„Es war zwei Uhr morgens. Ich wurde wach und fühlte mich unendlich depressiv. Es war, als würde ein unbeschreiblicher Druck auf mir lasten. In mir wuchs der Gedanke: ‚Das ist nicht auszuhalten!‘ Das Gefühl des Unaushaltbaren wurde so mächtig, dass ich Angst hatte, ich könnte mir auf einmal das Leben nehmen. Der Drang wurde extrem stark“, erzählt eine junge Frau, die nach der Geburt des zweiten Kindes schwer depressiv wurde. Manchmal fühlen wir Kräfte in uns, die uns selbst erschrecken. [Weiterlesen…] Infos zum Plugin Angst vor der inneren Kraft
Lebenshilfe
Sich selbst mit Interesse begegnen

„Was hab‘ ich denn da schon wieder gemacht? Es ist schrecklich – ich reagiere immer so wütend und hinterher bereue ich es. Ich kann mich selbst nicht leiden.“ Selbstgespräche wie diese kennen wohl die meisten Menschen. Wir sind dann mit uns selbst völlig verwickelt und finden keinen Abstand mehr. Wir werten uns ab und quälen uns mit Selbstvorwürfen. Doch wir können auch anders: Wir können von uns selbst einen Schritt zurückgehen und sagen: „Irgendwie ist das ja auch interessant, wie ich reagiert habe. Wie ist das zu verstehen?“ [Weiterlesen…] Infos zum Plugin Sich selbst mit Interesse begegnen
Nähe zulassen – warum ist das oft so schwierig?
Oft fällt es uns schwer, Nähe zuzulassen. Doch warum eigentlich? Oft scheint der Grund darin zu liegen, dass die eigene Hülle zu fehlen scheint oder sich undicht anfühlt. Auch das Bild vom anderen ist vielleicht nicht gerade vertrauenserweckend. Sich nahe sein können am besten zwei Menschen, die sicher voneinander getrennt sind. Anderen Menschen nahe sein können oft diejenigen gut, die sich selbst gut abgegrenzt fühlen und die wissen, wann sie wieder Abstand brauchen und das auch äußern können.
Es darf nicht ruhig werden
Manche Menschen spüren es in der Partnerschaft, in der Psychotherapie oder Psychoanalyse: Wenn es ruhig und friedlich wird, wenn es so aussieht, als ob man sich gut versteht, wenn es passt, dann wird man unruhig und ergreift die Flucht. Man wird „widerborstig“, stachelig, möchte streiten und den anderen von sich weisen. Vielleicht ähnlich wie ein Kind in der Trotzphase, das wieder eine Weile für sich sein muss, um zu spüren, wer es selbst ist.
Der Schmerz des Unterschieds
Nähe in der Beziehung zu Vater oder Mutter konnte auch heißen: Schläge zu bekommen, missachtet zu werden, bestraft zu werden. Wenn Zwei beieinander sind, kann es prinzipiell auch immer gefährlich werden. Kommt es später zu liebevollen Bindungen, kommen auch die Erinnerungen an schmerzhafte Nähe wieder hoch. Außerdem schmerzt der Unterschied: Wer als Erwachsener Liebe erfährt, spürt vielleicht, was er als Kind verpasst hat und wie es hätte sein können. Dieser „Schmerz des Unterschieds“ ist oft nur schwer auszuhalten.
Gebranntes Kind meidet Berührung
Wer als Kind massiv verletzt wurde, dem geht es als Erwachsenen oft ähnlich wie einem Verbrennungsopfer: Die Haut ist wund, der Schutz fehlt. Eigentlich bräuchte dieser Mensch ganz besonders viel Berührung und Nähe, aber wenn ein anderer auch nur zärtlich die Hand auflegt, vergrößert sich der Schmerz immens. Doch zum Glück ist meistens nicht der ganze Mensch verbrannt: Es gibt auch Stellen, die sind nicht wund und an diesen Stellen kann man sich gut berühren lassen.
Der Schutz kann sich bilden
In einer Psychotherapie oder Psychoanalyse spüren die Betroffenen oft, dass ihre Dünnhäutigkeit nachlässt. Es kommt ihnen vor, als bekämen sie nachträglich einen guten Schutz um sich herum. „Schutz“ kann auch heißen, dass man die Vorstellung gewinnt, dass der andere auf die eigenen Wünsche und Bedürfnisse reagiert. Wenn man sich sicher ist, dass der Wunsch, sich zurückzuziehen vom anderen respektiert wird, ist das auch wie ein eigener Schutz. Nähe zulassen ist etwas, das vielen Menschen schwer fällt. Doch in guten Beziehungen kann diese Fähigkeit wachsen. Dafür ist es nie zu spät.
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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 21.8.2013
Aktualisiert am 7.11.2020
Sollen Kinder an den Weihnachtsmann glauben?

