe von Erkrankten führt keinen eigenen Blog, meldet sich aber in den Kommentaren zu Wort.

Bei vielen Bloggern bekommt der Krebs einen Namen, wie z.B. der Depp, Schalentier oder Karl-Heinz und wird somit zu etwas Konkretem oder gar einer Person. Das könnte der unbewussten Erlebnisweise entsprechen, das, was als das Böse erlebt wird, raus aus dem seelischen Inneren nach außen, wenigstens in den Körper zu projizieren, um dort behandelt werden zu können.

Alles Böse, Destruktive usw. würde so in den Krebs projiziert und könnte wegoperiert oder mit Strahlen und Chemotherapie bekämpft werden.

Diese evakuative Funktionsweise der Seele steht grundsätzlich jedem Menschen zur Verfügung, insbesondere zur Entlastung in Not- und extremen Belastungssituationen, sie kann psychotischer Modus genannt werden in Abgrenzung zu Situationen, wo noch Not- und Schmerzmodifizierung möglich scheint. Der Blog bekommt die Funktion diese psychotisch konkreten Vorstellungen aufzunehmen, die von Bloggern und Followern gleichermaßen geteilt werden.

Im Blog von S. geschieht dies mit der Parole: „Hau dem Deppen in die Fresse!“

Das Böse ist so gewissermaßen erkannt, gebannt, gleichzeitig auch verharmlost und kann gemeinsam bekämpft werden. Möglicherweise ist dies auch der Grund, weshalb sich viele verrückte religiös gefärbte fundamentalistische Ideen in den Blogs und bösen Kommentaren finden lassen, z.B., dass der Krebs die Strafe für das Fehlverhalten der Erkrankten sei.

Die unerträglichen und unverdaulichen psychotischen Vorstellungen, die Splitter von Hass und Destruktivem, die von den Bloggern quasi ausgekotzt werden, dem Modus der Evakuation entsprechend, sollen im Blog ein Gefäß finden. Die Aufgabe der Follower ist es, dies zu ertragen und eventuell die Splitter aus dem Erbrochenen herauszufiltern, was möglicherweise die Entsorgung einfacher bzw. ungefährlicher macht. Dadurch erfahren die Blogger etwas Erleichterung und eine Abmilderung der Schuldgefühle.

Allerdings können der Blog und seine Follower auch als Unterstützer beim Verleugnen von Realität dienen.

Diagnosen und Prognosen werden häufig gemeinsam verleugnet, Ärzte als unwissende Scharlatane abgetan und Parolen ausgegeben. Der Blogger wird zum Helden idealisiert, der den Kampf mit der Krankheit und den Ärzten, die oftmals als Schuldige betrachtet werden, gleichermaßen aufnimmt und am Ende den Heldentot stirbt. Dies mag zwar kurzfristig Erleichterung bringen, führt aber längerfristig zu noch mehr Einsamkeit, weil der Blogger letztlich mit den Projektionen, die auch wieder in ihn bedrängend oder verfolgend zurückkehren, alleine bleibt.

Auffällig ist auch die oft geringe Scham mancher Blogger, wenn sie Fotos von den Ports, PEGs, offenen Hautstellen und Beulen durch die Tumore posten und damit den Heldentod dokumentieren oder die Ärzte anklagen. Der konkret bildhafte Zeigedrang, geht manchmal so weit, dass die Zensurstelle von Facebook die Bilder herausnimmt. Eine Bloggerin schreibt, dass man mit der Krankheit seine Würde verliere. Möglicherweise soll das mit den Fotos demonstriert und der Ekel vor dem eigenen siechenden und verfallenden Körper in die Follower projiziert werden.

Was haben die Follower vom Lesen des Blogs?

Vermutlich ist bei den Followern Voyeurismus im Spiel. Man ist sozusagen live ganz nah dabei, genauso wie viele Leute an Unfallstellen anhalten, mit dem Handy filmen und das Ganze ins Netz stellen. Sie helfen nicht, sondern verhindern oft noch auf perverse Weise, dass dem Verunglückten geholfen werden kann. Aber es ist auch eine Möglichkeit, wie bei einem Buch oder einem Film, sich mit etwas zu beschäftigen und auseinanderzusetzen, auch, oder gerade wenn es einen nicht selber betrifft, aber einmal in irgendeiner Form treffen könnte, jetzt jedoch nach dem entlastenden Motto „ich bin der Zuschauer, nicht der Betroffene, ich lebe, es ist der andere der stirbt.“ Er gibt die Möglichkeit aus sicherer Entfernung mitzufühlen, ohne wirklich betroffen zu sein und sozusagen Empathie zu üben.

