
„Ja“ – „Nein“ – „Ja“ – „Nein“ flattert’s wie ein Schmetterling. Das Kind kann sich nicht festlegen. Wenn es „Ja“ gesagt hat, kommt das „Nein“ in weniger als einer Millionsten Sekunde hinterher. Nicht immer. Nicht überall. Aber da, wo die Beziehung droht. Wo es kein Richtig und Falsch geben kann.
Die Mutter, sie prügelte das Kind fast zu Tode. Von da an war die Mutter für das Kind gestorben. Doch es war noch nicht groß und es brauchte die Mutter. Das Kind fragte sich jeden Tag: Nach Hause oder nicht? Ins Heim oder nicht? Verraten oder nicht? Keine Antwort konnte richtig sein. Es war un-aus-haltbar.
Unaushaltbar ist es, als Kind bei einer Mutter zu leben, die einem das Leben nehmen will. Und so fand das Kind seine Lösung: Es hob ab und schwebte über allen Dingen mit flatternden Flügeln, die sagten „Ja-Nein“. So sicherte es sich sein Überleben.
Ein „Ja“ fühlt sich an wie ein Festlegen, wie eine neue Abhängigkeit, die überwältigt. Wo freie Schritte nicht mehr möglich sind. Ein „Nein“ fühlt sich an wie ein „Aus-dem-Nest-gefallen-Sein“. Das Verlassensein erscheint unaushaltbar. Wer in einer „heiß-kalten Eltern-Kind-Beziehung“ groß wurde, empfindet möglicherweise immer wieder so oder ähnlich. Man braucht immer wieder Mut, Neues auszuprobieren und unangenehme Gefühle eine Weile auszuhalten, um festzustellen, dass sich andere Wege auftun können.
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Dieser Beitrag erschien erstmals am 23.2.2018
Aktualisiert am 1.11.2019
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