
Nicht wenige Menschen leiden unter der Angst, rot zu werden. Fachleute sprechen von „Erythrophobie“ (erythros, griechisch = „rot“). Manche machen Kopfstände, um herauszufinden, woran es liegt, dass sie ständig erröten. Der Versuch, dem Erröten mit Feedbackmethoden oder Verhaltenstherapie beizukommen, bringt oft nur mäßigen dauerhaften Erfolg. Kein Wunder, denn die Erythrophobie hängt stark mit unbewussten Phantasien, Gefühlen und Gedanken zusammen. Häufig sind Menschen mit einer sozialen Phobie von der Eryhtrophobie betroffen. Wenn sie anderen begegnen, schleichen sich unbewusst rasch sexuelle Phantasien ein. Oft reicht schon der Wunsch nach Nähe aus, um den Betroffenen rot werden zu lassen, wenn er einem anderen, den er sympathisch findet, begegnet.
Der Erythrophobiker leidet daran, keine sichere Grenze zwischen Innen- und Außenwelt zu spüren.
Keine sichere Grenze
Von Erythrophobie betroffene Menschen denken unbewusst oft, man könne ihnen ihre Gedanken „an der Nasenspitze“ ansehen. Die Gedanken scheinen den Betroffenen „auf die Stirn geschrieben“ zu sein, so meinen sie. Rot wird man, wenn man „versehentlich“ nackt ist, wenn die Hose auf ist, wenn der Pullover falsch herum angezogen ist, wenn man einen Sahnetropfen auf der Wange hat. Das sind Gründe für „normale Menschen“ rot zu werden. Doch der an Erythrophobie Leidende fühlt sich ständig ertappt. Er fühlt sich viel zu leicht wie „nackt“. Alles erscheint irgendwie anstößig und schambehaftet zu sein.
Das Rote steht für das Fleischliche.
Erythrophobie, Emetophobie und Erotophobie hängen oft zusammen
Nicht selten entdecken Psychoanalytiker und Betroffene in einer Psychoanalyse, dass hinter dem Erröten sexuelle Gedanken stecken, die den Betroffenen bisher nicht bewusst waren. Die Erythrophobie hängt daher oft zusammen mit der „Erotophobie“, also der Angst vor der Erotik. Auch eine Emetophobie kann dabei sein, also die Angst vor dem Erbrechen.
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Dieser Beitrag erschien erstmals am 22.5.2016
Aktualisiert am 28.7.2021
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