Viele der Leser sind ältere Menschen, die aus Eltern- bzw. Großelternsicht kommentieren. Möglicherweise sind es zumindest teilweise einsame Menschen, die solche Blogs lesen und durch ihre Kommentare das Gefühl haben, am Leben anderer teilzunehmen.

Mit dem Blog wird eine medial vermittelte intime Situation hergestellt, in der man direkt angesprochen wird und scheinbar ein Teil des Lebens des Bloggers ist. Man wird zur Ratgeberin, guten Freundin oder Ersatzmutter. Ein Teil der Follower leidet selbst unter schweren Schicksalsschlägen wie Krankheiten und Verlusten von nahen Angehörigen, worüber sie in den Kommentaren berichten. Wie in einer Selbsthilfegruppe sehen sie sich als Leidensgenossen der Blogger und versuchen ihn zu unterstützen mit ihren Geschichten und guten Wünschen, Päckchen und Geld. Hin und wieder schreiben Mütter und Väter, die selbst ein Kind durch eine Krankheit verloren haben und „adoptieren“ nun die jungen Blogger anstelle des verlorenen Kindes. Interessanterweise kommen viele Leser aus medizinischen Berufen und geben hilfreiche Ratschläge oder bieten sogar konkret Hilfe an.

Allerdings habe ich bei den Kommentaren keine Beiträge von Ärzten oder Psychotherapeuten gefunden.

Bei den Abonnenten gibt es auch eine sehr große Gruppe der sogenannten „stillen Leser“, die zwar den Blog lesen, aber nie oder nur ganz selten kommentieren. Manche bieten auch ganz konkret Hilfe an, z.B. stellte jemand seine Ferienwohnung an der Ostsee einer Bloggerin kostenlos zur Verfügung.

Das Lesen der Krankheitsverläufe aktiviert auch eigene Ängste, womit das Lesen eines Krebsblogs nicht nur der Versuch sein könnte in sich ein Angstsignal zu erzeugen, um sich mit tatsächlichen Gefahren auseinanderzusetzen, sondern auch eine Art Zuflucht beim Schrecken vor dem Schrecken:

„Es ist paradox. Es will etwas Schreckliches besänftigen, aber es ist selbst schrecklich“ (Türcke 2002, S. 140).

Der Leser bekommt sämtliche Worst-Case-Szenarien vorgeführt, schreckliche Krankheiten, fehlende Behandlungsmöglichkeiten, mangelnde Unterstützung seitens der Krankenkassen und Grenzen der Palliativmedizin. Eigene Ängste und Befürchtungen finden hier einen Platz, z.B. in der Empörung darüber, dass die Kassen keine – aus medizinischer Sicht fragwürdige – Bioenergetik-Therapie bezahlen, aber auch die entsetzliche Wut, Enttäuschung und Verzweiflung darüber, dass die Ärzte die Erkrankung nicht heilen können. Oder auch in der Bestätigung darin, dass das Leben auf schreckliche Weise enden wird. In den Blogs wird dem Leser das Bewusstsein über die eigene Endlichkeit oft auf drastische Weise aufgezeigt.

Ich werde im Folgenden relativ ausführlich aus 4 ½ Jahren „S. will leben“ berichten. Ich habe die Stellen aus dem Blog, in den oft mehrmals in der Woche gepostet wurde, herausgegriffen, die emotional Bedeutsames beschreiben und die hinsichtlich meiner Frage wesentlich erscheinen.

S. will leben:

Den Blog „S. will leben“ gibt es seit Oktober 2014 auf Facebook. Ihr voriger Blog „Ich will doch nur leben“ wurde auf einer anderen Plattform veröffentlich und ist inzwischen nicht mehr abrufbar. Dies scheint eine Besonderheit dieses Mediums im Gegensatz zum Gedruckten zu sein, dass es mir öfters so ging, dass ich etwas nochmals aufrufen wollte und es nicht mehr auffindbar war. (Anmerkung: Für den Leser mag es irritierend erscheinen, dass der Blog viele Rechtschreibfehler und grammatikalische Unzulänglichkeiten aufweist. Zur Wahrung der Authentizität der Beiträge habe ich nichts daran verändert.)

