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Aktuelle Seite: Startseite / Begriffe / Suiziddruck – oft ein körperliches Gefühl

Suiziddruck – oft ein körperliches Gefühl

19.11.2020 von Dunja Voos Kommentar verfassen

Meistens ist die Rede von „suizidalen Gedanken“, also um Gedanken darum, sich selbst das Leben zu nehmen. Doch häufig entstammen die Gedanken einem intensiven Körpergefühl. Manche beschreiben es so, dass ein drängender Impuls in ihnen aufsteigt, sich das Leben zu nehmen, z.B. weil sich „das Leben“ und der Körper so unaushaltbar anfühlen. Schmerzen sind häufig ein Grund für „Suizid-Druck“, doch auch ohne Schmerzen kann sich der Körper unbeschreiblich „unaushaltbar“ anfühlen.

Oft haben die Betroffenen selbst Angst vor dieser als sehr stark empfundenen Kraft. Nicht selten tritt dieses „Suizid-Gefühl“ nachts auf, kurz nach dem Aufwachen oder wenn man im Alltag in einer schwer erträglichen Situation steckt, z.B. wenn man als Alleinerziehende lange mit dem Kind alleine ist.

Gerade in Corona-Zeiten kann der „Suizid-Druck“ steigen, weil der „tröstliche Alltag“ fehlt. Wir sind stark auf uns zurückgeworfen und dabei ereilen uns genau die Ängste, vor denen wir im Alltag häufig – zumindest teilweise – weglaufen konnten.

Was kann ich tun?

Das Gefühl, „das Leben“ oder „das Körpergefühl“ nicht länger aushalten zu können, ist sehr belastend. Häufig fühlen sich die Betroffenen wie gelähmt. Doch was in aller Lähmung noch funktioniert, ist der Atem. Man kann anfangen, sich leicht zu bewegen und auf den Atem zu achten. Sobald wieder etwas mehr Kraft im Körper ist, können Dinge hilfreich sein, die die Sinne und den Körper ansprechen.

Vielleicht sind es Dinge, die Sie schon 1000-mal ausprobiert haben, doch die Sorgen des Lebens drücken so sehr, dass nichts mehr zu helfen scheint. Das emotionale Band zu einem anderen, Berührung, Gespräch, Ausschlafen oder Alleinsein können manchmal wenigstens etwas oder auch gar nicht mehr entlasten.

Für viele ist es das Schlimmste, wenn nach Jahren des Leidens auch der Therapeut nicht mehr helfen kann. Der Wunsch der anderen, der Betroffene möge doch die Hoffnung bewahren, ist so groß, dass es kaum möglich scheint, über tatsächliche Hoffnungslosigkeit zu sprechen. Der Schriftsteller Jean Améry beschreibt eindrucksvoll, wie er das Leben nach seiner Folter nicht mehr aushielt. Für viele Betroffene kann es daher entlastend sein, auf deinen Gesprächspartner zu treffen, der nichts fordert. Doch auch der Betroffene selbst sehnt sich nach Beendigung seines unaushaltbaren Zustands – diese Beendigung muss aber nicht die Beendigung des Lebens bedeuten.

Körper und Seele lassen sich vielleicht wenigstens ansatzweise aus dem ganz furchtbaren Gefühl herausführen:

Mozarts Zauberflöte, die zwei Geharnischten: „Der, welcher diese Straße wandelt voll Beschwerden, wird rein durch Feuer, Wasser, Luft und Erden. Wenn er des Todes Schrecken überwinden kann, schwingt er sich aus der Erden Himmel an. Erleuchtet wird er dann imstande sein, sich den Mysterien der Isis ganz zu weihn.“

  • Barfuß über den kalt-nassen Rasen gehen
  • eine Wärmflasche auf den Bauch legen
  • heiß duschen
  • die Telefonseelsorge anrufen
  • ein Stück Schokolade essen
  • Yoga erlernen
  • Studien und Beiträge zum Thema „Suizidalität und Körper“ lesen
  • sich mit dem Thema „Qual“ auseinanderzusetzen, kann helfen, sich verstanden zu fühlen. Beispielsweise gibt es die sogenannten „Tantalusqualen“ – sie sind benannt nach dem griechischen König Tantalos, der zur Strafe mit starkem Durst und Hunger bis zum Hals im Wasser stand. Sobald er trinken oder essen wollte, wichen das Wasser vor ihm und die Früchte über ihm zurück. Stark leidend waren z.B. auch Hiob aus der Bibel oder die Figuren in Shakespeares Dramen.
  • man kann versuchen, einmal genau zu beschreiben, wie man sich fühlt und schauen, woher dieser furchtbare Druck kommen mag. Wo drückt es im Körper? Überall vielleicht? Wo fühlt es sich leer an?

