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Vorstellung und Phantasie

Die Begriffe „Vorstellung“ und „Phantasie“ werden häufig gleichgesetzt. Etwas genauer könnte man sagen, bei der „Vorstellung“ handelt es sich um ein stehendes Bild. Ich kann mir eine Mundhöhle vorstellen. Bei der Phantasie fängt das Bild an zu laufen, es wird ein Film draus: „Die Mundhöhle ist ein dunkles Loch, das mich gleich verschlingen wird.“ Interessant: Manche Forscher sagen, dass kleine Kinder eher von Foto-artig träumen, also eher von einzelnen Bildern. Bewegte, filmartige Träume kämen erst hinzu, wenn die Kinder älter werden.

Agieren (Acting out and Acting in)

Was nicht bewusst ist und daher nicht mit Worten ausgedrückt werden kann, das agieren wir häufig aus. Wenn wir eine Psychotherapie machen und uns etwas gänzlich unbewusst ist, dann stellen wir unsere Probleme mithilfe von Handlungen dar. Wir kommen vielleicht ...

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Falsche Schuldgefühle sind wie ein falsches Selbst

Wir alle wollen frei von Schuldgefühlen sein. Doch um aus einer psychischen Störung zu finden, ist es wichtig, Schuldgefühle auch anzuerkennen und genau zu erspüren. Sie sind genauso sinnvoll wie Ängste und andere Gefühle. Allerdings gibt es so etwas wie „falsche Schuldgefühle“, die dem sogenannten „falschen Selbst“ gar nicht unähnlich sind. Zu solchen „falschen Schuldgefühlen“ gehört z.B. das Gefühl, man könnte Schuld sein am Tod eines Geschwisters oder an der Erkrankung der Mutter. Auch leiden manche Menschen schuldhaft unter dem Gefühl, das „falsche Geschlecht“ zu haben, zum Beispiel weil die Eltern manchmal deutlich machten, dass sie sich eigentlich ein Kind des anderen Geschlechts gewünscht hätten. Weiterlesen

Affekte: Synchronisationsverweigerung ruft Unwohlsein hervor

Uns geht es gut, wenn wir mit dem anderen affektiv gut abgestimmt sind – selbst wenn beide Partner negative Affekte äußern, können sie sich gegenseitig verstehen und es geht ihnen insgesamt betrachtet „gut“. „Schlecht“ geht es Menschen, wenn keine Synchronisation der Affekte (keine Affektabstimmung) stattfindet, also wenn z.B. einer lächelt und der andere nicht zurück lächelt. Gesunde Menschen wünschen sich, eine „gute, zärtliche, fürsorgliche, freundschaftliche Beziehungen zu den Mitmenschen herzustellen“ (www.uni-saarland.de/fak5/krause/klaus/T.htm#Das Affektsystem). Sie wollen dabei eigenständig bleiben. Gegebenenfalls kommen sexuelle Wünsche hinzu. (Quelle: Beiträge auf der Website der Uni Saarland; leider ist der Autor dort nicht eindeutig ersichtlich.) Weiterlesen

Wie geht es den Partnern von Psychotherapeuten, Seelsorgern und Psychoanalytikern?

„So würdest Du mit Deinen Patienten nie reden!“, sagt die Frau eines Psychoanalytikers. Und Recht hat sie. Mit Patienten lässt sich so gut umgehen, weil Psychotherapeuten sie nur für jeweils 50 Minuten sehen, weil sie Geld dafür bekommen und weil die Rollen klar verteilt sind. Die Partner und Partnerinnen von Therapeuten verspüren dennoch mitunter Neid auf die Patienten. Während in den Partnerschaften manchmal kaum Zeit für ein Gespräch bleibt, sind dem Patienten, der im Kalender steht, Zeit und Aufmerksamkeit sicher – und im Fall einer Psychoanalyse sogar Jahrelang. Das ist nicht immer leicht zu ertragen.Weiterlesen

Unsere Sorgen und Gedanken kommen auch aus unserem Körper heraus

Wenn Du nachts von einem See träumst und wach wirst, merkst Du vielleicht, dass Deine Blase ganz voll ist. Du hast von dem See geträumt, weil Du im Schlaf spürtest, dass Du eine volle Blase hast. Aber warum träumt man dann nicht einfach, dass man eine volle Blase hat und zur Toilette muss? Es hängt wahrscheinlich auch davon ab, wieviel Bewusstsein unserem Schlaf schon wieder beigemengt ist. Jedoch zeigt das Beispiel gut, was unsere Psyche aus unseren körperlichen Empfindungen macht. Und so können auch andere Gedanken, Sorgen und Grübeleien entstehen.Weiterlesen

Severely deficient autobiographical memory (SDAM): „Ich kann mich kaum an die Kindheit erinnern.“

Manchen fällt es so richtig erst in einer Psychotherapie auf: Wenn sie nach der Kindheit gefragt werden, haben sie kaum Erinnerungen. Während sich viele etwa ab dem vierten Lebensjahr zumindest an prägende Ereignisse aus der Kindheit erinnern, scheint bei manchen die Kindheit völlig aus dem Gedächtnis gestrichen zu sein. Die Erfahrung in der Psychoanalyse zeigt, dass in diesen Fällen häufig schwer traumatisierende Ereignisse vorlagen. Zum Beispiel ist Erinnerung schwierig, wenn man als Kind kaum Gelegenheit hatte, zu erzählen, denn durch Erzählungen festigt sich auch die Erinnerung. Im Laufe einer Psychoanalyse kehren häufig Erinnerungen zurück und die Analysanden sagen: „Ich hätte nie gedacht, dass ich mich daran noch erinnere!“Weiterlesen