1. Eintrag am 11.10.2014 (zitiert aus: www.facebook.com/Svenjawillleben):

Hallo meine Lieben … ich habe nun eine offizielle Facebookseite, womit ich auf die seltene Art Nebennierenrindenkarzinom Aufmerksam mache will,ich möchte mich gerne mit Euch austauschen, weitere Betroffene oder deren Angehörige finden usw :-)

Damals bekam „S. will leben“ 66 Likes und es schrieben hauptsächlich Freunde und Bekannte Kommentare. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie bereits vier Jahre lang Krebs. Sie erzählt von ihrem Alltag, der Krankheit und ihren Gedanken und Gefühlen dazu. In einem ihrer etwas späteren Posts (18. März 2015) schreibt sie rückblickend:

MEINE „GESCHICHTE“ 2010 bis jetzt im Moment …
Ich bin gelernte Arzthelferin und meine Praxis in der ich seit 2007 bin war toll. Ich hatte T. schon seit 3Jahren, Freunde, Familie.. alles. Im Herbst 2010 begann „es“ bewusst. Ich hatte so furchtbare Haut.Ich sah aus wie ein Teenager..Pickel über Pickel. Schnell fettige Haare und ein ständiges Völlefühl..

Nach einer Odysee von Untersuchungen, erfolgte schließlich ein MRT und die Diagnose:

„Sie haben einen Kindskopfgroßen Tumor an Ihrer linken Nebenniere“…. das muss raus… 99% gutartig.. … Mir wurde der komplette Bauch aufgeschnitten, um das Monster rauszuholen. … Als an dem einen Tag der OBERARZt ins Zimmer kam -MITTAGS – und mich nach draußen bat.. bekam ich kaum noch Luft. „Um nicht lange irgendwas schön zu reden, es tut mir so leid.. es ist doch bösartig. Ein Nebennierenrindenkarzinom.“ … heulen konnte ich nicht laut denn der Schnitt tat zu weh.. innerlich zerbrach ich und das war mir anzusehen. Meine große Angst wurde wahr. KREBS. Dazu DER KREBS. Toll, Arschkarte die 1% zu sein. Ich sagte nur 3 Wörter: Ich will nicht sterben…

2015 hat der Blog bereits 684 Likes.

Manchmal schreiben auch ihre Mutter oder ihr Mann kurze Kommentare. S. ist in vielen Posts damit beschäftigt, wie es ihrem Umfeld mit ihr geht. Sie schreibt (31. März 2015): 

Es tut so weh meinen Lieben solch Kummer zu bereiten. .es zerreißt mir das Herz. Mama ist immer stark, doch ich seh die tiefe Trauer in ihren Augen. T. ist sooo tapfer und bekommt so oft eins aufn Deckel obwohl er es doch nur gut mit mir meint. ….

Ihre Stimmung und Gefühle schwanken oft von kämpferisch bis verzweifelt, aber sie denkt auch darüber nach, was sich positiv verändert hat. So schreibt sie:

Ich bin soviel anders, fröhlicher, sensibler, Verständnisvoller. ..durch den Krebs geworden und DAS möchte ich nie mehr hergeben.

Und an einem anderen Tag: Er sitzt dir immer im Nacken, vorallem nachts, wenn es dunkel und du „alleine bist“…. da isses am schwersten nicht zuzulassen dass die Ängste oberhand gewinnen.

Bei ihren Followern, von denen sie auch manche trifft, bedankt sie sich häufig (3. August 2015):

Ich hab gerade einfach das Bedürfnis euch gaaanz doll …. D A N K E ! ! ! zu sagen 😌 Danke für jeden einzelnen der hier meinen Kampf verfolgt und somit meine launen, meine spinnereien, meine Sonnentage und meine Regentage. Ihr …. seid einfach toll !!!

Kurz vor Weihnachten gibt sie einen Rückblick und vervollständigt ihre Geschichte (17.12. 2015):

Der psychische Schmerz und Schock der Diagnose Nebennierenrindenkarzinom und ich werde daran sterben. Ja ich bin tatsächlich erstmal davon gerannt. .habe mich nicht sofort in onkologische Hände begeben. Erst 3 Monate später. .ich wollte es nicht wahr haben.bin erstmal „einfach heim“. Warum ich das schreibe? Weil ich mir selbst bewusst bin wie sehr ich eigentlich schon gekämpft und ausgehalten habe. Nicht nur due schlimmen körperlichen schmerzen sondern auch die seelischen. Krebs verändert auch das wesen.

2016 ist die Zahl der Likes auf 1555 gestiegen

S. beginnt das neue Jahr mit folgendem Post (04.01.2016):

Oh nein .. ich habe mein lachen nicht verloren und werde es nie verlieren, das ist sicher! Es ist nur, ich selbst erkenne in meinen Augen häufiger Traurigkeit. Und ich selbst sehe mir an dass ich oft nicht gut aussehe.seit neuem ist sooft der momentgedanke „Schön war das jetzt nochmal“ .. ja seltsam ein total dummes fühlen dass alles nicht mehr so lange hält.gabs einen Auslöser? Nein. Ich glaube einfach dass man sich unterbewusst irgendwann einfach darauf einstellt um innerlich dann den kompletten Frieden zu erreichen und noch bewusster alles wahr nimmt?!! Da kommen Tränen wenn ich einfach so machtlos bin und keine Kontrolle habe.. Ich werd ne Lösung finden mit der Angst umzugehen denn sie gehört dazu.nur darf sie mich nie bestimmen 💪 Denn unter der Traurigkeit strotzt mein Wille zu leben! Einfach noch zu leben

Wenn S. nicht kann, schreiben ihre Freundin K. und ihr Mann in den Blog. Zu der Zeit antwortet S. noch häufig auf Kommentare der Follower, was sie später kaum noch tun wird.

