
Wer bei der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung (DPV) die Ausbildung zum Psychoanalytiker macht, beendet diese mit einem Abschluss-Kolloquium. Die DPV steht für die klassische Psychoanalyse mit vier Sitzungen pro Woche im Liegen auf der Couch. Um den Abschluss machen zu können, müssen je zwei Patienten überwiegend viermal pro Woche zur Psychoanalyse gekommen sein. Was aber, wenn ein Patient („Ausbildungsfall“) sich nicht auf die Couch legen will bzw. kann? Ist dann der Abschluss möglich?
Nachfragen
Die Ausbildung ist immer ein bisschen schwierig, weil man den „passenden Patienten“ braucht. Manche Patienten können sich aus den verschiedensten Gründen nicht auf die Couch legen oder viermal pro Woche zur Analyse kommen. Ob man mit einem Fallbericht über einen „sitzenden Patienten“ ins Abschlusskolloquium gehen kann, fragt sich so mancher Ausbildungskandidat. Es ist üblicherweise möglich – wie es das eigene Ausbildungsinstitut hält, müsste man erfragen.
Den Druck nicht weitergeben
Häufig ist es eine Kunst, den Druck, den man als Ausbildungskandidat hat, nicht auf den Patienten weiterzugeben, sondern alles als Übungs- und Verstehensfeld anzusehen. Druck wird es immer geben, auch nach der Ausbildung, egal von welcher Seite. Hier kann es sehr sinnvoll sein, Meditationstechniken wie z.B. Yoga, Tai Chi oder ähnliches zu erlernen. „Nur die Ruhe bewahren und Analysieren, Analysieren, Analysieren“, hörte ich einmal von einem Analytiker. Das Hier und Jetzt immer bewusst zu bemerken und zu verstehen, egal wie verstrickt oder gebannt man ist, ist das Wichtigste. Und nach einer befriedigenden Stunde hat man oft das Gefühl: „Dafür hat es sich gelohnt. Egal, was sonst noch ist und passieren wird – diese Sitzung war so hilfreich und hat so viel Sinn ergeben, sie war so berührend, dass es für alles andere entschädigt.“
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Dieser Beitrag wurde erstmals verfasst am 8.7.2018
Aktualisiert am 7.11.2018
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