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Identifikation mit dem Aggressor – ein komplizierter Begriff

Wenn man als Kind geschlagen wurde und später selbst sein Kind schlägt (obwohl man das eigentlich nicht will), hat wahrscheinlich eine „Identifikation mit dem Aggressor“ stattgefunden. Gemeint ist hier, dass man irgendwann so wird, wie der eigene Angreifer war. Man hat sich mit ihm „identifiziert“. Zudem benutzt man dieselben Argumente, die damals der Angreifer benutzte. Aus „Du bist ja selbst schuld und du hast es nicht anders verdient“, wird „Ich bin ja selbst schuld – ich habe es nicht anders verdient. Mein Vater (mein Angreifer/Aggressor) hatte schon recht.“ Doch ist der Begriff „Identifikation mit dem Aggressor“ nicht unglücklich gewählt?Weiterlesen

Radiophobie (Angst vor Strahlen), Aluhüte und die Psychose (Psychose-Serie 16)

Viele Menschen mit Psychosen haben Angst, von anderen verstrahlt zu werden. „Der ist ganz schön verstrahlt“, sagen wir, wenn wir jemanden für verrückt erklären. Radioaktive Strahlung ist nicht sichtbar, aber sie kann tödlich sein. Mit der Röntgenstrahlung können wir durch jemanden hindurch schauen und ihn von innen sehen. Nicht selten haben Menschen mit Psychosen schon in der frühen Kindheit körperliche Grenzüberschreitungen wie z.B. sexuellen Missbrauch erlebt. Manche Mütter sagten zu ihrem Kind: „Du bist für mich wie aus Glas“ oder „Der liebe Gott sieht alles.“ So fühlte sich das Kind vielleicht, als sei es ohne Grenze. Weiterlesen

Verstopfungsgefühl bei Radiusfraktur lindern

Wenn du eine radiusfraktur hattest und der gips ist ab, kann es sein, dass du manchmal an einer art „verstopfungsgefühl“ leidest. es ist, als würde irgendetwas im handgelenk verstopft sein. interessanterweise verläuft am unterarm auch der dickdarm-meridian. wenn du deinen unterarm massierst, spürst du vielleicht manchmal, wie sich luft in deinem bauch bewegt. um das verstopfungsgefühl im arm zu lindern, kannst du eine leichte übung machen, die ich auf youtube erkläre. frage aber deine ärztin oder deine physiotherapeutin, ob diese übung auch bei deiner art der verletzung gut ist.

Dislozierte Radiusfraktur ohne OP, Teil 4: knapp drei Monate nach dem Sturz

Vor knapp drei Monaten habe ich mir eine verschobene distale Radiusfraktur zugezogen. Nach Einrenken (Reposition) habe ich sie nicht operieren lassen. Etwas über vier Wochen Gips, dann zwei Wochen lang eine lange Orthese, anschließend eine kürzere. Stand jetzt: Mir macht die Kraftlosigkeit zu schaffen. Manchmal, wenn ich etwas greifen will, fühlt es sich an wie im Traum. Dabei bin ich mir nicht sicher, ob es eine Art Lähmung ist (wie beim Zahnarzt, wenn die Betäubung langsam anfängt/aufhört zu wirken) oder ob es tatsächlich „nur“ Muskelschwäche ist. Auch die Schulter und der Musculus deltoideus schmerzen sehr, wenn ich z.B. meine linke (ehemals frakturierte) Hand auf die rechte Schulter legen will. Weiterlesen

Subjektivität ist rätselhaft und beängstigend. Containment kann helfen.

Wir können an unserem Bewusstsein, an unserer Subjektivität ganz schön leiden. Wenn wir im Aufzug stecken bleiben oder eingesperrt sind, denken wir vielleicht, wir werden verrückt, weil wir es so unglaublich schwierig finden, auf uns selbst zurückgeworfen zu werden. Wir spüren uns selbst – wir leiden am subjektiven Erleben. Doch was ist Subjektivität und wieso erleben wir sie auf unsere spezielle Weise? Fredric Schiffer von der Medical Harvard School geht der interessanten Frage nach, wie biologisches Material Subjektivität erlangt (The physical nature of subjective experience and its interaction with the brain, 2019). Besonders psychotische Menschen leiden manchmal unter dem Vergehen des „Selbst“ und beschäftigen sich mit dieser Frage. Andere wiederum leiden an einem „Zuviel“ von Subjektivität. Diese Unterschiede hängen möglicherweise auch mit der Art von Containment zusammen, die wir erfahren haben. Weiterlesen

Frohe Ostern, liebe Leserinnen und Leser!