„Die Ärztin kann zaubern“, „Heute Nacht kommt die Zahnfee“, „Morgen kommt das Christkind“, sagen die Eltern. „Kannst du nochmal unter dem Bett nachgucken, ob da wirklich kein Monster ist?“, fragt das Kind. Das Problem mit „guten Geistern“: Sie sind nicht allein. Erzählt man einem Kind etwas von einer „guten Fee“, dann entsteht im Unbewussten schnell auch die Vorstellung von einer „bösen Hexe“. Feen und Zauberer sind nicht nur gut – sie sind auch unkontrollierbar. (Text & Bild: © Dunja Voos) [Weiterlesen…] Infos zum Plugin Sollen Kinder an den Weihnachtsmann glauben?
Kehlkopf-Asthma: Wenn bei Emotion die Einatmung versagt (Inspiratorischer Stridor)

Wer kurz vor dem Einschlafen oder aus dem Schlaf heraus unter plötzlicher Atemnot leidet, hat vielleicht ein sogenanntes „Larynx-Asthma“ (Kehlkopf-Asthma, Vocal Cord Dysfunction, VCD, Stimmbanddysfunktion, Deutsches Ärzteblatt 2008). Man schreckt mit Atemnot hoch, setzt sich auf, hustet, atmet ein paar Mal tief durch und langsam werden die Atemwege wieder frei. Der Anfall dauert etwa 1-2 Minuten. [Weiterlesen…] Infos zum Plugin Kehlkopf-Asthma: Wenn bei Emotion die Einatmung versagt (Inspiratorischer Stridor)
Scham – Gefühle erklärt für Kinder

„Der liebe Gott sieht alles“, sagen manche Eltern. Oder sie sagen: „Der Weihnachtsmann weiß, wann du böse warst.“ Ich glaube das nicht. Ich glaube, dass jedes Kind und jeder Erwachsene eine Schutzhülle hat und braucht, damit es ihm gut geht. Auch unser Herz liegt geschützt in unserer Brust und ist für andere nicht sichtbar. Nur so können wir gesund bleiben. Jedes Kind und jeder Erwachsene braucht einen Raum, wo er ganz allein für sich sein kann. „Das ist privat“ nennen es die Erwachsenen, wenn sie sagen wollen, dass es andere nichts angeht, was sie tun oder denken. (Text & Bild: © Dunja Voos) [Weiterlesen…] Infos zum Plugin Scham – Gefühle erklärt für Kinder
Ich bin auch alleinerziehend – mein Mann kommt immer erst um 20 Uhr

Es gibt sicher kaum eine alleinerziehende Mutter, die diesen Satz nicht schon mal gehört hat: „Mein Mann kommt immer erst spät nach Hause – ich bin sozusagen auch alleinerziehend.“ Ich antworte dann meistens: „Die Tage sind nicht das Problem. Erst in der Nacht spürt man die Last.“ Alleinerziehend zu sein ist deshalb oft so anstrengend, weil abends eben niemand nach Hause kommt. Nach einem anstrengenden Tag fällt man totmüde ins Bett. Und wird vielleicht mitten in der Nacht geweckt, weil das Kind spuckt oder mit Fieber aufwacht. Nachts kommen die Geldsorgen, die Sorgen um die Konflikte mit dem Vater, die Gefühle des Alleinseins und Überfordertseins. Es ist das leere Bett, das schmerzt. [Weiterlesen…] Infos zum Plugin Ich bin auch alleinerziehend – mein Mann kommt immer erst um 20 Uhr
Wenn wir den anderen immer lenken wollen

„Wo ich hinkomme, reagieren die Menschen mit Ärger auf mich. Ich weiß nicht, wieso. Es sind sehr unbefriedigende Begegnungen.“ Eine Patientin erzählt, dass fast alle ihre Kontakte von unbegreiflicher Aggression betroffen sind. Erst im Laufe der Zeit entdeckt sie, dass sie die anderen ständig steuern will. Sie macht Witze, damit die anderen lachen und sie denkt sich vorher genau aus, was sie sagt, damit die anderen in dieser oder jener Weise reagieren. Auf einmal versteht sie, warum so viel Langeweile in ihrem Leben herrscht: Sie vermeidet die lebendige Begegnung. [Weiterlesen…] Infos zum Plugin Wenn wir den anderen immer lenken wollen
Traumatherapie: Gemeinsamkeiten zwischen Peter Levine’s „Somatic Experiencing“ und Psychoanalyse

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Todestrieb: „Ich will’s vernichten!“

Wir haben nicht nur einen Lebenstrieb, sondern auch einen Todestrieb. Den Begriff „Todestrieb“ prägte Sigmund Freud um das Jahr 1920. Wir spüren ihn, wenn wir Zerstörungswut verspüren. Schon kleine Kinder lieben es, den Bauklotz-Turm zu zerstören und Marienkäfer zu zertreten. Vereinfacht gesagt gehört das Zerstörerische in uns zum Todestrieb. Schon wenn wir etwas essen und zerbeißen, sind wir zerstörend. Daher gehört auch das Schuldgefühl von Beginn unseres Lebens immer zu uns. Zum Todestrieb gehören zum Beispiel Hass, Neid, Mordgelüste, Selbsttötungswünsche, Rachegedanken, Stillstand und Arroganz. [Weiterlesen…] Infos zum Plugin Todestrieb: „Ich will’s vernichten!“