Wer in der psychosozialen Beratung tätig ist, für den könnte die „Psychoanalytisch-interaktionelle Methode“ (PIM) interessant sein. Diese Methode wird unter anderem zur Behandlung von Patienten mit schweren Persönlichkeitsstörungen eingesetzt, also für Patienten mit einem „niedrigen Strukturniveau“ (= niedrig integriertes Strukturniveau). Die Psychoanalytisch-interaktionelle Methode enthält Bausteine der Psychoanalyse, Entwicklungspsychologie, Soziologie und Neurowissenschaft. Der Patient soll durch die Arbeit an der Selbst- und Beziehungsregulation in die Lage versetzt werden, stabiler am sozialen Leben teilzunehmen. Dabei bietet sich der Therapeut dem Patienten als ein „erreichbares Gegenüber“ an. Mehr Informationen: www.interaktionell.de und „Handbuch psychoanalytisch-interaktionelle Therapie“ von Ulrich Streeck (DGPT, Göttingen) und Falk Leichsenring (DGPT, Gießen), Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, 3. Auflage, 2015.
Alle paar Wochen wacht Lena frühmorgens mit Erbrechen auf. Viele Stunden verbringt sie am Waschbecken. Nach zwei Tagen ist der Spuk vorbei. „Zyklisches (also immer wiederkehrendes) Erbrechen“ (Cyclic vomiting syndrome, CVS) nennen die Kinderärzte es, wenn keine handfesten Ursachen dafür gefunden werden können. Auf den ersten Blick lassen sich keine psychosomatischen Zusammenhänge feststellen. Doch hier ist genaues Beobachten gefragt: Viele Kinder erbrechen dann, wenn sie zu oft alleingelassen wurden, zu sehr Mutter und/oder Vater vermissten oder mit einem großen Kummer ins Bett gegangen sind.
Wenn man hier genau beobachtet, kann man herausfinden, wodurch die Phasen des Erbrechens getriggert (leicht ausgelöst) werden. Das braucht sehr viel Geduld. Obwohl es das zyklische Erbrechen auch bei Erwachsenen gibt, ist es eine typische Erkrankung des Kindes, die oft mit der Migräne des Erwachsenen verglichen wird. Etwa 2% der Kinder sind betroffen (Abu-Arafeh, Ishaq & Russell, George, 1995). Schlaf und viel Ruhe lindern die Beschwerden und fördern die Erholung.
„Wie würde Ihr Leben aussehen, wenn Sie Ihr Problem XY nicht hätten? Was wäre, wenn Sie morgen aufwachten, und es wäre ein Wunder geschehen?“ Eine solche oder ähnliche Frage stellen Psychotherapeuten manchmal ihren Patienten. Bei der Wunder-Frage kann es hilfreich sein, von einer gewohnten Situation auszugehen, also z.B. zu sagen: „Stellen Sie sich vor, Sie gehen abends ins Bett, so wie Sie es immer machen. Morgens um 7 klingelt der Wecker, so wie immer bei Ihnen. Was würde passieren, wenn Sie dann aufwachten und sich vorstellten, Ihr Problem wäre verschwunden?“ Diese Fragetechnik (die es wahrscheinlich schon immer gab) wurde offiziell von dem amerikanischen Psychotherapeuten Steve de Shazer (1940-2005) geprägt und in die Psychotherapiewelt eingeführt. Die Frage wird häufig von Psychotherapeuten in einer lösungsorientierten Kurzzeitpsychotherapie gestellt.
Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 22.8.2015
Mit Dank an M.L. für die Inspiration …
Das Butyrophenon (1-Phenylbutan-1-on) ist die Grundstruktur vieler Neuroleptika (Antipsychotika, Mittel gegen Psychosen). Der bekannteste Wirkstoff, der sich vom Butyrophenon ableitet, ist das Haloperidol, das 1958 von Bert Hermans hergestellt wurde. Das Wortteil „Butyro“ leitet sich von „Buttersäure“ ab. Haloperidol ist ein hochpotentes Neuroleptikum, das heißt, es wirkt stark gegen Psychosen, aber nur wenig beruhigend. Ein weiteres hochpotentes Butyrophenon ist z.B. das Droperidol (DHB®). Nur mäßig neuroleptisch wirken die Butyrophenone Melperon (Eunerpan®) und Pipamperon (Dipiperon®). Weiterlesen
Phenothiazine ist der Oberbegriff für spezielle Medikamente, die gegen Psychosen wirken (Neuroleptika). Die Silbe „Thi“ bedeutet, dass der Wirkstoff ein Schwefelatom enthält. Die Phenothiazine gehören zu den trizyklischen Neuroleptika: In ihrer chemischen Struktur haben sie drei Kohlenstoffringe. Phenothiazine blockieren die Dopamin-2-Rezeptoren im Gehirn. Zu viel Dopamin im mesolimbischen System des Gehirns kann möglicherweise Wahn und Halluzinationen verursachen. Phenothiazine hemmen auch Serotonin und Histamin. Weiterlesen
Niedrigpotente Neuroleptika wirken nur in geringem Maße neuroleptisch, also nur geringfügig antipsychotisch. Dafür wirken sie sehr beruhigend. Zu ihnen gehören z.B. Chlorpromazin, Promethazin (Atosil®), Melperon, Pipamperon (Dipiperon), Chlorprothixen, Thioridazin.
Im Elektroenzephalogramm (EEG, Hirnstrombild) sind Alpha-Wellen bei leichter Entspannung zu sehen, zum Beispiel im Zustand zwischen Wachen und Schlafen. Auch bei nicht zu tiefer Meditation wie z.B. bei der Reverie, zeigen sie sich. Alpha-Wellen haben eine Frequenz von 8-13 Hertz (Hz): Es entstehen also 8 bis 13 Wellen pro Sekunde in der EEG-Aufzeichnung. Bei tiefer Meditation zeigen sich Theta-Wellen (4-7 Hz). Delta-Wellen (0,5-3 Hz) treten im traumlosen Schlaf auf.