Ich wünsche Euch und Ihnen allen erholsame Ostertage! Ich freue mich so über Euer Interesse, Eure Rückmeldungen und Kommentare! Herzlichen Dank auch für Eure Mitgliedschaften, die zum Leben dieses Blogs ganz besonders beitragen. Der Start in den Frühling ist für viele nicht leicht – er kostet körperlich und psychisch Kraft. Frühjahrsmüdigkeit gesellt sich bei vielen zur Erschöpfung hinzu. Vielleicht findet ihr ja den ein oder anderen hilfreichen Beitrag, wie zum Beispiel: Erschöpfung lindern: Nicht nur aufs Ziel starren. Herzliche Grüße, Dunja Voos

Kann die Vojta-Therapie bei Babys pervers machen?

Wenn wir schwer traumatisiert sind, dann wollen wir bei unseren eigenen Kindern alles richtig machen. Spüren wir Aggression gegen unsere eigenen Kinder oder befürchten wir, etwas könnte nicht mit ihnen in Ordnung sein, versetzt uns das in Spannung. Vielleicht...

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Wie werde ich ärztliche Psychotherapeutin/Psychoanalytikerin? Zu hören im Podcast „Psychotherapeutische Mittwochsgesellschaft“

Die Psychotherapeutische Mittwochsgesellschaft wurde von einem angehenden Psychodynamiker, einer Verhaltenstherapeutin und einem angehenden Systemiker ins Leben gerufen. Der dazugehörige Podcast kann auf Spotify gehört werden. Ich bin zu Gast in Folge 9 (Mi, 27.3.2024), in der es um die Weiterbildungs- und Ausbildungswege für Ärzte zum Psychotherapeuten/Psychoanalytiker geht. Die Mittwochsgesellschaft trifft sich auf dem „Schulenstreitserver“ (Discord-Server). Das Vortrags- und Diskussionsforum ist gedacht für alle an der Psychotherapie und Psychoanalyse Interessierten, vor allem für angehende Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen.

Ultralangsames Körperkennenlernen hilft bei Schmerzen, Angst und vegetativen Beschwerden

es ist nicht leicht, sich in seinem körper zu hause zu fühlen. vielleicht nimmst du dir immer wieder vor, sport zu machen, aber du fühlst dich zu erschöpft. du machst vielleicht yoga in gruppen, aber es geht dir zu schnell. irgendwie, so scheint es, gibt es kaum etwas, was deine schmerzen reduzieren könnte, und was bewirkt, dass du dich mehr gehalten in deinem eigenen körper fühlst. vielleicht hast du es schon mit entspannungsübungen und meditation probiert, aber es kommt immer wieder das gefühl auf, dass du flüchten möchtest. ich habe über einzelunterricht im yoga nach und nach einen weg gefunden, ein gutes körpergefühl zu bekommen, indem ich die übungen immer langsamer gemacht und dann abgewandelt habe. besonders inspirierend fand ich dabei die dänische körperpsychotherapeutin marete holm brantbjerg (youtube). Weiterlesen

Stille ist grausam

Wenn ich in die Stille gehe, spüre ich meinen Körper auf unangenehme Weise. Mir wird bewusst, wie weh mir jeder Muskel, jede Sehne, jeder Knochen tut. Ich fühle mich überlastet, erschöpft und sehr alt. Unruhe kommt auf. Ich spüre jede Verletzung, die mir in meinem Leben zugefügt wurde, jeden körperlichen Angriff, jede Beleidigung. Mein „Pain Body“ (Schmerzkörper), wie Eckhart Tolle es nennt, ist durch und durch spürbar. Wenn ich in die Stille gehe, kommen Panikattacken. Ich bekomme Angst vor meinem Körper, vor meinen Gedanken, vor mir selbst. Ich fühle mich unglaublich verloren und einsam. Ich spüre die verschiedenen Arten von überfordernder Abwesenheit, die Berührungslosigkeit. Die Trauer um die Menschen, die nicht mehr da sind. Die Trauer um Kontaktabbrüche, um Verlorenes, um Nie-Gehabtes und Verpasstes. Weiterlesen