Im April beschreibt sie, die Schwierigkeit, dass ihre Angehörigen Mühe haben die Realität zu akzeptieren (12. April 2016): 

„Ihr müsst wissen dass ich immer noch gerettet werden soll und das auf eine verzweifelnde Art,was bestimmt überhaupt nicht böse gemeint ist,die aber an mir zehrt weil „man“ mich stört dabei meinen Weg zu gehen den ich für mich richtig finde. Mehr ins Detail geh ich aber nicht das ist privat.Kurz: es muss für die liebsten schrecklich sein dass du gehst und die dann ohne dich sind … was sie evtl. Dazu treibt Dinge zu suchen um dich noch lange zu behalten.dabei verlieren sie komplett den Sinn für Realität

Ihre Freundin K. kommentiert das:

Mein aller liebster Lieblings mensch..jetzt versuche ich mich schon seit paar Stunden zu sortieren und klar zu kommen. . Geht nicht. …und bin so wütend und traurig und vorallem ist man so verdammt machtlos! !

Das Jahr 2017 beginnt traurig (4.01.2017):

Gerade wenn ich wie jetzt hier liege und wieder so schwach bin dass es schwer ist mein Handy zu halten und die Augen kippen zu.Da Wein ich vor mich hin und hab Angst ..ist DAS so ne Schwäche die man dann hat wenn man gehen muss??? …

Im Juli 2017 erhält sie eine niederschmetternde Nachricht (31.07.2017):

Heut Abend hat er angerufen und mir leider mitgeteilt dass da nix mehr zu machen ist 😪man kann nimmer operieren oder bestrahlen.Wichtig ist ihm dass ich in guter Pallistiver Betreuung bin und da jm hab.Denn man wird einfach nur die Schmerzen einstellen können/müssen 😩 Das ist ein Schlag..und ich hab Angst.Hatte immer Angst vor dem Moment wenn diese Aussage kommt …Wahnsinn und jetzt ist sie da

Freunde von S. starten im August eine Spendenaktion für eine neuartige Behandlung, die den Tumor in der Wirbelsäule bekämpfen soll und nicht von der Kasse bezahlt wird. Darauf gibt es auch üble Kommentare, die S. sehr mitnehmen und beinahe zur Aufgabe des Blogs bringen. Ende Oktober und Anfang November spitzt sich ihre Situation trotz der Behandlung zu (26.10.2017):

Die Tage hier im KH sind Folter für mich Physisch wie psychisch 😭 😭 😭 😭 Das quält mich bei vollstem verstand Queerschnitt gelähmt zu werden.

Und (2.11.2017):

…der Moment indem du denkst ..“S. du schnappst jetzt dann gleich über“und das denke ich wirklich 😔Ich bin in eine Ecke getrieben aus der ich nicht entkomme… Ich starre oft nur noch so vorcmich hin.ich kann mich in keinem Gespräch konzentrieren weil meine Gedanken ganz woanders sind.schlimm.Alle meine Lieben tun ihr bestes. ❤️Ohne sie wäre ich glaub nimmer zu retten.was wir zusammen diese 3Wochen durchgemacht haben ist wirklich der Horror und ich wünschte mir,es ist einfach nur ein Albtraum …

K. kommentiert:

Mein Schatz. .. die tage waren dunkel und verregnet. ..wir haben geweint, geflucht und waren verzweifelt. .. aber hey–wir haben auch herzhaft gelacht und es war ein klein wenig Normalität. .wir hatten etwas andere Mädels -Abende und ich weiss –in dir steckt noch so viel Kraft, wenn sie sich auch momentan nicht so zeigen mag. . Wir kämpfen weiter. . 💪

2018 beginnt mit einem Wutanfall:

….gepflegt nen Ausraster gehabt 😢aber scheins hat das mal raus müssen… Ich will mich hier aufm Sofa positionieren und es geht einfach net.Jede Kissenstopferei hat nix gebracht,ich lieg nur schief u scheps und unbequem.Beine sind trotz Strümpfen u Wassertablette dick u spannen 🙄jedenfalls Robbe ich hier hin u her und finde einfach nicht die passende bequemes Position.

