Wie geht es den Partnern von Psychotherapeuten, Seelsorgern und Psychoanalytikern?

„So würdest Du mit Deinen Patienten nie reden!“, sagt die Frau eines Psychoanalytikers. Und Recht hat sie. Mit Patienten lässt sich so gut umgehen, weil Psychotherapeuten sie nur für jeweils 50 Minuten sehen, weil sie Geld dafür bekommen und weil die Rollen klar verteilt sind. Die Partner und Partnerinnen von Therapeuten verspüren dennoch mitunter Neid auf die Patienten. Während in den Partnerschaften manchmal kaum Zeit für ein Gespräch bleibt, sind dem Patienten, der im Kalender steht, Zeit und Aufmerksamkeit sicher – und im Fall einer Psychoanalyse sogar Jahrelang. Das ist nicht immer leicht zu ertragen.

Selbsthilfegruppen gibt es für alles Mögliche – doch Gesprächsgruppen für die Partner und Partnerinnen von Therapeuten sind rar.

Phantasien über Verliebtsein und Sexualität entstehen bei allen Beteiligten

Die Fragen, die sich auftun, erstrecken sich bis auf den sexuellen Bereich, gerade auch bei Psychoanalytikern. Der Psychoanalytiker, der sich psychisch vom Patienten „verwenden“ lässt, wird zum Mittelpunkt des psychischen Lebens des Patienten. Der Psychoanalytiker wird als haltgebendes Objekt in die Psyche des Patienten aufgenommen. Das betrifft mitunter auch sexuelle Phantasien: „Ich habe mir letzte Nacht vorgestellt, ich hätte mit Ihnen geschlafen“, erzählt ein Patient. Obwohl Therapeuten darauf vorbereitet sind, erfordert diese Aussage doch innere Arbeit.

Die Partnerin, die die Patientin bis zu fünf Mal pro Woche in die Praxis kommen sieht, kann sich denken, wie viel ihr Mann für die Patientin bedeutet. Theoretisch ist das alles klar. Doch emotional ist es eben doch etwas, das bearbeitet werden will.

Die Partner und Partnerinnen leisten viel

Die Partner der Therapeuten sind auf gewisse Weise oft auch „Cotherapeuten“. Eine gute Partnerschaft stabilisiert den Therapeuten emotional, sodass er seine Arbeit gewissenhaft und in Ruhe ausüben kann. Er kann den Patienten „containen“, weil er selbst containt wird. Ist der Therapeut in der Therapie sexuell erregt, weiß er sich mit seiner Sexualität bei der Partnerin gut aufgehoben, wenn die Beziehung gut ist. Der Patient wiederum findet Halt in der Vorstellung, dass der Therapeut einen Partner hat – das führt oft zu der (unbewussten) Phantasie, dass der Patient in der Therapie vor „Inzest“, also vor sexuellen Übergriffen und Verliebtheit des Therapeuten geschützt ist. Natürlich kann Verliebtheit in der Gegenübertragung des Therapeuten vorkommen – doch auch hier ist das Eingebettetsein in die Partnerschaft hilfreich.

Obwohl der Partner augenscheinlich außerhalb der Therapie steht, so ist er doch oft Teil des Geschehens.

Die Triangulierung, die in der Kindheit des Patienten im Rahmen von „Vater-Mutter-Kind“ stattfand, wird in der Therapie neu hergestellt. Das klappt natürlich auf eigene Wege auch, wenn die Therapeuten ohne Partner sind. In Partnerschaften ist es jedoch wichtig, darüber im Gespräch zu bleiben. Vorgänge wie projektive Identifizierung machen nicht einfach beim Therapeuten Halt, sondern können sich auch auf den Partner übertragen, z.B. wenn der Patient sich verlassen fühlt und diese Verlassenheitsgefühle beim Therapeuten auslöst. Umgekehrt kann sich der Partner in konfliktreichen Beziehungszeiten noch sehr viel verlassener oder neidischer fühlen, wenn er sieht, wie der Partner seine sinnvolle Arbeit in der Therapie findet.

Partner und Partnerinnen von Therapeuten leisten auf gewisse Weise viel und machen sehr viel mit. Das Bewusstsein dafür immer wieder aufrecht zu erhalten und im Gespräch darüber zu bleiben, ist für alle wichtig: für den Therapeuten, den Patienten und besonders für den Partner. Die Partner der Therapeuten verdienen sehr viel Dank.

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