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John Bowlby: Bindungstheorie (Attachment Theory) und Bindungsstile

Sobald ein Ungeborenes das Licht der Welt erblickt, nimmt es Kontakt zur Mutter auf. Seine Stimme und Blicke erreichen sie und die Mutter weiß intuitiv, was zu tun ist. Dieses angeborene Bindungsverhalten sichert uns seit jeher das Überleben. Der britische...

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Pötzl-Phänomen: Wahrnehmung unterhalb der Reizschwelle

Unter dem Pötzl-Phänomen, benannt nach dem österreichischen Psychiater Otto Pötzl (1877-1962), versteht man das Auftauchen von Bildern in Träumen, die aus kurz dargebotenen Bildern im Wachzustand stammen. Man spricht auch von „subliminaler Wahrnehmung“, weil man unbewusst einen Reiz wahrgenommen hat, der unter der Reizstärke lag, die ein Reiz haben müsste, um direkt ins Bewusstsein zu gelangen. Das Thema „subliminale Wahrnehmung“ ist bei vielen Menschen mit einem unguten Gefühl behaftet. Viele kennen die Versuche mit subliminaler Limonaden-Werbung im Kino oder mit Filmen, durch die ein Affe läuft, der von den meisten Zuschauern nicht direkt wahrgenommen wird. Weiterlesen

Buchtipp: War das schon alles? Babyboomer jenseits der Lebensmitte

Marie-Luise Hermann ist promovierte Diplom-Psychologin, Psychoanalytikerin und Autorin. Sie arbeitete bis 2022 als Oberpsychologin in der Schweizer Privatklinik Clienia Littenheid. Geboren 1966, schreibt sie nun aus der Warte einer Frau, die sich selbst fast noch zu den Babyboomern (1955-1964 Geborene) zählen kann. Ich bestellte das Buch, nachdem ich in der Buchbeschreibung den Satz las, dass man die „Kraft verschütteter Wünsche freisetzen“ könne. Zusammen mit dem – wie ich finde – sehr ansprechenden Cover und dem Titel „War das schon alles?“ war meine Lust auf dieses Buch geweckt. Ich habe dieses sehr dichte Buch verschlungen und konnte mich in vielem wiederfinden. Der Vergleich mit anderen, das Gefühl, im Mittendrin zu sein und nun die Lebensjahre auch vom möglichen Ende her zu zählen, das „große Gähnen des Überdrusses“ (S. 35) und vieles andere sprach mich an. Weiterlesen

„Es sind doch nur Gedanken.“ – „Nein!“

„Die Situation an sich ist so wie sie ist. Was sie so unerträglich macht, sind die Gedanken dazu. Unsere Bewertung entscheidet darüber, ob etwas gut ist oder schlecht“, hört man. Ich denke, dass es anders ist für Menschen, die frühe, schwere traumatische Erfahrungen gemacht haben – insbesondere, wenn der Körper mit einbezogen war. Da spürten sie genau: Zuerst ist da das Unerträgliche. Die Gedanken sind nur die Folge, um es zu begreifen. Sie hatten keinen anderen Menschen, der das Unerträgliche mit ihnen ertrug. Weiterlesen

Was ich von Patienten lerne

Es war in der Zeit, als ich in meiner eigenen Lehranalyse merkte, dass es in mir ein beobachtendes, ruhiges Ich gibt, das sich von dem ganzen inneren und äußeren Chaos nicht beeindrucken lässt. In dieser Zeit sagte mir ein Patient, der sich in einer schrecklich aufwühlenden Lage befand: „Und wissen Sie – in all der Aufregung gibt es da etwas in mir, das immer ganz ruhig bleibt und das alles nur beobachtet.“ Ich hatte das Gefühl, dass dieser Satz meine Entdeckung, mein Bewusstwerden, noch vertieft. Solche Wechselwirkungen finde ich in den Therapiestunden immer wieder. Dieser Beruf erscheint mir so sinnvoll, weil er aus vielen kleinen Bausteinen besteht, die gegenseitige Befreiung bewirken. Weiterlesen

