Bettschwere ist oft besonders im Hinterkopf zu spüren

Was für ein wunderbares Gefühl ist Bettschwere (auch „Schlafdruck“, Sleep Pressure, genannt). Es ist das tiefe Gefühl von angenehmer Schwere, verbunden mit der Sicherheit, dass man gut einschlafen wird, wenn man sich gleich hinlegt. Die Bettschwere hängt eng mit dem Gleichgewichtssinn im Innenohr zusammen. Wer an einer Neuronitis vestibularis (Entzündung des Gleichgewichtsnerven), der möchte sich hinlegen und schlafen, doch der Schwindel macht es schwer, sich hinzulegen. Auch bei der Reisekrankheit sind wir trotz Übelkeit oft von einer schweren Müdigkeit überwältigt. Die Bettschwere lässt sich manchmal durch eine Übung herstellen.

Du legst Dich auf den Rücken, winkelst die Beine an, stellst die Füße auf den Boden und legst die gefalteten Hände unter den Hinterkopf. Dann hebst Du die Ellbogen an und beugst den Kopf nach vorne, indem Du nur die Kraft der Arme benutzt und versuchst, den Kopf schwer hängen zu lassen. Du kannst Dir auch ein Handtuch unter den Kopf legen und eine vertraute Person bitten, das Handtuch leicht anzuheben und Deinen Kopf darin sanft nach links und rechts zu schaukeln.

Wenn wir wirklich müde sind, dann wollen wir insbesondere, dass wir unseren Kopf irgendwo ablegen können. Wenn Du Bettschwere hast, achte einmal darauf, wie schwer sich Dein Hinterkopf anfühlt. Die Augenlider können schwer werden, doch möglicherweise spürst Du die Müdigkeit noch mehr am Hinterkopf. Im oberen Nacken bzw. an der Basis des Schädels liegt zudem das verlängerte Rückenmark (Medulla oblongata). In dieser Region liegen die Nervenzellverbände, die sowohl unseren Schlaf als auch unsere Atmung steuern.

Was die Bettschwere verstärken kann

Kleine Kinder greifen sich ans Ohr, wenn sie müde sind. Vielleicht tut es bei Müdigkeit unter anderem deshalb gut, weil dort ein Teil des Vagusnerven entlangläuft, der dann durch das Massiertwerden gereizt wird. Dieses Nervenästchen des Nervus vagus (Ramus auricularis) läuft an der Hautoberfläche der Ohrmuschel sowie am äußeren Gehörgang und einem Teil des Trommelfells entlang (DocCheck: Nervus vagus).

Während wir schlafen, haben wir verschiedene Atemmuster. Manchmal hört sich die Atmung eines Schlafenden so an wie die Ujjayi-Atmung (prima erklärt von Jessica, Yogapunkt Bremen). Und so kannst Du manchmal mit dieser Atemtechnik auch eine Art „Bettschwere“ erzeugen, ebenso wie mit der „Wechselatmung“ (Anuloma Viloma/Nadi Shodhana Pranayama with Michaël Bijker).

Die Bettschwere ist auch eine Frage des zirkadianen Rhythmus, also des Biorhythmus, den wir am Tag spüren. Etwa alle 90 Minuten werden wir etwas schläfrig, das heißt, wir können warten, bis sich das „Schlaffenster“ wieder öffnet und wir die Bettschwere kommen spüren. Nicht zuletzt kann Wärme die Bettschwere verstärken, vor allem, wenn wir unser Gesicht warm abwaschen. Wenn wir einen weichen Pulli anhaben, können wir auch unsere Nase in unseren angewinkelten Ellbogen stecken und dort in Ruhe ein- und ausatmen. Und manchmal, wenn wir Kummer und Sorgen haben, hilft einfach gar nichts. Es gibt Phasen im Leben, da spüren wir die angenehme Bettschwere kaum. Wenn sie dann irgendwann wiederkommt, müssen wir auch gar nicht viel tun – wir freuen uns dann darüber und schlafen gut.

Verwandte Artikel in diesem Blog:

Literatur:

T. Schäfer und ME Schläfke (2011):
Regulation der Atmung im Schlaf
Somnologie, Ausgabe 2/2011
https://www.springermedizin.de/regulation-der-atmung-im-schlaf/9055966

Möbius, Hartmut und Welkoborsky, HJ (2022)
Die Vagusnervstimulation bei konservativ therapierefraktärer Epilepsie und Depression
Laryngo-Rhino-Otol 2022; 101: S114–S143
Open Access
https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/a-1660-5591.pdf

Th. Koppe (Universität Greifswald):
Foramen jugulare – anatomische Nachbarschaftsbeziehungen, Irritation und Klinik
http://www.anatomie-und-schmerz.de/Referate/koppe_foramen.html

Mirjam Miunch et al. (2007):
Is Homeostatic Sleep Regulation Under Low Sleep Pressure Modified by Age?
Sleep, Volume 30, Issue 6, June 2007, Pages 781–792, https://doi.org/10.1093/sleep/30.6.781
https://academic.oup.com/sleep/article/30/6/781/2696762

Angelina Birchler Pedross et al. (2009):
Subjective Well-Being Is Modulated by Circadian Phase, Sleep Pressure, Age, and Gender.
Journal of Biological Rhythms 2009, 24(3):232-42,
DOI: 10.1177/0748730409335546
https://www.researchgate.net/publication/26237270_Subjective_Well-Being_Is_Modulated_by_Circadian_Phase_Sleep_Pressure_Age_and_Gender

Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 2.10.2023

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