Wer in der Psychiatrie die Medikamenteneinnahme verweigert, hat oft einen schweren Stand. Ärzte und Therapeuten werfen den Patienten mitunter vor, sie könnten nicht vertrauen, sie hätten keine Krankheitseinsicht, sie würden sich trotzig wie ein Kind benehmen und vieles mehr. Zum Glück gibt es Psychotherapeuten wie den New Yorker Psychiater Peter Breggin (geboren 1936) – er setzte sich sein Leben lang dafür ein, Psychosen zu verstehen und keine Psychopharmaka zu verordnen. Je stärker die Antipsychotika die Psychiatrie eroberten, desto weniger Raum blieb für psychologische Erklärungsmodelle und Psychotherapie. Weiterlesen
„Die Ärztin hat mir sofort Opipramol verschrieben – soll ich das nehmen?“, fragt mich die Patientin. Ich rate ihr, nach ihrem Gefühl zu gehen. Wenn Du in einem ähnlichen Dilemma steckst, ist es wichtig, über die Medikamentenfrage nachzudenken und dem zu folgen, was Dir selbst behagt. Vielleicht fühlst Du Dich vom Arzt zur Einnahme des Medikaments gedrängt, vielleicht bist Du ihm aber auch dankbar für die Verordnung. Oft hilft das Neue – die neue Idee, das neue Medikament. Doch sobald es älter und vertrauter wird, geht die Begeisterung mitunter zurück. Weiterlesen
Die Compliance (= die „Mitarbeit“, man könnte auch der „Gehorsam“ sagen) der Patienten sei nicht gut, klagen viele Ärzte. Es würden zu viele Medikamente verschrieben und weggeworfen, schreiben die Zeitungen. „Der hat mir noch nicht mal was verschrieben!“, beschwert sich ein Patient. Der Umgang mit den Medikamenten zeigt eines direkt und deutlich: Die Beziehung zwischen Arzt und Patient steht im Zentrum. So „gestört“ wie die Beziehung zwischen Arzt und Patient im hektischen Alltag heute oft ist, so gestört ist auch die Medikamenteneinnahme, könnte man sagen. Es wird stark unterschätzt, wie sehr ein Medikament auch ein „Beziehungsmittel“ zwischen Arzt und Patient ist. Weiterlesen
„Der Psychiater gab der Angstpatientin Lyrica“, erzählt eine Freundin. „Lyrica®“ (Wirkstoff Pregabalin, Firma Pfizer) – der Name erinnert daran, dass die Patientin viel zu erzählen hätte. Aber zum Lyrischen, zur Dichtung, zum Erzählen kommt es nicht – die Zeit ist knapp und die Patientin bekommt ja Lyrica®. Plazebo-Studien zeigen: Ob wir ein Medikament vertragen oder als wirksam empfinden, hängt auch ab von Farbe und Form des Medikaments (z.B. Buckalew LW et al., 1982). Aber auch der Klang des Namens, das Design der Verpackung und die Persönlichkeit des Arztes (z.B. di Blasi, Zelda et al., Lancet, 2001) spielen in die Wirksamkeit mit hinein.
Eine US-Studie (Steinman MA et al., 2007) zeigt: Ärzte (in den USA) benutzen häufiger den Markennamen als den Wirkstoffnamen. Wie es wohl in Deutschland ist?
Steinman, Michael A. et al. (2007):
What’s in a Name? Use of Brand versus Generic Drug Names in United States Outpatient Practice.
Journal of General Internal Medicine
May 2007, Volume 22, Issue 5, pp 645–648
link.springer.com/article/10.1007/s11606-006-0074-3
Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 14.9.2014
Aktualisiert am 25.7.2021
Depressionen selbst können zu sexueller Unlust führen, zu Erektions- und Lubrikationsstörungen (= Nicht-Feuchtwerden), zu Orgasmusstörungen und Nicht-Erregbarkeit. Doch häufig lässt sich dies durch eine Psychotherapie oder Psychoanalyse gut beeinflussen. Wenn Menschen in ihrer Verzweiflung über die Depression jedoch zu Antidepressiva greifen, stellen sie häufig fest, dass das Sexualleben noch einmal auf eine spezielle Weise behindert wird. „Ich kann auf einmal nicht mehr mit meiner Partnerin schlafen“, sagen manche Patienten. „Bisher konnte ich mich wenigstens selbstbefriedigen – das geht jetzt nicht mehr“, höre ich oft von Männern, manchnmal auch von Frauen, die Antidepressiva einnehmen. Hier ist es wichtig, genau abzuwägen, was man selbst möchte. Weiterlesen
Ich selbst halte ja viele Geschichten zu Psychopharmaka für Märchen. Es ist, als merkte ich mir einfach das Märchen zu einem bestimmten Wirkstoff. Bitteschön: Esciatlopram wird gerne bei sozialer Phobie eingesetzt. Es ist ein selektiver Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI). Als unerwünschte Wirkung ist eine Verlängerung der QT-Zeit bekannt; das heißt, dass der Erregungsablauf im Herzen verzögert wird, was bei Herzkranken zu Problemen führen kann. Weiterlesen
Bei einer Demenz gehen auch Nervenzellen zugrunde, die Serotonin und Noradrenalin produzieren. Insbesondere Antidepressiva vom Typ SSRI (Selective Serotonin Reuptake Inhibitors) wie z.B. Sertralin und Citalopram greifen in den Serotoninstoffwechsel ein. Forscher der Universität Saskatchewan, Kanada, veröffentlichten im Dezember 2016 eine Studie, nach der eine milde kognitive Beeinträchtigung oder Demenz besonders häufig bei Menschen auftritt, die Antidepressiva eingenommen haben. Die Studie erschien im Journal Depression and Anxiety (Volume 34, Focus on Treatment: Pages 217–226, DOI: 10.1002/da.22584, Autoren: John Moraros, Chijioke Nwankwo, Scott B. Patten, Darrell D. Mousseau). Weiterlesen
Opipramol wird zur Zeit gerne von Hausärzten bei Ängsten und Depressionen verschrieben. Pharmafirmen, die das Medikament herstellen, sind z.B. betapharm, neuraxpharm und ratiopharm. „Opipramol“, der Name, der an den gemütlichen „Opa“ erinnert, ist wohl der Begleiter vieler Menschen (siehe auch: „Die Namen der Psychopharmaka“). Der Wirkstoff Opipramol gehört zu den trizyklischen Antidepressiva.Weiterlesen
Amitriptylin ist ein Medikamenten-Wirkstoff, der gegen Depressionen wirkt (Antidepressivum). Die chemische Struktur (Wikipedia) sieht so aus, dass drei Kohlenstoffringe aneinandergereiht sind; deswegen zählt Amitriptyllin zu den „trizyklischen“ (tri = drei, zyklisch = ringförmig) Antidepressiva. Amitriptylin ist einer der ältesten Wirkstoffe, die bei Depressionen eingesetzt werden. Es wirkt beruhigend, hellt aber gleichzeitig die Stimmung auf. Das Journal „arznei-telegramm“ hat im Juni 2006 einen kurzen Beitrag zur Qualität verschiedener Präparate, die Amitriptylin enthalten, veröffentlicht.
Dieser Beitrag wurde erstmals verfasst am 22.4.2013
Aktualisiert am 4.11.2017