Die „Regelsätze-Struktur“ ist oft Teil der narzisstischen Persönlichkeitsstruktur
Wenn wir besonders narzisstisch sind, dann haben wir oft starke Erwartungen an andere. Sollten wir Narzissten sein, dann sind wir psychisch möglicherweise manchmal so „strukturiert“, dass wir davon ausgehen, dass andere unsere Erwartungen erfüllen. Beispiel: Im Straßenverkehr erwarten wir – vielleicht im Stress-, dass man uns nicht zu behindern hat. Der Psychotherapeut Professor Rainer Sachse (IPP-Bochum) erklärt, dass Narzissten mitunter Erwartungen an andere stellen, die so gelten, als seien es Vorschriften für andere (Rainer Sachse: Der narzisstische Persönlichkeitsstil: Ressourcen und Kosten. Psychiatrie und Neurologie, 3/2016: S. 3, PDF). Sachse schreibt: „Die Person setzt die Regeln selbstverständlich, unreflektiert und automatisch; sie denkt nicht über ihre Legitimation nach oder darüber, ob andere solche Regeln wollen; sie geht eher selbstverständlich von einer Regelbefolgung aus.“ (S. 3)
Was „Regelsätze“ überhaupt sind, beschreibt der Philosoph Wolfgang Friedhuber in seiner Masterarbeit: „Der Mensch ist in der Lage, aus symbolhaften Gleichnissen und Alltagserfahrungen allgemeine Regelsätze zu konkretisieren.“ (S. 44/45, Masterarbeit, Wolfgang Friedhuber: Kategorische Imperative in der Angewandten Ethik; Graz 2020, PDF)
Friedhuber gibt anhand der 10 Gebote (= ein Regelsatz) aus der Bibel ein Beispiel für Regeln und einen Regelsatz: „Solange an die Erlangung eines ewigen, leidlosen Lebens durch Wohlverhalten geglaubt wird, ist darin eine hohe Motivation enthalten, sich gemäß der Regeln zu verhalten. Die Regeln sind einfach und leicht verständlich. Der für den Alltag benötigte Regelsatz umfasst gerade einmal zehn Regeln die gemäß der Überlieferung direkt von Gott übermittelt wurden. Diese Regeln sind konkret handlungsleitend ausformuliert.“ (Friedhuber, S. 125)
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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 1.2.2021
Aktualisiert am 20.10.2023