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Aktuelle Seite: Startseite / Begriffe / Psychoanalyse und Buddhismus: voneinander lernen

Psychoanalyse und Buddhismus: voneinander lernen

10.04.2020 von Dunja Voos 2 Kommentare

Psychoanalyse ist häufig auch gemeinsames Meditieren: Der Patient auf der Couch erzählt in freier Assoziation und befindet sich dabei mitunter in einer Art Trance. Der Psychoanalytiker sitzt dahinter und nimmt alles mit freischwebender Aufmerksamkeit auf, ebenfalls vielleicht in einem tranceartigen Zustand. Immer wieder taucht in der Analyse die Freude auf, die entsteht, wenn man die Dinge „sein lassen“ kann und nichts mehr „machen“ muss. Um dahin zu kommen, braucht es jedoch oft eine Art psychischen Nährboden, der erst gelegt werden muss.

Wüste

Viele Patienten, die eine Psychoanalyse beginnen, sind zutiefst erschüttert. Sie erfuhren oft bereits in der Säuglings- und Kleinkindzeit schwere Traumata durch Deprivation, Gewalt, Missachtung, Bestrafung, Nichtverstandenwerden, Alkoholismus der Eltern, Verlust eines Elternteils etc. „Ich habe es schon mit dem Besuch einer freien evangelischen Gemeinde versucht, mit Bibel-Lesen, auch mit Progressiver Muskelentspannung und Buddhismus. Aber das macht es alles nur noch schlimmer“, sagen manche. Und das verändert sich oft auch nicht nach jahrelangen Meditationsversuchen oder langer Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinde.

Damit das ersehnte „Loslassen“ und Vertrauen gelingt, braucht man einen Grundstock an psychischer Gesundheit, der alleine oft nicht erreicht werden kann.

Den Boden fruchtbar werden lassen

Damit dieses Mindestmaß an seelischem Wohlbefinden nach einer Kindheit ohne sichere Bindungen noch erreicht werden kann, bedarf es oft einer jahrelangen, vertrauensvollen Bindung, wie sie oft nur im Rahmen einer Psychoanalyse hergestellt werden kann. Diese Idee der Bindung taucht auch im Buddhismus oder beim Yoga auf: Viele suchen sich einen „Guru“ und leben jahrelang mit ihm, um von ihm zu lernen. Was da wirkt und arbeitet, ist die Eins-zu-Eins-Beziehung. Viele Musiker oder Sportler kennen das auch, indem sie jahrelang einen Lehrer oder Trainer hatten, der sie auf’s Engste begleitete.

Irgendwann bemerken die Patienten, dass da etwas in ihnen wächst. „Früher regnete es bei mir wie auf ausgetrockneten Boden. Irgendwann merkte ich, dass mein Boden fruchtbar wurde und ich den Samen von außen aufnehmen konnte, sodass etwas in mir wuchs“, sagt eine Patientin.

Manche vergleichen sich auch mit einer verdorrten Pflanze, in der doch noch minimales Leben war und die durch das „Gießen“ in der Psychoanalyse endlich wiederbelebt werden und wachsen konnte.

Der Boden für Weiteres ist geschaffen

Wenn dieses Mindestmaß an „gesundem Boden“ da ist, spüren das viele Patienten. Dann bekommen sie auch Lust an Meditation, entdecken den Buddhismus, Zen, Yoga, Tai Chi, Chi Gong, die Bibel etc. Aber jetzt muss es nicht mehr – wie vielleicht vorher – zum Zwang werden und es löst keine unaushaltbaren Verfolgungsängste mehr aus. Die Verzweiflung ist auf eine Art geringer geworden. Die Analysanden spüren, dass sie nun fähig geworden sind zur Bindung, dass etwas in ihnen sozusagen „andocken“ kann.

Der Psychoanalytiker Ralph Zwiebel (DPV/IPV) hat sich intensiv mit dem Buddhismus beschäftigt und sich einer Laien-Ordination unterzogen. Er hat in der Online-Zeitschrift „Psychoanalyse aktuell“ einen Beitrag über Psychoanalyse und Buddhismus geschrieben („Annäherungen an den Buddhismus aus einer psychoanalytischen Perspektive“, 17.1.2018, www.psychoanalyse-aktuell.de). Er schreibt, dass der Buddhismus von der Psychoanalyse lernen könne und umgekehrt.

Nah dran

Psychoanalyse ist heute nicht mehr ein „Analysieren mit der Pinzette“, sondern der Psychoanalytiker lässt sich als Übertragungsfigur und als Person „verwenden“ und kommt in Resonanz mit dem Patienten. Der Analytiker kann zusammen mit dem Patienten beobachten, was da alles ist und versucht, mit ihm gemeinsam so gut wie möglich die innere Wahrheit zu erkennen.

Diese Fähigkeit zur Beobachtung und die Liebe zur Wahrheit lassen sich schulen. Auch das Mitleid spielt eine große Rolle. Damit der Analytiker mit dem Patienten wirklich „mit-leiden“ kann, muss sein eigenes Leid z.B. in der eigenen Lehranalyse gut gehalten worden sein. Er erkennt mitunter sein eigenes Leiden in dem des Patienten wieder, aber er konnte es oft schon von vielen Seiten her bearbeiten. So ist er auch fähig, die Unterschiede zwischen ihm selbst und dem Patienten zu erkennen. Wer Analytiker wird, dem kann es sehr helfen, Meditationstechniken zu erlernen und regelmäßig zu üben.

