Wohl die meisten Menschen haben in ihrem Leben schon Erfahrungen gemacht, von denen sie sagen: „Das muss Telepathie (Gedankenübertragung, Mitfühlen über die Ferne) gewesen sein.“ Bei telepathischen Erlebnissen stellen sich häufig die Haare zu Berge und man fragt sich: Was, wenn es Telepathie wirklich gibt? Dann kann man doch auch Böses damit anstellen, oder? Gerade in der Psychoanalyse, in der es um die Kommunikation von „Unbewusst zu Unbewusst“ geht und eine große emotionale Nähe entstehen kann, kommen telepathisch anmutende Ereignisse häufig vor. Auch Sigmund Freud machte sich darüber Gedanken. Weiterlesen
Die sich entwickelnde Psyche und der reifende Körper sind beim Baby noch sehr eng miteinander verbunden. Die Reifung geschieht insbesondere über die enge Kommunikation mit Mutter und Vater. Über das Vermögen der Eltern, sich in ihr Kind einzufühlen, kommt es zur psychischen Strukturierung. Sind die Eltern fähig, ihr Kind zu beruhigen, kann sich ein sicheres Lebensgefühl einstellen. Eltern, die selbst traumatisiert sind, sind durch ihr Baby leicht überfordert. Kommt es zu Gewalt am Baby oder aber auch zu schweren medizinischen Eingriffen, während das Baby noch nicht sprechen kann, kommt es zur Verwirrung. Fähigkeiten zur Kommunikation und zur motorischen Entwicklung bleiben zurück. Forscher sehen zunehmend Zusammenhänge zwischen frühen Traumata und späteren psychotischen Plussymptomen (z.B. Wahn, Halluzination). Hingegen hängen Negativsymptome (z.B. Erstarrung, Lethargie) anscheinend mit Erlebnissen von Vernachlässigung in der Kindheit zusammen. Weiterlesen
Wer in der Psychiatrie die Medikamenteneinnahme verweigert, hat oft einen schweren Stand. Ärzte und Therapeuten werfen den Patienten mitunter vor, sie könnten nicht vertrauen, sie hätten keine Krankheitseinsicht, sie würden sich trotzig wie ein Kind benehmen und vieles mehr. Zum Glück gibt es Psychotherapeuten wie den New Yorker Psychiater Peter Breggin (geboren 1936) – er setzte sich sein Leben lang dafür ein, Psychosen zu verstehen und keine Psychopharmaka zu verordnen. Je stärker die Antipsychotika die Psychiatrie eroberten, desto weniger Raum blieb für psychologische Erklärungsmodelle und Psychotherapie. Weiterlesen
Viele Menschen mit Psychosen haben Angst, von anderen verstrahlt zu werden. „Der ist ganz schön verstrahlt“, sagen wir, wenn wir jemanden für verrückt erklären. Radioaktive Strahlung ist nicht sichtbar, aber sie kann tödlich sein. Mit der Röntgenstrahlung können wir durch jemanden hindurch schauen und ihn von innen sehen. Nicht selten haben Menschen mit Psychosen schon in der frühen Kindheit körperliche Grenzüberschreitungen wie z.B. sexuellen Missbrauch erlebt. Manche Mütter sagten zu ihrem Kind: „Du bist für mich wie aus Glas“ oder „Der liebe Gott sieht alles.“ So fühlte sich das Kind vielleicht, als sei es ohne Grenze. Weiterlesen
Der Begriff „schizophrenogene Mutter“ kam in den 70er Jahren noch häufig vor. Man ging davon aus, dass die Mutter (bzw. die engste Bezugsperson) ein Kind schizophren „machen“ konnte. Der Begriff wurde von der Psychoanalytikerin Frieda Fromm-Reichmann (1889-1957) geprägt. Sie war die Analytikerin von Joanne Greenberg (geb. 1932), die schon als Jugendliche unter Schizophrenie litt. Später (1964) schrieb Joanne Greenberg unter dem Namen „Hannah Green“ das Buch „Ich hab dir nie einen Rosengarten versprochen“ (Verlag Rowohlt). Heute hört man den Begriff „schizophrenogene Mutter“ kaum noch. Weiterlesen
„Der Psychotherapeut, der Patienten mit schizophrenen Psychosen behandelt, sollte sich darüber im Klaren sein, dass es bei diesen Patienten hauptsächlich um’s Überleben geht“, schreibt Bertram Karon (1930-2019) in seinem wunderbaren Buch „Psychotherapy of Schizophrenia“ (Bertram Karon und Gary Vandenbos, Rowman&Littlefield Publishers 2004: S. 204, 1981, 1994 by Jason Aronson Inc.). Bei der schizophrenen Psychose leiden Patienten unter Stimmenhören, Wahnvorstellungen (z.B. „der andere will mich umbringen“, „ich werde verfolgt“) und – seltener – unter optischen Halluzinationen. Bertram Karon verstarb 2019 – er gilt als einer der versiertesten Psychoanalytiker auf dem Gebiet der Psychosen. Weiterlesen
Es rumort. Tief drinnen im Bauch. Auch aus dem Herzen heraus. Außen nur ein löchriges Gefühl. Überall bröckelt es. Nichts kann mich ruhig machen. Ich zittere. Ein Kampf tobt in mir. Ein Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Leben und Tod. Das Böse ist vollkommen zerstörerisch. Aber nicht grob zerstörerisch. Es schwebt – innen und außen. Und ich frage mich, woher es kommt. Ich habe Angst, dass ein anderer mir Böses schickt. Dass ein anderer mich in seinen Händen hat. Mich steuert. Beängstigend. Die anderen sagen: „Das kann nicht sein. Ein anderer kann nicht Macht über dich übernehmen.“ Aber woher wollen sie das wissen? Meine Gefühle sind wie eine absolute Gewissheit. Eine innere Überzeugung, dass da ein anderer etwas mit mir macht. Ich spüre es genau. Werde ich so lebensfähig sein? Sterbefähig? Ein Zustand des unaufhörlichen Aufruhrs. Und auf dem Diagnose-Zettel steht einfach nur „Angststörung“.Weiterlesen