Viele „Borderliner“ haben Angst vor anderen Menschen mit schweren psychischen Störungen

Das Gefühl der „Brüchigkeit“ ist vielen Menschen mit einer Borderline-Störung bekannt. Oft war die frühe Mutter-Kind-Kommunikation bereits gestört (siehe Beatrice Beebe: Decoding the nonverbal language of babies, Youtube, 2019). Viele hatten wenig einfühlsame Eltern. In vielen Familien ging es laut zu, es wurde geschrien, es herrschte Chaos und Hysterie, die Sprache war wenig differenziert, es gab vielleicht Alkoholismus, sexuelle Übergriffe sowie psychische und körperliche Gewalt. Die Eltern konnten vielleicht kaum über sich selbst und ihr Kind nachdenken – sie waren hoch gestresst.

Ein hoher Bildungsgrad kann psychische Schwäche teilweise ausgleichen, doch die bleibt vielen verwehrt. In einer extrem unsicheren Umgebung aufzuwachsen, ist für ein Kind meistens eine furchtbare Erfahrung. Es fühlt sich psychisch stark verunsichert und lebt in chronischer Angst. Als Erwachsene leiden die Betroffenen oft unter heftigen Angststörungen und dem Gefühl, sich auf niemanden verlassen zu können.

Beruhigend

Instinktiv halten sich viele Betroffene an gebildeten, psychisch reifen Menschen fest. Die eigene fehlende innere Struktur kann durch die Struktur eines Gesünderen zumindest etwas „aufgefüllt“ werden. Wenn wir mit Menschen zusammen sind, die ruhig, gebildet und besonnen sind und die versuchen, uns zu verstehen, hat dies oft eine beruhigende Wirkung auf uns. Wenn Menschen mit einer Borderline-Störung in die Psychiatrie kommen, kann das für sie eine psychische Katastrophe sein: Die „niedrige Struktur“ der anderen Patienten, die psychisch äußerst schwach sind, reißt die Betroffenen quasi mit herunter. Oftmals ist die Angst vor dem Benutzen öffentlicher Verkehrsmittel eng verbunden mit der Angst, vielen psychisch schwachen Menschen zu begegnen.

Wenn wir uns brüchig fühlen und mit psychisch sehr schwachen Menschen zusammen sind, können wir das Gefühl haben, sie stecken uns mit ihrer Brüchigkeit an und verschlimmern unser bodenloses Gefühl.

Innere Sicherheit erlangen

Kaum etwas ist für viele Borderline-Patienten wichtiger, als mit „guten Menschen“ zusammen zu sein. Und tatsächlich hat dies oft eine nachhaltig positive Wirkung, denn stärkere Menschen können wir als „gute innere Objekte“ aufnehmen. Dieser Vorgang ähnelt dem „Lernen am Modell“: Wenn wir an Vorbilder denken und uns so verhalten wie sie, dann ist es für uns fast, als wären wir ein bisschen (wie) diese Vorbilder. Eine Psychoanalyse kann hier besonders hilfreich sein, denn der Therapeut selbst wird zu dem Menschen, der zunächst außen Halt bietet und dann als „haltgebendes inneres Objekt“ in die Psyche mit aufgenommen wird. Doch auch aus eigener Kraft erlangen viele mehr inneren Halt, indem sie interessiert bleiben an sich selbst und sich gute Wege und Umgebungen suchen.

Ausschau halten nach Bildungsmöglichkeiten und nach Menschen, die uns gut tun und die uns die eigene Entwicklung ermöglichen, ist mit das Wichtigste auf unserem Weg zu mehr innerer Sicherheit und Ruhe.

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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 10.11.2017
Aktualisiert am 23.6.23

Telefontherapie: „Ich bringe mich um, während Sie am Telefon sind!“

Telefonseelsorger oder Psychotherapeuten können in die Situation kommen, dass suizidale Patienten sich während des Telefonats das Leben nehmen möchten. Dabei gibt es verschiedene Formen: Manche Menschen möchten sich auf diese Weise rächen und im anderen Entsetzen auslösen, andere wollen primär ihr Leiden beenden und nicht allein sein, während sie sterben. Reflexhaft möchte man als Helfer am anderen Ende der Leitung die Polizei einschalten. Manchmal besteht jedoch der Spielraum, über die Wûnsche, Gefühle und Vorstellungen des Betroffenen zu sprechen. Als Behandler bleibt einem manchmal nur die Möglichkeit zu sagen, dass hier die eigene Grenze erreicht ist. Dann ist vielleicht nur noch „Auflegen“ möglich.Weiterlesen

Bions Raster: The Grid: Reihe 6: Handeln

„Entsprechend meint Bion mit „Handeln“ nicht „Agieren“, sondern das in Worte fassen einer emotionalen Erfahrung. Von ganz zentraler Bedeutung dabei ist für Bion die emotionale Erfahrung der Einsamkeit und der Isolation des Analytikers in dem Zeitabschnitt des Übergangs vom Denken zum Handeln einer psychoanalytischen Deutung.“ Martin Weimer, Bions Raster – Eine Einführung, 1999: Seite 6 www.weimer-gruppenanalytische-praxis.de