Natürlich kann man sich auch in die Notaufnahme eines Krankenhauses oder einer Psychiatrie begeben, was häufig als enorme Entlastung empfunden wird. Es gibt jedoch Betroffene, die bereits in der Psychiatrie waren und hier die Hoffnung für sich persönlich aufgegeben haben. Oder es sind Betroffene, die der Psychiatrie so sehr misstrauen, dass sie sich nicht dorthin begeben. Dann kann es jedoch hilfreich sein, sich nochmals auf die Suche nach einem Psychotherapeuten oder Psychoanalytiker zu begeben. Allein, dass da jemand ist, der zuhört und verstehen will, wirkt bereits entlastend.

Viele machen die Erfahrung, dass durch geduldiges Abwarten der Suizid-Druck abnehmen kann. Manche können auch von jetzt auf gleich aus diesem Zustand herausfinden, wenn sie z.B. von einem schönen Klang oder Musikstück überrascht werden – hier spielen möglicherweise das Mittelohr und der Nervus vagus (Polyvagaltheorie) eine Rolle.

Manche bemerken, dass es ihnen besser geht, sobald sie in der Dämmerung noch einmal in den Schlaf finden oder sobald sie körperlich aktiv werden und z.B. spazieren gehen. Vielen Frauen geht es spontan besser, wenn ihre Regel einsetzt – denn auch im prämenstruellen Syndrom können Prozesse im Körper zu einem „Suizid-Druck“ führen.

Welche Rolle das „Druckgefühl“ spielt, beschreibt eine 57-Jährige:

„Im Tod sehe ich für mich die einzige Möglichkeit, dem Druck Ruhe zu verschaffen. Weder halte ich den innen empfundenen Druck noch den von außen erlebten Druck weiterhin aus.“
Gundula P., Todesanzeige nach Suizid, Bonn,
https://ga.de/bonn/stadt-bonn/bonnerin-veroeffentlicht-suizid-in-todesanzeige_aid-43750723, 4.5.2018

Interessant in diesem Zusammenhang sind die Forschungsarbeiten von Marianne Leuzinger-Bohleber et al. zum „Embodiment“: „„Es geht nicht mehr nur um das Entschlüsseln der Körpersprache, sondern um die Einsicht, dass der Körper an allen seelischen Prozessen, an Gefühlen, Gedanken, Erinnerungen, kausal beteiligt ist. Dies ist eine radikal neue Sichtweise auf das Mind-Body-Problem.“
Leuzinger-Bohleber, Marianne; Emde, Robert N.; Pfeifer, Rolf (Hg.) (2013): Embodiment – ein innovatives Konzept für Entwicklungsforschung und Psychoanalyse. Schriften des Sigmund-Freud-Instituts. Band 017, Vandenhoeck & Ruprecht, 2013

Yoga kann Suizidgedanken reduzieren.
Nyer, Maren et al. (2018):
A randomized controlled dosing study of Iyengar yoga and coherent breathing for the treatment of major depressive disorder: Impact on suicidal ideation and safety findings.
Complementary Therapies in Medicine, Volume 37, April 2018, Pages 136-142
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0965229917306283

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  • Die Seele wohnt auch in den Muskeln
  • Angst vor der inneren Kraft
  • Suizidalität – das Gefühl, dass einem nicht mehr zu helfen ist

Wussten Sie, dass eine schwache Muskulatur mit einem erhöhten Suizidrisiko verknüpft ist? Weiterführende Studien:

Israel Orbach:
Dissociation, Physical Pain, and Suicide: A Hpothesis
Suicide and Life-Threatening Behavior
Volume 24, Issue 1, Spring 1994: Pages 68-79
https://doi.org/10.1111/j.1943-278X.1994.tb00664.x
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/j.1943-278X.1994.tb00664.x

Dynamics of Suicide: An Interview with Dr. Israel Orbach
https://www.glendon.org/product-post/dynamics-of-suicide-an-interview-with-israel-orbach/

Nyer, Maren et al. (2018):
A randomized controlled dosing study of Iyengar yoga and coherent breathing for the treatment of major depressive disorder: Impact on suicidal ideation and safety findings.
Complementary Therapies in Medicine, Volume 37, April 2018, Pages 136-142
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29609926/

Low Muscle Strength in Teens Predictor of Diseases, Suicide
University of Granada Study. Published: Jan 11, 2013
https://www.biospace.com/article/low-muscle-strength-in-teens-predictor-of-diseases-suicide-university-of-granada-study-/

Chao Cao et al.
Scandinavian Journal of Medicine and Science in Sports:
Handgrip strength is associated with suicidal thoughts in men: Cross‐sectional analyses from NHANES.
23 September 2019 https://doi.org/10.1111/sms.13559
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/sms.13559

Ortega, Francisco B. et al.
Muscular strength in male adolescents and premature
death: cohort study of one million participants
BMJ 2012;345:e7279 doi: 10.1136/bmj.e7279 (Published 20 November 2012)
https://www.bmj.com/content/bmj/345/bmj.e7279.full.pdf

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Kategorie: Begriffe, Depression, Lebenshilfe, Psychoanalyse, Yoga Stichworte: Psychoanalyse, Suizidalität, Yoga

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