Die Autoren des Buches „Smart Love“, Martha Heineman Pieper und William Pieper, haben den Begriff der primären und sekundären Zufriedenheit geprägt. Unter „Primärer Zufriedenheit“ verstehen sie jene Grundzufriedenheit, die in einem Kind entsteht, wenn es geliebt wird. Wenn sich die Eltern für ihr Kind interessieren, ausreichend mit ihm spielen, es anerkennen und wertschätzen, dann fühlt sich das Kind wohl. „Sekundäre Zufriedenheit“ zieht es dann z. B. aus seinen Beschäftigungen, aus Leistung, aus dem Instrumentenspiel, aus dem Bewundertwerden oder dem Sport. Je stärker die „Primäre Zufriedenheit“, desto weniger können ihm die Enttäuschungen des täglichen Lebens anhaben. Kinder, denen es von Grund auf nicht so gut geht, suchen ihre Befriedigung stärker in äußeren Dingen wie Anerkennung durch Freunde, Macht, Rechthaberei etc. – sie versuchen, wenigstens die sekundäre, also die „machbare“ Zufriedenheit zu erlangen.
Die Psychoanalytikerin Marianne Leuzinger-Bohleber, ehemalige Direktorin des Sigmund-Freud-Instituts Frankfurt, hat ein beeindruckendes Buch über die psychische Entwicklung des Kindes geschrieben. Das Buch Frühe Kindheit als Schicksal (amazon) macht deutlich, wie komplex die kindliche Entwicklung verläuft und wie unsagbar wichtig die enge Beziehung zu den Eltern und anderen Bezugspersonen ist. Leuzinger-Bohleber beschreibt, wie Kinder Gefühle lernen und woran die Entwicklung vieler Kinder scheitert. Weiterlesen
Natürlich brauchen unsere Kinder Halt. Und einen Rahmen sollten wir ihnen auch geben. Aber wir müssen längst nicht immer alles „im Griff“ haben oder im Namen der Konsequenz altersunangemessen handeln. Die Zeitschrift „undKinder“ des Züricher Marie Meierhofer Instituts für das Kind fragt in seiner Ausgabe Nr. 80 (2007): „Kleine Kinder strafen?“. Hier bekommen Eltern neue Denkanstöße. Erziehungsprogramme werden kritisch hinterfragt und die Autoren erklären, was Eltern von ihren Kleinkindern eigentlich erwarten dürfen.
Wenn Eltern begeistert erzählen, was ihr kleiner Säugling schon alles kann, stehen Freunde manchmal verständnislos davor. Scheint doch der kleine Erdenbürger einfach nur passiv die Küsse seiner Eltern zu empfangen. Doch mit etwa drei Monaten erwachen seine sozialen Kommunikationsfähigkeiten. So jedenfalls hat es der Entwicklungspsychologe Robert Emde genannt („Awakening of Sociability“). Der Säugling hält ausdauernd Blickkontakt, macht Laute nach (soziales Lautieren) und beginnt, mehr willentlich zu lächeln.
Manche, auch schon Kinder, die an Migräne leiden, sehen vor dem Anfall die Welt mal groß und mal klein. Oder aber sie empfinden eigene Körperteile, z.B. ein Ohr, als riesig. Dieses Phänomen nennen die Neurologen das „Alice-im-Wunderland-Syndrom“, denn es erinnert an das Mädchen Alice aus dem gleichnamigen Kinderbuch, das die Dinge in ihrer Umgebung größer und kleiner werden lassen kann. Das Alice-im-Wunderland-Syndrom kann z.B. bei der Hirnstammaura vorkommen, einer speziellen Aura bei Migräne. Als „Aura“ werden die Symptome bezeichnet, die zusammen als Vorboten vor der eigentlichen Migräne auftreten.
Kinder, die zu niemandem eine sichere Bindung aufbauen konnten, haben auch noch als Erwachsene mit den Folgen zu kämpfen. Die emotionale Vernachlässigung wird als „Deprivation“ bezeichnet. Dabei spielt es kaum eine Rolle, ob die erwachsene Bezugsperson wirklich nicht da war, oder ob sie „nur“ emotional abwesend war. Die Kinder fühlen sich innerlich leer und können kaum Liebe empfangen oder geben. Nicht selten werden deprivierte Kinder kriminell, süchtig und gewalttätig. Sie kennen keine Verantwortung und reden sich gerne aus allem heraus. Zu allem Leid haben sie manchmal eine feindselige Art, die es ihnen schwer macht, Freundschaften zu schließen.
Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 4. Januar 2006