44 Wie wird man Psychoanalytiker? Psychoanalytische Technik nach Bion

In Psychoanalysen braucht man sehr viel Geduld – und den Glauben daran, dass das Wesentliche, um das es geht, schon auftauchen wird. Der britische Psychoanalytiker Wilfred Bion (1897-1979) gilt als der Psychoanalytiker, der für „Intuition“ steht. Gleichzeitig lässt er das Objektive, das Logische nicht aus dem Blick. Bions ehemaliger Analysand James S. Grotstein (1925-2015, Melanie-Klein-Trust) hat in seinem Buch „A Beam of Intense Darkness“ die wichtigsten Erkenntnisse Bions zusammengefasst (Wilfred Bions Legacy to Psychoanalysis, Karnac Books, 2007 and Kommentar von James Grotstein, Karnac). Weiterlesen

„Du redest mir nach dem Mund!“ Woher wissen wir, was wir wollen, wenn wir zu zweit sind?

„Immer, wenn ich in einer Beziehung bin, weiß ich selbst nicht mehr, was ich will.“ Wir haben oft den hohen Anspruch, stets zu wissen, „was wir wollen“, dabei ist es oft so schwierig, besonders im Zuzweitsein. Je nachdem, wie wir aufwuchsen, fällt es uns zudem sehr schwer, zu äußern, was wir wollen. Vielleicht hatten wir eine verletzliche Mutter, der jede Form der Trennung Angst gemacht hat. Trennung fängt schon da an, wo die Mutter etwas meint und das Kind etwas anderes meint. Wenn wir bemerkten, wie verletzlich die Mutter war, redeten wir ihr nach dem Mund, weil wir spürten, dass wir sie dadurch emotional stabil halten konnten. Wir schauten vielleicht stets nach der Mutter und versuchten, sie zu lesen. Die Frage „Was kann sie nun wollen?“ wurde zur zentralen Lebensfrage und auf einmal merkten wir: Ich weiß gar nicht mehr, was ich selbst eigentlich will. Weiterlesen

Langeweile: ein Un-Gefühl

Spaziergang am Sonntagnachmittag. Stagnation. Unterforderung. Boredom. Ist man gelangweilt, ist man zu müde zum Wachsein und zu wach zum Schlafen. Übelkeit und Langeweile liegen nah beieinander. Wir essen, trinken, schlafen aus Langeweile. Partner schlafen...

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Gicht und Psyche: Ein Ganzkörperphänomen. Meditation kann helfen, Harnsäure zu senken

Mit „Ganzkörperphänomen“ meine ich nicht die chronische tophöse Ganzkörpergicht, die sich ähnlich wie eine Fibromyalgie äußern kann (eine Patientin erzählt ihre Geschichte auf Youtube: Living With Gout). Ich spreche zunächst von der Gicht an der Großzehe, mit der man frühmorgens aus dem Schlaf gerissen wird. Ein Schmerz so groß, dass man noch nicht einmal mehr die Bettdecke auf der Haut erträgt. Während die stärksten Schmerzen innerhalb weniger Tage abklingen, können Allgemeinsymptome wie Übelkeit, Kopfschmerzen, eine erhöhte Herzfrequenz, Schüttelfrost, erhöhte Temperatur und Erschöpfung mehrere Wochen anhalten. Obwohl sich die Gicht (englisch: Gout) vielleicht zuerst nur am Großzehengrundgelenk und schließlich oft am ganzen Fuß äußert, fühlt man sich mitunter richtig krank, wie bei einer Infektion. Weiterlesen

Die Substanz in mir

Erst spät im Leben kam eine Substanz in mich, die mich nährte. Es ist, als hätte ein anderer ein Stück von sich selbst in mich hineingelegt. Doch der andere ist lange weg. Geht dann auch die Substanz verloren? Was ist es, das mir plötzlich so viel Halt gab, dass ich manchmal meinte, vor nichts mehr Angst zu haben? Jetzt, da der andere weg ist – läuft da meine Substanz aus wie der Sand aus einer Ritze? Ich werde unruhig, ich will die Substanz festhalten und meine, sie zu verlieren. Doch irgendwann merke ich: Die Substanz, das ist meine Wahrheitsliebe. Sie war immer da, doch der andere gab mir den Mut, ihr zu folgen. Egal, was mir passiert: Ich habe immer die Wahrheit.