Kaum warcT. gerade draußen mit Zoe da bin ich ausgeflippt! Ich hab zuerst einfach nur n Schrei rausgelassen und hab dann um mich geschlagen 😢… das einzige was dann wirklich weh tat waren meine Fäuste.Und „mein Herz“…..ich sollte viel öfters weinen um den Druck ab zu bauen… aber ich fang schon wieder psycho an Löcher in die Luft zu starren…kann kein Tv gebrauchen usw…

Ihr Zustand verschlechtert sich jetzt rapide (29.03.18):

Es ist die letzten Tage so unglaublich viel passiert. Ich musste durch quälende Schmerzen,Angst,ständiges kollabieren…. Orientierungslosigkeit. Die Schmerzen waren teils so unerträglich dass sie mich „still gelegt“ haben auch Tags.Das durchzumachen wünsche ich keinem!!! Im Hospiz bin ich jetzt auch vorgemerkt…das wird aber ein neues Thema.

Ihr letzter Post wird am 22. April um 23:42  veröffentlicht:

Guckt mal 🙃….Ich war heute „halb draußen“.T. hatte die Idee mich mitm Bett so nah es geht an Balkon zu schieben

Und schließlich der Post der Familie am 27. April um 11:06

Auch ein Kämpferherz wird müde…. Wir alle verneigen uns vor dir…vor deinem Kampfgeist,Lebenswillen..niemals in Vergessenheit geraten… Unendlich viel Liebe

Innerhalb einer halben Stunde sind es über 1000 Kommentare auf dem Eintrag. Eine Freundin schreibt:

Du bist friedlich in den frühen Morgen Stunden eingeschlafen 😢 das hattest du dir so sehr gewünscht zu Hause, bei deinem T. und Zoe🙏 dein Wunsch wurde von den Engeln erhört das ist schön! Du warst unglaublich stark und so so tapfer! Komm gut über die Regenbogen Brücke schnuggl 🌈💗

Diskussion:

Anhand des langen Auszugs aus dem Blog wird einiges deutlicher. Allerdings konnten in diesem von mir verdichteten Überblick viele der fröhlicheren oder auch belangloseren Posts nicht dargestellt werden. Da er einen Zeitraum von viereinhalb Jahren umfasst, sind die Veränderungen im Verlauf deutlich zu sehen. Die Einträge werden seltener und es ist spürbar, wie sie mehr und mehr den Kampf gegen die Krankheit aufgibt, oft daran verzweifelt und sich schließlich offen mit dem Sterben auseinandersetzt.

Anders als andere Blogger zieht sich S. zum Ende hin nicht gänzlich zurück, obwohl es ihr kaum noch möglich ist zu tippen und sie häufig die Spracheingabefunktion des Handys nutzt.

S. schreibt sehr offen über das, was sie bewegt. Sie versucht im Schreiben ihre Krankheit zu verarbeiten, indem sie ausführlich ihre Gefühle und Gedanken beschreibt. Das Schreiben, ohne jemandem in die Augen sehen zu müssen, fällt ihr leichter als direkt mit jemandem darüber zu sprechen. (Das erinnert ein bisschen an das Liegen auf der Couch in der analytischen Behandlungssituation.) Der Leser ist nicht wirklich anwesend, aber auch nicht wirklich weg, sondern irgendwo in einem imaginären Raum, der ihr die Möglichkeit gibt, etwas unterzubringen.

Diesen Raum scheint sie durch die Anonymität als geschützt zu empfinden, obwohl er öffentlich zugänglich ist. Die Leser sind gleichzeitig anwesend und abwesend. Peter Vorbach (2009, unveröff. Manuskript, in Löchel 2019, S. 716) benennt dieses Phänomen in Anlehnung an das Fort-Da-Spiel (Freud 1920g, S.11 ff) als „Weder fort noch da“, womit sowohl Getrenntheit als auch Nähe und Präsenz abgewehrt werden.

Der Psychoanalytiker Gionata Innocenti (2011, S. 652) geht noch weiter, wenn er schreibt:

„Die neuen Technologien haben es ermöglicht, Universen der Erfahrung zu erschaffen und zu bewohnen, die von materiellen und konkreten Dimensionen losgelöst sind. Sie beschreiben Räume zwischen Geist und Wirklichkeit. Sie weiten psychische wie sensorische Fähigkeiten aus, sodass ihre neuen Räume als „technologische Sphäre des Geistes oder als Psychotechnologie“ bezeichnet werden können (de Kerckhove, 1995 [Anm. medizin-im-text: siehe auch TED-Video]). Die neuen Technologien funktionieren zuweilen als psychische Prothesen. Sie erlauben es, die Dimensionen einer virtuellen und zugleich realistischen Erfahrung beinahe unbegrenzt auszudehnen.“

Die extremen Einschränkungen in der späten Phase der Erkrankung werden durch das Internet scheinbar überwunden, da ein virtueller Raum geschaffen wurde, der Einsamkeit, Entfernung, Getrenntheit scheinbar überwinden kann.

