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Aktuelle Seite: Startseite / alleinerziehend / Hochstrittige Eltern in der Mediation: „Bitte schauen Sie sich an.“

Hochstrittige Eltern in der Mediation: „Bitte schauen Sie sich an.“

18.10.2019 von Dunja Voos Kommentar verfassen

Wenn sogenannte „hochstrittige“ Elternpaare in die Beratung oder in die Mediation kommen, dann können sie nur beten, dass der Mediator/die Mediatorin eine halbwegs gute Ausbildung hat. Aus meiner Sicht nützen die meisten Angebote den Eltern nur wenig, weil es den Ausführenden an psychoanalytischem Wissen und an psychoanalytischer Selbsterfahrung fehlt.

Die Ebene, auf der die meisten Mediatoren arbeiten, ist die „bewusste“ Ebene, die „moralische“ Ebene. Es ist, als wollten sie einem übergewichtigen oder magersüchtigen Menschen eine Schulung über gesundes Essen geben. Die Eltern wissen ganz genau, wie „es sein sollte“. Doch was ihnen alles zunichte macht, ist ihr Unbewusstes.

Tief innen

Es sind hoch beängstigende Phantasien, die beide Eltern plagen. Gehen wir einmal von einem Elternpaar aus, die zwar „hochstrittig“ sind, bei denen es aber nie zu körperlicher Gewalt kam. Die Mutter, die sich vom Vater emotional schwer gequält und bedroht fühlt, hat die vielleicht Phantasie, der Vater könnte indirekt ihre psychische und körperliche Gesundheit beschädigen und die des Kindes auch.

Die Mutter liest Bücher über toxische Beziehungen, emotionalen Missbrauch und Narzissmus. Der Vater liest fast dieselben Bücher, doch er hat für die Frau die Diagnose „Borderline“ parat.

Den Vater quält die erschreckende Phantasie, er könne keinen Einfluss mehr auf sein Kind nehmen. Beide haben die riesige Angst, das Kind könne ihnen entzogen werden. Der Vater hat die Phantasie, dass im Endeffekt alle doch zur Mutter halten. Doch die Mutter hat ebenfalls die große Sorge, sie könne das Kind verlieren.

Beide Eltern verspüren einen Mangel – sie wollen die Liebe zu dem Kind und mit dem Kind leben, haben aber jeweils das Gefühl, zu kurz zu kommen. Sie sorgen sich um ihre Bindungsgefühle – manche Väter werden zu sogenannten „Stalkern“ und „überengagieren“ sich, andere entziehen sich, weil ihnen die verordnete wenige Bindung solche Schmerzen bereitet, dass sie den Kontakt lieber ganz aufgeben.

„Er zahlt zu wenig!“

Fast immer geht es auch um die Höhe des Unterhalts. Der emotionale Mangel schmerzt den Vater so sehr, dass er wenigstens an seinem Geld festhalten möchte. Die Mutter, die aus Sicht des Vaters doch „alles hat“, kann nachts vor Geldsorgen nicht mehr schlafen und fragt sich, warum der Vater das nicht sieht. All dies hat eine große symbolische Bedeutung, die unbedingt verstanden werden will. Die Eltern fühlen sich beide verlassen. Der andere ist zum Feind geworden, beide sind auf Kampf eingestellt.

Geht es um’s Kind? Es kommt die moralische Erklärung: „Schauen Sie mal, es geht doch um das Wohl Ihres Kindes! Sie wollen doch beide, dass es Ihrem Kind gut geht!“ Mit diesem Satz können die Eltern in dem Moment aber gar nichts anfangen, weil es beiden extrem schlecht geht. Wir haben sozusagen zwei Schwerverletzte im Graben liegen und wollen ihnen dann sagen, sie mögen sich doch bitte erst um ihre Kinder kümmern.

Im Mittelpunkt

Es geht in erster Linie nicht „um’s Kind“, sondern zuerst einmal um das Wohl von Vater und Mutter. Erst wenn beide wieder genügend Energie haben, können sie ihr Kind versorgen und zu lieben. Beide verlassene Eltern brauchen den wohlwollenden Blick eines Dritten, der beide anschaut, jeden auf seine Art. Doch so jemanden zu finden, ist unglaublich schwer, denn es geht hier nicht um Moral, nicht um das „Über-Ich“ – davon haben beide Eltern oft mehr als genug.

Es geht um tiefe Emotionen, um schwerste Schmerzen, um reaktivierte Kindheitserinnerungen und angsterfüllte Vorstellungen auf beiden Seiten.

