„Es war zwei Uhr morgens. Ich wurde wach und fühlte mich unendlich depressiv. Es war, als würde ein unbeschreiblicher Druck auf mir lasten. In mir wuchs der Gedanke: ‚Das ist nicht auszuhalten!‘ Das Gefühl des Unaushaltbaren wurde so mächtig, dass ich Angst hatte, ich könnte mir auf einmal das Leben nehmen. Der Drang wurde extrem stark“, erzählt eine junge Frau, die nach der Geburt des zweiten Kindes schwer depressiv wurde. Manchmal fühlen wir Kräfte in uns, die uns selbst erschrecken.
„Ich habe Angst, das nicht mehr auszuhalten“ heißt ja eigentlich übersetzt: „Ich habe Angst, daran zu sterben.“
Manchmal haben wir das Gefühl, von unseren inneren Kräften übermannt zu werden. Wir werden laut, bekommen eine Angstattacke oder einen Zwangsimpuls („Ich habe Angst, mein Kind zu töten“). Doch wir haben wahrscheinlich schon oft die Erfahrung gemacht, dass es so etwas wie innere Sicherheitsseile gibt: Wir werden nicht verrückt vor Angst, unsere Wut kann nicht alles zerstören und wir nehmen uns auch nicht so leicht das Leben.
Oft hilft es, sich nach außen zu wenden – z.B. an Freunde oder an die Telefonseelsorge (besonders nachts). Es kann auch helfen, den Fernseher anzustellen, sich von einem schönen Musikstück überraschen zu lassen, ein Kreuzworträtsel zu machen, Comics zu lesen, auf dem Boden zu schlafen oder an einem guten Duft zu riechen.
Wenn wir vertraut werden mit unseren inneren Kräften, verlieren sie manchmal an Bedrohlichkeit, manchmal aber auch nicht. Doch wir können meistens die Erfahrung machen, dass die innere zerstörerische Kraft wieder schwächer wird, wenn wir eine Weile warten. Dieses Warten kann uns sehr, sehr lang vorkommen. Aber es führt wieder in die Erleichterung und in die Sicherheit.
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