Der Blog dient S. als Raum, in den sie Unerträgliches deponiert, vielleicht auch um ihre Angehörigen zu schonen. An einer Stelle schreibt ihre Mutter, sie würde manches nur aus dem Blog erfahren, anstatt von ihr direkt. Auch setzt sie sich mit dem unweigerlichen Ende der Krankheit im Tod auseinander, die ihr Mann vielleicht eher verdränge und stattdessen weiter nach einer Rettung suche.

Es scheint für S. leichter, diese schwierigen Themen im Blog zu kommunizieren, bevor sie mit ihrem Mann darüber spricht, möglicherweise, weil die ganze Wucht des Gesagten durch das Schreiben und die Kommentare der Leser abgemildert und gefiltert wurde. Sie hat damit eine Möglichkeit der Kommunikation über die schwierigen Themen gefunden, allerdings um den Preis der Intimität.

Von einigen Schwerkranken weiß ich, dass Angehörige so überfordert sind, dass die Kranken mit ihnen nicht sprechen können, schon gar nicht, wenn es um das Sterben geht.

Häufig machen die Kranken dann sogar noch die Verleugnung mit, um den Partner und Freunde zu schonen. Sie bleiben dann phasenweise mit ihrer Todesangst allein und versinken in Sprachlosigkeit. In einem Kommentar zeigt ihre Freundin K., wie der Blog in der Kommunikation eine Art Denkpause gibt, wenn K. auf einen Post, in dem S. die Realität ihres Sterbens deutlich macht, antwortet: „Jetzt versuche ich schon ein paar Stunden mich zu sortieren und klar zu kommen…“

In der direkten Art ihres Schreibens, das sich von dem vieler anderer Blogger unterscheidet, wendet sich S. direkt an den Leser, als sitze sie ihm gegenüber oder als schreibe sie eine WhatsApp-Nachricht an eine Freundin. Da sie hin und wieder auch Live-Videos auf Facebook einstellt, bekommen die Follower die Möglichkeit, sie zu sehen und sie sprechen zu hören.

Die Leser können schriftlich live Fragen an S. richten und S. beantwortet sie dann direkt in der Videoübertragung. Dadurch kommt sie bei den Followern quasi persönlich ins Wohnzimmer und wird so zu einem kleinen Teil ihres Lebens, was auf beiden Seiten das Gefühl der Einsamkeit verringern mag. Dies geschieht auf eine illusionäre Weise via Bildschirm, auf dem sie auftauchen und wieder verschwinden kann, womit sie auch Kontrolle über ihre Anwesenheit hat.

Die Follower können sie sehen, aber sie selbst sieht nur die eingeblendeten Kommentare. S. besitzt die Fähigkeit, bei anderen etwas auszulösen. Durch die Art und Weise, in der sie kommuniziert, bekommt sie auch vieles von den Lesern zurück. Viele sind sehr berührt von ihren Posts und teilen das in ihren Kommentaren mit.

Das Warten auf Untersuchungsergebnisse wird auch für die Follower zur Qual, die jeden Tag fragen, ob es schon Neues gibt. Sie nehmen durch ihr Mitfühlen vieles von dem Unerträglichen auf und je nach Verarbeitungsfähigkeiten können sie etwas an S. zurückgeben, was sie wiederum für sich nutzen zu können scheint.

Als S. schreibt, dass sie sich ein Hospiz anschauen werde, kamen viele sehr differenzierte Kommentare, teilweise von Menschen, die in Hospizen arbeiten, aber häufig auch von Menschen, deren Angehörige im Hospiz waren.

Es wurde auch von einer Leserin vorgeschlagen, S. solle zu „Dignitas“ in die Schweiz fahren, der Sterbehilfeorganisation. Auf diesen Kommentar reagierte S.s Mann sehr wütend und verbat sich diese Art der Einmischung.

Vor allem gegen Ende ihres Lebens schrieb S. häufig, wie froh sie über ihre Follower sei und wie viel sie von ihnen bekomme.

Als S. starb, entschieden sich die Angehörigen dafür, die Trauerfeier öffentlich zu machen.