Mangel, Liebe und Hass

Es geht um großen Mangel, um Enttäuschung und Hass. Großer Hass entsteht da, wo Liebe ganz nah ist oder war. Es war einmal die Liebe zwischen den Eltern und wenn diese auf einer oder auf beiden Seiten nie da war, dann ist da jedenfalls zumindest die Liebe zum Kind. Was haben die Eltern selbst erlebt, als sie klein waren? Welche Ängste und Vorstellungen haben sie in Bezug auf den anderen und über sich selbst als Mutter oder Vater? Welche Phantasien haben sie über das Kind? Wie kann jedes Elternteil des Gefühl haben, das eigene Kind gut zu schützen und ihm zu geben, was es braucht? Woher kommt die Phantasie, jeder müsse das Kind vor dem anderen schützen? Es sind so viele interessante Fragen anzuschauen. Jede einzelne Angst hat ihre Berechtigung.

Die Bindung ist unantastbar

Jedes Elternteil gibt alles. Es geht um das eigene Fleisch und Blut, es geht um Bindung. Wenn man Bindung verwehrt, löst man im Menschen einen Schmerz aus, der dem eines körperlichen Schmerzes gleichkommt. Und noch immer werden diese Bindungsgefühle häufig massiv zu wenig gewürdigt, was man bei Abschiedsszenen in Kindergärten gut beobachten kann. Die Mutter und der Vater – sie sind beide in einem ganz furchtbaren emotionalen Zustand. Beide brauchen hier das Gefühl, aufgenommen zu werden. Beide müssen so weit wie möglich aus der Angst geführt werden, damit sie Entscheidungen nicht immer aus Angst heraus treffen.

Phantasien halten alles am Laufen. Die Phantasien von Mutter und Vater spielen die wichtigste Rolle überhaupt – wer hier am Realen haften bleibt, hat verloren.

So erzählte eine Patientin einmal in der fortgeschrittenen Psychoanalyse: „Natürlich waren die Gerichtstermine die Hölle. Aber irgendwie war es auch so komisch aufregend: Wenn ich dem Vater des Kindes vor dem Gerichtssaal begegnete, kam mir das Bild einer Hochzeit in den Sinn. Wir waren beide gut gekleidet, viele Leute waren gekommen, um uns beizustehen und wir standen vor einem Richter in schwarzer Robe. Es war, als hätten wir vor einem Pfarrer gestanden.“ Diese Phantasie war der Patientin anfangs nicht bewusst. Sie ist ihr irgendwann gekommen – und es wurde verständlicher, warum es einen Gerichtstermin nach dem anderen gab.

Die „Moral“ braucht einen Vorlauf

Das „Vernünftige“, die „Moral“ kommt eben erst, nachdem das „Unvernünftige“ seinen Platz gefunden hat. Dazu gehören auch Kampfes- und Tötungswünsche, Siegeswünsche, Versöhnungswünsche und vieles mehr. Kleine Kinder brauchen erstmal nur viel Liebe und Verständnis, bevor man mit ihnen – ernsthaft ab einem Alter von etwa fünf Jahren – moralische Aspekte des Lebens besprechen kann.

Noch beschäftigt

Die Eltern sind innerlich noch ganz woanders als beim „Kindeswohl“. Jeder ist bei sich und bei seinen tiefen Verletzungen und jeder glaubt, das Kindeswohl sei nur bei ihm gewährleistet. Jeden kann man – mit psychoanalytischer Schulung – wirklich verstehen. Und jeder der beiden sehnt sich danach, verstanden zu werden. Erst danach kommt die Frage: Wie kann man hier zusammenkommen oder sich klug aus dem Weg gehen?

Herr und Frau S. kommen zur Mediation. Sie sitzen da und jeder klagt sein Leid. Sie schauen erwartungsvoll die Mediatorin an. Diese sagt: „Schauen Sie Ihre Frau/Ihren Mann an und sagen Sie ihm/ihr das, was Sie mir sagen wollen. Versuchen Sie, sich gegenseitig anzuschauen.“
Da haben wir den Salat. Das geht nur in den seltensten Fällen gut. Jeder Muskel in Mutter und Vater ist auf „Wegschauen“ gepolt. Beide Eltern suchen hoffnungsvoll Halt beim „Dritten“, bei dem Berater/der Beraterin. Sie tun aus psychoanalytischer Sicht etwas Reifes: Sie triangulieren, beziehen einen Dritten mit ein.

Beide Eltern hassen einander oder lieben einander noch oder schämen sich oder sie tun alles gleichzeitig – was sie am wenigsten können, ist, sich anzuschauen. Das wirklich zu verstehen, dass die Dinge sich durch das Tun solange nicht verändern, solange das Unbewusste stärker ist, wäre der erste Schritt, um den Eltern wirklich näher zu kommen. Die Theorie, dass man sich besser fühlt, wenn man die Muskeln zu einem Lächeln bewegt, funktioniert bei depressiven Menschen nicht. Das Elternwohl zu suchen und zu finden, das ist die wertvollste Aufgabe, die ein Berater/eine Beraterin angehen kann.

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Dieser Beitrag erschien erstmals am 1.9.2018
Aktualisiert am 18.10.2019

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Kategorie: alleinerziehend, Begriffe, Kinder, Lebenshilfe, Psychoanalyse Stichworte: alleinerziehend, Kinder, Lebenshilfe, Psychoanalyse

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