Gefühle lassen sich ebenso schwer messen wie Schmerzen. Wer eine Depression hat, der weiß das oft selbst – er fühlt es deutlich. Um jedoch in etwa einzuschätzen, ob jemand depressiv ist oder nicht, gibt es eine Reihe von Tests. Sie bieten einen groben Anhaltspunkt für das Befinden des Betroffenen.
Ein Test aus Neugier – und schon ist man „krank“
So manch ein Gesunder, der aus Neugier einmal so einen Test ausfüllt, erhält unter Umständen als Ergebnis eine „Depression“, obwohl er selbst sich nicht depressiv fühlt. Wichtig ist, dass nicht allein der Test betrachtet wird. Es gehören immer auch Gespräche dazu, um herauszufinden, ob jemand depressiv ist. Wer eine psychotherapeutische Praxis aufsucht, kommt oft gar nicht mit solchen Tests in Berührung. Einige Patienten kennen psychologische Tests aus Kliniken oder Studien.
Beispiele für Depressions-Tests
Deutschsprachige psychologische Tests findet man nicht einfach so im Internet – man muss sie kaufen, z.B. bei der Testzentrale. Die Auswertungen sind oft kompliziert, sodass nur ein Fachmann etwas mit dem Ergebnis anfangen kann. Englischsprachige Versionen lassen sich schon eher im Internet aufspüren.
Beispiele von Tests:
Allgemeine Depressionsskala (ADS): leitet sich von der englischen Version CES-D (Center for Epidemiologic Studies Depression Scale) ab.
Hamilton Depressions-Skala (HAMD) (PDF), University of Massachusetts
Montgomery Asberg Depression Scale (MADRS)
Depressionstest nach Goldberg (Palverlag)
Beck Depressions-Inventar (BDI), Link zur Uni Landau
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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 18.5.2008.
Aktualisiert am 13.4.2013
Kerstin meint
Gar furchtbar kompliziert! Daher zieht der Fachmann sich sicherheitshalber ungestört zurück um nicht bei der Aufgabe „Schablone anlegen, Kreuzchen zählen, Wert aus Normtabelle ablesen, dazugehörigen Text flüssig wiedergeben üben“
beobachtetgestört zu werden.(Die Fachfrau* testet selbstverständlich modern und unprätentiös per Tablet-PC ;)
Bsp. einer Ausnahme: Gießen Test. Nicht nur werden unübliche Standard-Werte verwendet, man muss auch noch das ganze Analytiker*innen-Sprech in Alltagssprache überführen und den Raum zwischen den Polen selber füllen. Testbeurteilung somit Präferenzabhängig: der einen (selbstwertmindernde) Qual ist vielleicht der anderen Deutungs-Dorado.
Entschädigend muten dann Evergreens wie der MMPI an. Unzählige Diagnosen (fast so viele wie der Test Items hat) verleiten zur Annahme, es handele sich um eine Parodie auf die Psychologie. Bis man feststellt, dass dieser Test immer noch rege eingesetzt wird: Dinosaurs live among us.
Jedoch ist Testen mitnichten ein Selbstzweck. O-Ton einer Patientin (bulimia nervosa, VT-Klinik): „Ich würde ja [brechen]. Geht aber nicht, weil ich Zettel ausfüllen muss!“