Aus anderen Blogs konnte ich entnehmen, dass anscheinend nicht viele gekommen sind. Ich denke, dass an dieser Stelle die virtuelle Welt auf die reale trifft und es vielen wahrscheinlich klar wurde, dass sie S. gar nicht persönlich gekannt haben.

Ich habe mich auf den Blog von S. konzentriert, weil er mich durch ihre Art zu schreiben angesprochen hat. Manche Blogs berührten mich durch die teils grandiose Verleugnung von Realität bzw. die omnipotente Abwehr von Angst und Depression unangenehm. Viele Blogger können sich weniger gut ausdrücken oder halten den Blog bewusst nüchterner. Für B. z.B. scheint die Suche nach und die Weitergabe von Informationen und die Vernetzung der Kranken im Vordergrund zu stehen. Sein Hauptanliegen sei die Prävention. Als er stirbt, wendet er sich nochmals an seine Leser.

B. schreibt:

„Ich hoffe ich konnte mit meinem Blog und meinem Engagement ein bisschen was bewegen, um die Welt ein Stückchen besser zu machen.“

Und weiter:

„Danke für jedes aufbauende Wort und für jeden Kommentar oder Nachricht. Danke, dass ihr mir Kraft und ein bisschen Sinn im Leben gegeben habt. … Achtet auf euren Körper und hört auf Warnsignale. Aber vor allem: Genießt das Leben, denn es ist schön!“

Viele Follower verfolgen mehrere Blogs nebeneinander. So wurde es für die Bloggerin P. (die mit 20 an Eierstockkrebs erkrankte und von Beginn an als unheilbar galt) oft schwer, da sie häufig mit S. verglichen wurde. Mit ihrem eher anklagenden Stil kam P. schlechter bei den Lesern an. Sie schien den Blog eher dazu zu nutzen, etwas loszuwerden.

Zum Beispiel schrieb sie voller Wut, die Ärzte hätten sie „verarscht“, als ihr die Ärztin gesagt habe, sie würde nicht mehr sehr lange leben. An solchen Stellen fingen auch oft die Follower an, in den Kommentaren zu streiten. Und P. schien oftmals Mühe gehabt zu haben, das aufzunehmen, was sie bekam.

An anderer Stelle wünschte P. jemandem den Krebs an den Hals, was ihr viele Leser übelnahmen. Eine Leserin schrieb dann: „So etwas hätte S. nie gesagt.“ Sie wirkte in ihrer Art eher schamlos, was die Leser eher abzuschrecken schien, vor allem da sie häufig „live“ sprach (auch noch wenige Stunden vor ihrem Tod).

Viele der Blogger und Bloggerinnen sind in einem Alter, in dem normalerweise vollkommen andere Themen anstehen als Krankheit und Tod, was ein Grund für den oft beschriebenen Rückzug von Freunden und Bekannten sein mag. Sie selbst sind zu Beginn der Erkrankung oft fast noch Adoleszente, die mit der Situation absolut überfordert sind, weshalb auch vermehrt psychotische Mechanismen zur Abwehr eingesetzt werden.

Die Realität ist so unerträglich, dass sie verleugnet werden muss, indem man sich zum Beispiel als unbesiegbaren Kämpfer betrachtet, der das Monster „Krebs“ besiegen kann. Bei vielen wird die Angst vor dem sich in ihrem Körper ausbreitenden Monster so groß, dass sie sich von Anfang an mit Psychopharmaka behandeln lassen. Sie berichten oft von schrecklichen Alpträumen und nächtlichen Panikattacken.

Die „Facts of Life“ bleiben

Das Internet kann den Bloggern zwar Universen und Parallelwelten erschaffen, es kann sie unter Umständen zeitweilig die Krankheit vergessen lassen, aber es kann die „Facts of Life“ (Roger Money-Kyrle 1987, S. 103 ff) nicht umgehen oder abschaffen. Die Begrenzung des Lebens durch den Tod ist nicht umgehbar, was dem „Alles-ist-machbar“ der faustisch-modernen Welt und vielleicht des Internets eine deutliche Grenze setzt.

Womöglich ist der Erkrankte dann sogar noch „selbst schuld“, da er irgendetwas, was machbar gewesen wäre, nicht getan hat oder falsch gemacht hat – wohingegen in früheren Zeiten Krankheit und Tod eher als Schicksal oder gottgegeben angesehen wurden.

Viele Leser*innen der Blogs erschrecken beim Lesen und wenden sich aus unterschiedlichen Gründen ab, Das Thema Tod und Sterben wird in unserer heutigen Gesellschaft möglichst weit ausgegrenzt und ins Private gedrängt, was oft mit einer großen Sprachlosigkeit verbunden ist. Tod und Sterben sind nicht mehr natürlicher Bestandteil der Gesellschaft. Vor allem in der jüngeren Generation spielt die Selbstdarstellung eine elementare Rolle, gerade in den sozialen Medien.