Unter Druck sind wir oft schlecht

Der Buddhismus wiederum könnte von der Psychoanalyse annehmen, sich stärker mit den negativen Emotionen und deren Bedeutung zu beschäftigen. „Ich bin auch ein schlechter Mensch“, erfährt man unter anderem in der Psychoanalyse. Es tut sich die Möglichkeit auf, die eigenen Schuldgefühle, den Neid, Hass, die Wut, die zerstörerischen Kräfte, den eigenen Sadismus und die eigene „Bösartigkeit“ zu erkennen und darüber zu sprechen. Vor allem aber gibt die Psychoanalyse dem Patienten sehr viel Raum, zu verstehen, welche Bedeutung seine Emotionen, Phantasien und Affekte haben. Dadurch erfährt der Patient einen größeren Frei- und Spielraum.

Im Buddhismus besteht manchmal die Gefahr, die eigenen negativen Anteile zu verdrängen. Man möchte gut und liebend sein. Und das ist man ja auch – wenn man in Ruhe gelassen wird und wenn man Ruhe einkehren lässt. Auch das lässt sich in der Psychoanalyse mit großer Erleichterung immer wieder erleben. Damit die Ruhe einkehrt, um dies alles feststellen zu können, können wiederum die Meditation und die Haltung des „Nicht-Reagierens“, des „Nicht-Abwehrens“ und „Nicht-Machens“ helfen.

Ralf Zwiebel schreibt: „Dann diskutiert (der Psychoanalytiker Jeffrey Rubin) Rubin aber vier Problemkreise, die mit der Meditation verbunden sein können:
1. Eine ambivalente Haltung dem emotionalem Leben, vor allem negativen Emotionen, gegenüber.
2. Das Loslassen aller Erfahrungen ohne deren Bedeutung zu beachten mit damit verbunden der Gefahr der Dissoziation.
3. Der Mangel an Interesse an den Inhalten und an der Bedeutung des Materials, das in der Meditation auftaucht.
4. Ausgehend von der Unterscheidung Wollheims von „mental states“ (Gedanken, Gefühle) und „mental dispositions“ (Wissen, Haltungen, Tugenden, Untugenden etc.) beschreibt Rubin, dass Meditation eher „mental states“ als „mental dispositions“ beachtet. Die Schlussfolgerung von Rubin: Meditation kann sowohl hilfreich als auch problematisch sein.“
Ralf Zwiebel, Psychoanalyse aktuell, 17.1.2018

Es loht sich, sich mit dem Buddhismus und der Psychoanalyse auseinanderzusetzen. Bei Beidem geht es um Selbsterkenntnis, Entwicklung, vor allem aber auch um Bindung und Beziehung, wobei die Psychoanalyse hier durch das einmalige Setting ihre besondere Stärke hat.

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  • Ralph Zwiebel: Der Schlaf des Analytikers (Buchtipp)
Links:

Der Psychiater Mark Epstein hat sich viel mit Buddhismus und Freud auseinandergesetzt: markepsteinmd.com

Couched in kindness
Jakucho Setouchi is a revered nun and famous novelist, yet few know how psychoanalysis shaped her spiritual life
https://aeon.co/amp/essays/how-psychoanalysis-came-to-japan-and-was-turned-on-its-head :
„Buddhism can give the impression that, with enough meditation or prayer, mental health problems will simply go away.“ … ‘When people are suffering, when they have some kind of complex, or when they’re lonely, they need someone to notice them.“

Dieser Beitrag erschien erstmals am 12.1.2019
Aktualisiert am 10.4.2020

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Kategorie: Begriffe, Lebenshilfe, Psychoanalyse, Yoga Stichworte: Lebenshilfe, Meditation, Psychoanalyse, Yoga

Leser-Interaktionen

Kommentare

  1. Melande meint

    12.04.2020 um 13:44

    Ich habe mit meinem Therapeuten auch keine Vertrauensbasis/keinen „Nährboden“ in mir schaffen können, auf dem neue, positive Erkenntnisse und Verhaltensweisen wachsen konnten. Die Therapie ist jetzt seit 2 1/2 Jahren beendet. Was ist an Positivem geblieben?

    Warum ist bei manchen Therapeuten die Fähigkeit, über sich selbst und „ihre“ Therapien kritisch zu reflektieren, so schwach entwickelt? Vielleicht, weil sie „nur/zu viel“ allein sind mit den Therapieverläufen/Patienten, also es an einem supervidierenden/auch aufpassend-korrigierendem und fruchtbare-Impulse-gebendem Gegenüber ( i. S. v. z. B. lebenslanger Intervision) fehlt?

  2. hubi meint

    10.04.2020 um 13:45

    ich finde es ist äußerst schwer diesen nährboden mit dem therapeuten zu schaffen. es hat bei mir bisher nicht funktioniert. und jetzt sind wir in der abschiedsphase angekommen. ich kann davon nur träumen, wie schön dieses setting sein kann und fühle mich von etwas beraubt.

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