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Symbol und Symbolisiertes: Wenn der Abstand fehlt

Da habe ich ein gemaltes Herz von meinem Kind. Es „bedeutet“ Liebe, es deutet auf die Liebe zwischen mir und meinem Kind hin. Das gemalte Herz ist ein Symbol. Die Liebe ist echt. Aber sie ist so schwer zu beschreiben. Symbole zeigen, was „eigentlich“ gemeint ist. Die Liebe ist „das Symbolisierte“, das Herz ist das Symbol. Ich als „Subjekt“ kann das Symbolisierte verstehen und mich darüber freuen, dass mein Kind mich liebt. Dazu braucht es eine Denkleistung, ein Verstehen. Das, was so schwer in Worte zu fassen ist, die Liebe, wird durch das Symbol dargestellt. Das Symbol verbindet uns. Ein Bild für die Gefühle von Zweien. Bei Menschen mit einer Psychose oder einer schizoiden Störung ist das Verstehen von Symbolen oft eingeschränkt. Oder umgekehrt: Die Betroffenen geben allem Möglichen eine symbolische Bedeutung und sind dann z.B. vor Scham kaum noch lebensfähig. Weiterlesen

Coming Out

Das Kind, es sollte ein Junge werden. Mit seinen kurzen Haaren ist es so süß, das Kind. „Mag der Junge eine Scheibe Wurst?“, fragt die dicke Metzgerin. Das Kind ist traurig. Es wird nicht erkannt. Es ist erleichtert, denn es macht seine Aufgabe gut. Das Kind liebt es, mit dem Vater zu spielen, wenn er nicht betrunken ist. Es ist so aufregend. Von der Mutter bekommt es Schläge. Das Kind reift – und mit ihm die Schuldgefühle. Die anderen Mädchen, sie blühen in voller Pracht. Doch das Kind, es bleibt ein Junge. Heimlich, ganz heimlich zieht es Röcke an und freut sich vor dem Spiegel. Wie eine Ipsi-Sexuelle. Drinnen kann sie ihre Schönheit bewahren. Doch draußen hat sich das Kind zu einem Nichts verwandelt. Grau-in-grau. Die anderen Männer heiraten andere Frauen. Da wurde das Kind noch trauriger. Es rief bei einem Therapeuten an – und machte sich auf einen langen Weg. Dunkel war es, und kalt. Doch ein Frühling kam. Und das Kind fand den Mut: Es zog einen Rock an. Und ging nach draußen. Coming out.Weiterlesen

Die „Regelsetzer-Struktur“ ist oft Teil der narzisstischen Persönlichkeitsstruktur

Wenn wir besonders narzisstisch sind, dann haben wir oft starke Erwartungen an andere. Sollten wir Narzissten sein, dann sind wir psychisch möglicherweise manchmal so "strukturiert", dass wir davon ausgehen, dass andere unsere Erwartungen erfüllen. Beispiel: I...

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„Ich verklage Sie!“ Wenn Patienten oder Angehörige dem Psychotherapeuten drohen

In der Psychotherapie gerade schwer kranker Patienten kann das vorkommen: Der Patient will den Therapeuten verklagen, weil er ihn angefasst, in die Suizidalität oder in den Wahnsinn getrieben hätte. So etwas kann sich für Psychotherapeuten und Psychoanalytiker in der Beziehungsdynamik sehr bedrohlich anfühlen. Der Patient möchte den Therapeuten – bildlich gesprochen – „vernichten“. Er möchte ihm beruflich schaden, aber er möchte auch die Hand, die ihm hilft, wegstossen. Natürlich gibt es auch in Psychotherapien Situationen, in denen Patienten ihre Psychotherapeuten berechtigterweise verklagen wollen (z.B. bei sexuellem Missbrauch), doch in diesem Beitrag soll es um die Bedeutung von Anklagen, Beklagen und Verklagen gehen in Therapien, in denen bereits gute Entwicklungsschritte zu erkennen waren. Weiterlesen

Die möglichen psychischen Folgen bei Erwachsenen nach Vojta-Therapie als Baby

Ich erhalte viele Mails von Erwachsenen, die als Baby und Kleinkind die Vojtatherapie erhalten haben. Sie schreiben über ihr psychisches Leiden und oft endet die Mail mit dem Satz: „Bitte machen Sie das aber nicht öffentlich. Meine Mutter lebt noch und ich will nicht, dass sie sich schuldig fühlt.“ Was die Betroffenen äußern, ist oft ähnlich: Sie fühlen sich wie vergewaltigt, wie gefoltert. Sie können keinen Partner finden, sie empfinden sehr schnell Druck. „Anstrengung“ jeglicher Art empfinden sie als unaushaltbar. Situationen, in denen sie etwas tun müssen, was sie nicht wollen, kommen ihnen vor wie eine große Bedrohung. Die Betroffenen haben oft eine glasklare Sprache und eine Art „hypertrophes Ich“ – sie sind sehr „willensstark“ und leidensfähig. Gleichzeitig lassen sie sich nur ungern berühren und können Zärtlichkeit nur schwer ertragen. Weiterlesen