Die Krebsblogger wagen hier etwas Neues, indem sie Krankheit und Tod wieder offen thematisieren (ob es uns gefällt oder nicht).

Sie verstecken sich nicht, versuchen eine Sprache zu finden, indem sie öffentlich über ihr Sterben sprechen und muten sich den Lesern damit zu. Der Leser ist im Gegenzug mit dem ganzen Elend konfrontiert, ohne dass es etwas Tröstliches gibt – und versucht dennoch, es mit zu bewältigen.

Auch wenn diese Bewältigungsversuche über das Bloggen unzulänglich und problematisch sein mögen, so gibt das An-die-Öffentlichkeit-Gehen den Krebsbloggern offensichtlich einen gewissen Halt oder gar Sinn. Die Kommunikation mit den Followern scheint auch die Einsamkeit etwas zu mildern und die vom Netz geschaffenen Universen lenken von ihrer oft schrecklichen Realität ab.

Autorin: Silke Wöhrmann, Psychoanalytikerin (DPV),
Beitrag veröffentlicht in diesem Blog am 5.10.2020

Zusatzinformation: Svenjas Bruder teilte im Oktober 2020 via Facebook mit, dass er ihren Blog immer wieder „belebte“, wenn sie keine Kraft mehr hatte. Von Tag Eins an habe er den Blog mit ihr zusammen geführt. Vielen Dank auch für die Akzeptanz dieses Beitrags. (Dunja Voos, Redaktion medizin-im-text)

Quellen:
Druckmedien:                     
  • Bion W. (2002 [1962 a]): Eine Theorie des Denkens. In: Bott Spillius, E. (Hg.): Melanie Klein heute, Bd.1., 3. Aufl. Stuttgart (Klett-Cotta).
  • Bion, W.R. (2005 [1963]): Elemente der Psychoanalyse. Frankfurt/M. (Suhrkamp).
  • Habermas, T. (1999): Geliebte Objekte: Symbole und Instrumente der Identitätsbildung. Frankfurt/M. (Suhrkamp).
  • Herrndorf, W (2010).: Tschick. Hamburg (Rowohlt).
  • Innocenti, G.D. (2011). In: Schinaia, C.: Pädophilie. Gießen (Psychosozial-Verlag).
  • Löchel, E. (2019): »Sprache des Abwesenden« Psychoanalytische Reflexionen zum Subjekt des digitalen Zeitalters. Psyche – Z Psychoanal 73, 698-725.
  • Money-Kyrle, R- (1971) The Aim of Psychoanalysis. Int J Psychoanal 52.
  • Riesenberg-Malcolm; R. (2003 [1999]): Unerträgliche seelische Zustände erträglich machen, Stuttgart (Klett-Cotta).
  • Türcke, C. (2002): Erregte Gesellschaft, München (C.H. Beck).
  • Voos, D. (2018): www.medizin-im-text.de – das Blog. In: Tagungsband der DPV Herbsttagung. Gießen (Psychosozial-Verlag), 376-380.
  • Williams, G. (3003 [1997]): Innenwelten und Fremdkörper. Stuttgart (Klett Cotta).
Internet:

(zuletzt abgerufen am 08.09.2020)

https://www.facebook.com/pg/cancellingcancer/about/?ref=page_internal (zuletzt abgerufen am 22.02.2020)

  • ZDF Volle Kanne (2017), in: Facebook.de, protokoll:

https://www.facebook.com/watch/?v=10154654841993231&external_log_id=271a34f56e024f61e5f631d4bba01489&q=Svenja%20will%20leben (abgerufen am 22.02.202)

Zusammenfassung:

Mit der Untersuchung eines sich über mehrere Jahre erstreckenden Facebook-Blogs einer krebskranken jungen Frau wird gezeigt, welche Funktionen das Bloggen für Schwerstkranke haben kann. Dabei wird insbesondere den Fragen nachgegangen, ob und inwiefern das Bloggen zur Bewältigung der existenziellen Bedrohung durch eine unheilbare, tödliche Erkrankung beiträgt und welche Qualität in diesem Zusammenhang die im virtuellen Raum des Internets sich entwickelnden Beziehungen zwischen Blogger und Followern haben.

Krebsblogger, Blog als Bewältigungsstrategie, Beziehung zwischen Blogger und Follower

Silke Wöhrmann
Esslingerstraße 16
72074 Tübingen
silke.woehrmann@gmx.de
Psychoanalytikerin (DPV/ IPA)

Schreibe einen Kommentar