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Aktuelle Seite: Startseite / Begriffe / Verführungstheorie: „Der Analytiker glaubt mir ja sowieso nicht.“

Verführungstheorie: „Der Analytiker glaubt mir ja sowieso nicht.“

21.05.2019 von Dunja Voos Kommentar verfassen

„Ich gehe nicht zum Psychoanalytiker – weil der mir nicht glauben würde, dass ich tatsächlich missbraucht wurde.“ Diesen Satz habe ich schon mehrmals gehört. Schuld daran ist unter anderem die große Wolke rund um die „Verführungstheorie“ von Sigmund Freud (1856-1939). Freud machte zu Beginn seiner psychoanalytischen Arbeit eine wiederkehrende Erfahrung mit seinen Patientinnen: Die Symptome, die zur Hysterie führten, ließen sich auf bestimmte Ereignisse in der Kindheit zurückführen und zwar auf solche Situationen, in denen die Patientinnen als Kinder mit der Sexualität der Erwachsenen konfrontiert wurden. (Text & Bild: © Dunja Voos)

Der Erwachsene ist der Verführer

Wenn ein Erwachsener das Kind zu „erwachsener Sexualität“ verführt hatte, so könnte dies die Ursache für die aktuellen Symptome sein.

„Freud stellte die Hypothese auf, dass psychische Symptome im Erwachsenenalter auf Missbrauchserfahrungen in der Kindheit zurückzuführen seien. Diese Hypothese nannte er ‚Verführungstheorie‘, die er von 1893 bis 1897 vertrat“ (Jean-Michel Quinodoz: Freud lesen, Psychosozial-Verlag 2011: S. 49).

Der Begriff „Verführungstheorie“ verleitet zu der Frage: „Wer verführt wen? Das Kind den Erwachsenen oder der Erwachsene das Kind?“ Und so steckt in diesem Begriff auch die Vorstellung, dass das Kind „selbst schuld“ sein könnte am Drama.

Freud ging davon aus, dass der Kontakt mit der Erwachsenen-Sexualität (z.B. Entdecken eines Paares beim Geschlechtsverkehr) im Kind relativ wenig bewirke, da ein Kind noch keine sexuelle Erregung verspüren könne. Er stellte fest, dass die Probleme erst ab der Pubertät auftauchten, also mit Erwachen der reifen Sexualität. So könnten die Erfahrungen des Kindes „nachträglich“ zum Trauma werden und müssten verdrängt werden, so Freuds Theorie.

So viel? Im Laufe seiner Arbeit zweifelte Freud immer mehr daran, dass die vielen erzählten Sexualkontakte tatsächlich so oft real vorgekommen sein sollten. Am 21.9.1897 schrieb Freud an seinen Freund Wilhelm Fließ den berühmten Satz: „Ich glaube an meine Neurotica nicht mehr“ (Freud lesen, S. 49). Freud sagte, dass es im Unbewussten egal ist, ob etwas Wahrheit oder eine „mit Affekt besetzte Fiktion“ ist (Freud lesen, S. 49).

Auch Kinder haben eine Sexualität

Mit der Zeit entdeckte Freud die „infantile Sexualität“ („infantil“ = „kindlich“). Er beobachtete, dass Kinder von Anfang an ein sexuelles Leben und sexuelle Gefühle haben.

Umstritten

Der Psychoanalytiker Jeffrey M. Masson (ehemals IPA-Mitglied) veröffentlichte 1984 ein Werk, das „die angeblich ‚wahren‘ Gründe darlegt, die Freuds Abkehr von der Verführungstheorie motiviert hätten. Masson zufolge hat Freud mit dieser Abkehr von der realen Verführung und der Hinwendung zu einer Theorie der phantasierten Verführung einzig und allein die Wahrheit verbergen und die zu Recht von ihren eigenen Töchtern angeklagten Väter schützen wollen“ (Freud lesen, S. 52). Der Psychoanalytiker Charles Hanly schrieb 1986 ein Gegenwerk, in dem er Massons Argumente als einseitig beschrieb. Er zeigte auch, „dass Freud niemals die Verführungstheorie ganz aufgegeben hat“ (Freud lesen, S. 53).

Glaubt mir mein Psychoanalytiker?

Es ist erstaunlich, wie genau Kinder-Erinnerungen sein können, was sich nicht selten zeigt, wenn Omas Keller ausgeräumt wird und die groß gewordenen Kinder altes Spielzeug genau wiedererkennen – genau so hatten sie sich daran erinnert. Andererseits können in einer Psychoanalyse anhand von Gefühlen, Phantasien, Übertragungen, Träumen und Erinnerungsspuren viele Ereignisse der Vergangenheit nur rekonstruiert werden.

In der Psychoanalyse geht es jedoch um die Suche nach der Wahrheit.

Der Analytiker ist keineswegs so eingestellt, dass er dem Patienten „nicht glaubt“. Patient und Analytiker begeben sich auf eine ernsthafte Suche. Bei beiden werden Gefühle, Bilder, Erinnerungen und Sinneseindrücke geweckt, die sich „echt und wahr“ oder „nicht ganz stimmig“ anfühlen können. Und natürlich wird auch in der Psychoanalyse realer sexueller Missbrauch in der Vergangenheit voll anerkannt und oft jahrelang bearbeitet. Natürlich ist nicht alles „Phantasie“, das weiß auch der Analytiker.

Dem Patienten werden manchmal erst durch die Psychoanalyse sexuelle Missbrauchssituationen bewusst, die er verdrängt hatte oder nicht klar genug sehen konnte. Hier sehen Kritiker wiederum die Gefahr der „falschen Erinnerung“ – sie glauben, dass die Psychoanalyse dem Patienten Erinnerungen „aufdrängt“, die so auch nicht stimmen können. Und vielleicht ist das vorübergehend manchmal sogar der Fall. Vieles wird in der Psychoanalyse rekonstruiert und wie nah diese Rekonstruktion der früheren Realität kommt, ist nie sicher. Wichtig ist der ständige Versuch, sich der Wahrheit so gut wie möglich anzunähern.

Der Patient kennt sich selbst am besten. Er weiß, woran er sich erinnert und was für ihn wahr ist.

Begriffe werden neu sortiert

In der Psychoanalyse versuchen Analytiker und Patient eine Einordnung zu finden, die sich für den Patienten schließlich „stimmig“ anfühlt. Beispiel: Der Begriff „sexuelle Gewalt“ wird heute in vielen Beratungsstellen sehr weit gefasst. Die Patienten sind verunsichert und fragen sich: „War es wirklich so schlimm? Fühlte ich auch Erregung? Empfinde ich das, was mir angetan wurde, wirklich als ‚Gewalt‘? Stimmt etwas nicht mit mir, wenn ich es nicht als ‚Gewalt‘ empfand?“ Schritt für Schritt versuchen Analytiker und Patient nun Antworten auf die vielen verwirrenden Gefühls-Fragen zu finden. Auf diese Weise rücken beide der „Wahrheit“ immer näher und das ist oft ein beruhigendes und zufriedenstellendes Gefühl.

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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 28.5.2017
Aktualisiert am 21.5.2019

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Kategorie: Begriffe, Psychoanalyse, Sexueller Missbrauch Stichworte: Psychoanalyse, Sexueller Missbrauch

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