
Ein Kloßgefühl im Hals ist äußerst unangenehm und oft verbunden mit Angst- und Panikgefühlen. Oft ist der Puls erhöht und der Betroffene hat das Gefühl, zu ersticken. Manchmal tritt dieses Gefühl nach dem Trinken heißer Getränke auf. Manchmal kommt es aber auch ganz unvermittelt: Man sitzt ruhig am Tisch und plötzlich meint man, es schnürt einem die Kehle zu. Wenn Betroffene den Arzt aufsuchen, kann der häufig nichts finden. Manchmal steht eine vergrößerte Schilddrüse im Verdacht, solch ein Globusgefühl auszulösen, doch bei vielen lassen sich keine körperlichen Ursachen feststellen. „Falsches“ Atmen und Muskelverspannungen stellt der Arzt häufig nicht fest, weil das Globusgefühl während der Untersuchung nicht auftaucht. Dann lassen sich manchmal psychosomatische Erklärungen finden.
Der Druck zu weinen
Vielleicht hatte man kurz vor Beginn des Engegefühls im Hals etwas Schweres „zu schlucken“ und man fühlt sich nach einer Kritik gekränkt. Vielleicht ist man gerade furchtbar traurig oder es sind unbewusste und unangenehme Gedanken, Sorgen und Phantasien, die sich plötzlich als Kloß im Hals bemerkbar machen. Ein Kloßgefühl entsteht oft kurz bevor man anfängt, zu weinen. In der Regel vergeht es, wenn man im Gespräch mit einem anderen endlich weinen kann. Vielleicht hat man sich auch geärgert und „einen dicken Hals“ bekommen. Dann würde man seinem Ärger am liebsten „Luft machen“, aber vielleicht geht es gerade nicht.
„Diese Kröte musst du schlucken“
Schilddrüsenveränderungen wie z.B. ein Kropf (Schilddrüsenwucherungen) können ein Druckgefühl und Unruhe auslösen. Bei einer Schilddrüsenüberfunktion werden zu viel Schilddrüsenhormone produziert, was ebenfalls zu Unruhe führt. In der klassischen Psychosomatik gehört die Schilddrüsenüberfunktion zu den „Holy Seven“, also zu den „heiligen sieben psychosomatischen Erkrankungen“. Das heißt, Psychosomatiker gehen davon aus, dass die Psyche die Schilddrüse beeinflussen kann und zwar so sehr, dass eine Überfunktion entstehen kann.
Das Globusgefühl im Hals wird auch als „Globus hystericus“ bezeichnet, da das Symptom einen (sexuellen) Konflikt darstellen kann. Es ist ein sogenanntes „Konversionssymptom“.
Kloßgefühl und Hyperventilation treten oft zusammen auf
Das Kloßgefühl tritt mitunter zusammen mit einer Hyperventilation auf: Obwohl man eigentlich „zu viel“ atmet, hat man das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Psychologisch gesprochen ist da manchmal etwas im Hals stecken geblieben. Vielleicht hat man dem anderen etwas Wichtiges zu sagen, aber man traut sich nicht. Man erstickt dann fast an seinen Worten.
In der Halsarterie gibt es Druckrezeptoren
Wichtig zu wissen: Etwas oberhalb des Kehlkopfes liegt links und rechts am Hals der sogenannte „Sinus caroticus“. Das ist eine empfindliche Stelle in der Halsarterie (Carotis interna). Hier gibt es viele wichtige Nervenenden, die auf Druck reagieren. Sie heißen „Barorezeptoren“, also Druckrezeptoren. Sie gehören zum 9. Hirnnerven (Nervus glossopharyngeus), der auch durch die Zunge (Glossus) und den Rachen (Pharynx) zieht. Wenn die Druckrezeptoren gereizt werden, dann spürt der Körper: Der Druck ist zu hoch! Der Druck kann von innen erhöht sein, z.B. durch einen hohen Blutdruck oder er ist von außen erhöht, z.B. durch einen zu engen Hemdkragen. Da könnte einem glatt der Kragen platzen! Manchen hilft es, sich vorsichtig und sanft den Hals links und rechts vom Kehlkopf zu massieren.
Bei chronischem Kloßgefühl im Hals ohne erkennbare Ursache kann Yoga helfen. Mit verschiedenen Haltungen (z.B. der „Kerze“) oder Atemübungen (Pranayama) kann das Globusgefühl zurückgehen.
Hoher Druck auf den Hals führt zu langsamerem Herzschlag
Lastet zu hoher Druck auf diesen Halsgefäßen, sagen die Halsnerven zum Herzen: „Schlag langsamer.“ Das ist eine natürliche Reaktion des Körpers. Der Körper reguliert seinen Blutdruck und seine Herzfrequenz nach unten. Die Nerven in der Halsschlagader geben ständig Rückmeldung an das Gehirn, ob der Druck im Blutkreislauf in Ordnung ist oder nicht. Bei einem Kloßgefühl im Hals spürt man zwar Druck auf dem Hals, aber man hat gleichzeitig das Gefühl, dass das Herz schneller schlägt und man in Aufregung kommt.
Doch so unangenehm das Kloßgefühl im Hals auch ist: Meistens ist es harmlos. Obwohl die Probleme lange Zeit anhalten und in bestimmten Lebensphasen wiederkehren, so kommen meistens auch wieder Zeiten, in denen das Kloßgefühl im Hals kein Thema ist.
Was hilft beim Kloßgefühl im Hals?
- Es kann hilfreich sein, sich den Hals links und rechts vom Kehlkopf leicht zu massieren.
- Husten, Naseputzen (auch, wenn die Nase sauber ist)
- Auf der Stelle hüpfen – vielleicht dabei sagen: „Ich bin so sauer!“
- Stärkerer körperlicher Reiz von außen kann helfen, z.B. eine heiße oder kalte Dusche.
- Entsteht das Kloßgefühl, während man heißen Tee oder Kaffee trinkt, sollte man das Getränk zur Seite stellen.
- Manchmal verursachen in empfindlichen Zeiten bestimmte Speisen oder Getränke ein Kloßgefühl. Oft hilft es, kurz etwas anderes zu essen, ein Bonbon zu lutschen oder Kaugummi zu kauen.
- Es kann helfen, kurz die Luft anzuhalten oder in den Ärmel zu atmen.
- Gymnastikübungen, bei denen man den Kopf stark nach vorne beugen muss, können paradoxerweise helfen, das Kloßgefühl loszuwerden. Zu diesen Übungen gehört zum Beispiel die Kerze. Im Yoga nennt man diese Übungen „Kehlverschluss“ oder „Kinnverschluss“. Ein Beispiel finden Sie hier.
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Literatur:
Kiese-Himmel, C. (2010):
Die Globussensation
Eine klinische Übersichtsarbeit
HNO, June 2010, Volume 58, Issue 6, pp 586–594
doi:10.1007/s00106-009-2065-2
link.springer.com/article/10.1007/s00106-009-2065-2
Elke Decot (2005):
Therapeutic methods for psychosomatic disorders in oto-rhino-laryngology
3.3.2 Globus pharyngeus
GMS Curr Top Otorhinolaryngol Head Neck Surg. 2005; 4: Doc21. Published online 2005 Sep 28.
www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3200998/
Dieser Beitrag erschien erstmals am 25.7.2014
Aktualisiert am 27.7.2021
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Melvin meint
Kann auch eine Mandelentzündung ein Globusgefühl auslösen? Weil ich hatte dieses Gefühl letzter Zeit oft und jetzt hab ich eine Mandelentzündung