Je beeindruckender medizinische Maßnahmen sind, desto besser scheinen sie zu helfen: Die Spritze wirkt scheinbar besser als die Tablette, die Operation besser als die nicht-operative Behandlung. Die Krankengymnastik nach Vojta ist eine beeindruckende Maßnahme – und sie wird oft als sehr wirkungsvoll beschrieben und es gibt beeindruckende Studien zum Erfolg der Vojta-Therapie. Doch was vergessen wird, ist das immense seelische Leid, das meiner Meinung nach häufig durch die Behandlung verursacht werden kann. Eltern sollten sich bewusst sein, dass sie die Behandlung jederzeit abbrechen und durch eine andere, zum Beispiel Bobath, ersetzen können.
Angst vor dem körperlichen Schaden
Die meisten Mütter haben Angst, etwas zu verpassen, wenn sie die Vojta-Therapie bei ihrem Baby nicht durchführen. Die Angst, dass sich dadurch ein körperlicher Schaden unveränderlich verfestigen könnte, ist riesengroß. Doch kaum wird über den psychischen Schaden nachgedacht. Das Baby, das in der Vojta-Therapie psychische Not erlebt, kann aus meiner Sicht und Erfahrung bis ins Erwachsenenalter hinein unter den Folgen der Vojta-Therapie leiden. Sich nicht berühren lassen zu können, oft ein Gefühl des Druckes oder „Gequetschtwerdens“ zu haben, ist meiner Erfahrung nach ein möglicher Schaden, der durch die traumatische Erfahrung in der Vojta-Therapie verursacht werden kann.
Wenn Babys die Vojta-Therapie erhalten, fehlen ihnen noch die psychischen Möglichkeiten, um diese – ich nenne es – Gewalt, irgendwie zu verarbeiten. Die Babys erleben aus meiner Sicht Höllenqualen, doch sie haben noch keine Worte, kein Zeitgefühl, kein reifes Denken. Das heißt, dass die Erfahrung völlig unverarbeitet bleibt. Später leiden viele an schweren Ängsten und einem unaushaltbaren Lebensgefühl, ohne dass sie sich erklären könnten, woher diese Beschwerden kommen.
Verwandte Artikel in diesem Blog:
- Vojta-Therapie bei Babys – eine Kritik (1)
- Wie wirksam ist die Vojta-Therapie? (2)
- Psychisches Leid durch Vojta-Therapie (3)
- Kritische Expertenstimmen zur Vojta-Therapie (4)
- Umfrage zur Vojta-Therapie bei Babys (abgeschlossen) (5)
- Vojta-Therapie bei Babys – Ende nicht in Sicht (6)
- Stellungnahme der Internationalen Vojta-Gesellschaft zu meiner Beitragsreihe (7)
- Vojta – die Psycho-Studie (8)
- Vojta – alle Beiträge
Buchtipp:

Dunja Voos:
Vojta-Therapie bei Babys – ein Aufschrei
Hilfe bei einem speziellen Trauma
Selbstveröffentlichung, 9.2.2021
Mehr…
Buchtipp (ebenfalls der Broschüre des Kinderschutzzentrums entnommen):
Ute Benz (Hg.) (2004):
Gewalt gegen Kinder.
Traumatisierung durch Therapie?
Berlin: Metropolis-Verlag
Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 28.2.2011
Aktualisiert am 10.02.2021