Auch das Abwesende bestimmt unsere Identität

Kaum etwas beschäftigt uns mehr als die Abwesenheit von etwas oder jemandem. Die Abwesenheit der Mutter ist für das kleine Kind das Dasein von furchtbarem Schmerz. Die abwesende Mutter wird zur bösen Mutter. Der Partner, der uns verlässt, wird wichtiger denn je. Das Kind, das wir nie bekommen konnten, betrauern wir jahrelang, vielleicht ein Leben lang. Das, was wir nicht haben oder sind, bestimmt unser Leben genauso wie das, was da ist. „Der Frank – das war doch der, der nie rechnen konnte.“ „Wir sind der Laden, der nie Butter hat. Der Laden, der nie Öl hat, ist da vorne.“ „Ich bin die einzige Autorin, die noch nicht bloggt.“ Weiterlesen

Dein Leid, mein Leid, unser Leid? DAS Leid.

Es beginnt am Anfang des Lebens, wenn der Schwangeren gesagt wird: „Schmerzen unter der Geburt müssen heute nicht mehr sein.“ Die Frau erhält eine Periduralanästhesie (PDA). Doch das Leiden ist nicht unbedingt nur gleich „Schmerz“: „Ich habe unter der Blasenlähmung durch die PDA gelitten und hinterher hatte ich höllische Kopfschmerzen“, sagt die junge Mutter nach der Geburt. Wir wollen so gerne Leiden beseitigen – doch schaffen wir dadurch oft auch neues Leiden. Dass der Geburtsschmerz – ebenso wie manch anderer Lebensschmerz – seinen Sinn haben kann, wird von vielen nicht so gesehen. Doch manchmal spüren wir diesen Sinn mitunter selbst – oft erst im Nachhinein. Weiterlesen

Apophänie: wenn man rasch Zusammenhänge und Bedeutungen sieht, wo keine sind

Im Film „A Beautiful Mind“ (2001) spielt der Schauspieler Russel Crowe den genialen Mathematiker John Nash (1928-2015, Wikipedia), der mit 30 Jahren an Schizophrenie erkrankt, sich später davon aber erholt. John Nash sieht im Film z.B. in Sternenbildern bedeutsame Muster. Er erkennt aus rätselhaften Zahlen im Pentagon, dass es sich um die Zahlen von Breitengraden halten muss. Die Grenze zwischen dem sinnvollen Erkennen von Zusammenhängen, die vorher nicht gesehen wurden und „Zusammengesponnenem“ ist oft schmal. Wann immer wir aus einzelnen Erlebnissen oder Elementen, die gar nicht zusammenhängen, Muster herstellen, von denen wir meinen, dass sie uns etwas erklären, erleben wir eine Apophänie. Beispiel: Wir sehen in den dritten und vierten Buchstaben der Autonummernschilder einer Stadt eine zusammenhängende Bedeutung. Weiterlesen

Bettschwere ist oft besonders im Hinterkopf zu spüren

Was für ein wunderbares Gefühl ist Bettschwere (auch „Schlafdruck“, Sleep Pressure, genannt). Es ist das tiefe Gefühl von angenehmer Schwere, verbunden mit der Sicherheit, dass man gut einschlafen wird, wenn man sich gleich hinlegt. Die Bettschwere hängt eng mit dem Gleichgewichtssinn im Innenohr zusammen. Wer an einer Neuronitis vestibularis (Entzündung des Gleichgewichtsnerven), der möchte sich hinlegen und schlafen, doch der Schwindel macht es schwer, sich hinzulegen. Auch bei der Reisekrankheit sind wir trotz Übelkeit oft von einer schweren Müdigkeit überwältigt. Die Bettschwere lässt sich manchmal durch eine Übung herstellen.Weiterlesen

30 Minuten Yoga täglich sind gut für die Psyche

Richard P. Brown vom Columbia College of Physicians and Surgeons, New York und Patricia L. Gerbarg vom New York Medical Center, Valhalla, haben eine ausführliche Studie zum Einfluss von Yoga auf die psychische Gesundheit durchgeführt. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass Yoga bei Angststörungen, Stress, Posttraumatischen Belastungsstörungen und Depressionen hilft. In ihren Untersuchungen nahmen sie das „Sudarshan Kriya Yoga“ (SKY) unter die Lupe und konnten die positiven Effekte nachweisen. Wichtig sei die persönliche Einweisung durch einen persönlichen Yogalehrer und das tägliche Üben von mindestens 30 Minuten. Weiterlesen