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Aktuelle Seite: Startseite / Glossar Psychoanalyse / Introjekte – wen haben wir denn da gefressen?

Introjekte – wen haben wir denn da gefressen?

23.06.2021 von Dunja Voos Kommentar verfassen

Mit dem Körper können wir uns etwas einverleiben und es wieder ausstoßen. Seelisch tun wir dasselbe: Wir nehmen einen anderen in uns auf, können ihn mit uns tragen und uns an ihn erinnern. Babys nehmen als Erstes die Mutter(milch) auf – sie schauen die Mutter an und verinnerlichen sich ihr Bild. Wenn wir uns etwas seelisch einverleiben, dann „introjizieren“ wir es; wenn wir etwas nicht haben wollen, dann projizieren wir es. Bei schweren psychischen Störungen kann man diese ursprüngliche „Inkorporation“ noch gut beobachten. (Text: © Dunja Voos, Bild: © Children’s Community Jhamtse Gatsal>Spenden)

Sie sind einfach da

In dem wunderschönen Film „Tashi und der Mönch“ wird ein schwer gestörtes Mädchen gezeigt, das mit nichts anderem beschäftigt ist, als andere zu ärgern und Dinge zu zerstören (Mönch = Lobsang Phuntsok, Gründer des Kinderdorfes Jhamtse Gatsal, Tezpur, Assam, Indien). Eindrücklich spricht das Mädchen immer wieder davon, wie ein böser Geist ihren Vater und ihre Mutter gegessen hat.

Als ihr ein großer Bruder zur Seite gestellt wird, erzählt sie auch ihm, dass sie ihn im Traum „gegessen“ hat. Er fragt: „Und, wie habe ich geschmeckt?“ Sie sagt: „Gut!“

Wenn die normale psychische Inkorporation nicht gelingt

Was so rührend, vielleicht lustig, klingt, ist eine ernste Sache. Die „normale“, entwicklungsgemäße Inkorporation (Einverleibung) der Mutter hat nicht geklappt – aus welchen Gründen auch immer. Vielleicht waren die Eltern gewalttätig, vielleicht waren sie aber auch abwesend. Das geht aus dem Film nicht hervor. Doch die Beschäftigung der Kleinen mit dem „Fressen und Gefressenwerden“ weist auf ein schweres frühes Schicksal hin.

„Ich will Dir fressen!“, sagt der Drache Poldi bei „Hallo Spencer“. (Youtube)

Auch bei erwachsenen Psychotikern tauchen immer wieder Ideen von „Fressen und Gefressenwerden“ auf. Der „Böse Wolf“, von dem das kleine Kind träumt, spiegelt dieses Thema wider: Es wird im Traum vom Bösen Wolf gebissen. Interessanterweise erschrecken gesunde Kinder kaum, wenn im Märchen der Böse Wolf die Großmutter frisst. Es wirkt eher natürlich auf sie – sie haben diesen Vorgang ja quasi selbst in ihrer Kleinkind-Phantasie kürzlich erlebt.

Menschen, die krankhaft unter der Phantasie oder dem Gefühl der „Inkorporation“ leiden, haben ständig Schuldgefühle. Sie haben die unbewusste Phantasie oder die unbewusste Körperempfindung, Mutter, Vater oder andere bedeutsame Menschen aufgefressen zu haben.

Hineingeworfen

Introjekte (wörtlich: „Hereingeworfene“) sind vereinfacht gesagt Bilder von nahen Bezugspersonen, die wir in uns aufgenommen haben. Auch kann es sich um Körperempfindungen handeln, die als Erinnerung neu auftauchen – es sind Körperemfpindungen, die wir im Zusammensein mit den wichtigsten Bezugspersonen hatten. Oft sind uns unsere Introjekte unheimlich. Sie werden sehr unterschiedlich erlebt. Manche Menschen sprechen von dem Gefühl, Engelchen und Teufelchen auf den Schultern sitzen zu haben, andere fühlen sich von ihrer Mutter im Kopf oder im Bauch verfolgt. Der Berliner Psychoanalytiker Hermann Beland (DPV) schreibt:

„(Der Psychoanalytiker Roy) Schafer weist mehrfach darauf hin, dass die räumliche Lokalisierung dieser Präsenzen ganz unterschiedlich erlebt wird: Sie (Anmerkung: Die Introjekte) können außerhalb des Körpers, im Körper oder einfach nur unbestimmbar da sein.
Eigentlich sind nur die Körper agierend gedachten Tagtraumpersonen richtig benannte Introjekte, aber der Ausdruck hat sich für die ganze Gruppe dieser wichtigen subjektiven Erfahrungen eingebürgert und sollte so bleiben, vor allem, wenn ihre Tagtraumherkunft mitgedacht wird. Eine offenbar angeborene Möglichkeit zur Bildung einer benignen Tagtraumpräsenz in Verbindung mit einer materiellen Trägerbasis kann man im Transitional Object (Übergangsobjekt) der kleinen Kinder sehen (Winnicott 1971).“
Quelle:
Hermann Beland: Die unbewusste Phantasie. Kontroversen um ein Konzept
Forum der Psychoanalyse, Band 5, Heft 2, Juni 1989, S. 92

Hermann Beland schreibt unter der Überschrift „Tagtraum und Introjekt bei Roy Schafer“ weiterhin: „Introjekte sind wunscherfüllende Tagtraumvergegenwärtigungen der Gegenwart einer anderen Person, benigne, oder feindselige oder depressive.“
(S. 91)

Mit guten Introjekten fühlen wir uns gut und stark. Oft aber haben wir ein Fremdgefühl und empfinden unsere Introjekte als schlecht.

Die guten und schlechten Stimmen in uns

Wenn wir gute Introjekte haben, fühlen wir uns beschützt. Die gute Oma in uns macht uns Mut und sagt: „Du schaffst das schon.“ Aber wozu brauchen wir die schlechten Introjekte? Die Vorstellung vom Vater, der hämisch lacht und sagt: „Ich hab’s doch gleich gewusst“? Hermann Beland zählt einige „Vorteile“ auf, die schlechte Introjekte für uns haben können (S. 92).

Der Nutzen, den negative Introjekte für uns haben, kann demnach vereinfacht gesagt so aussehen:

  • Wir können unseren Masochismus ausleben, indem wir unter dem bösen Introjekt leiden.
  • Wir können unser Bedürnfis nach Strafe befriedigen, denn das Introjekt bestraft uns und durchkreuzt unsere Pläne.
  • Wir wiederholen schmerzhafte Geschichten, die wir mit nahen Bezugspersonen erlebt haben. Unser böses Introjekt tobt in uns und wir hoffen, dass es sich irgendwie beruhigt und dass die Geschichte endlich gut ausgeht.
  • Wir haben das Gefühl, dass „das Böse in uns“ gar nicht wir selbst sind. Es hat ein Gesicht oder taucht als unbestimmbares Gefühl auf.
  • Wir suchen uns ein schlechtes Objekt, „weil ein schlechtes Objekt einem zu verführerischen vorzuziehen ist.“ (Beland, S. 92)
  • Wir können uns zusammen mit dem Introjekt mächtiger fühlen.
  • Wir haben das Gefühl, uns am anderen gerächt zu haben: „Den hab‘ ich ja gefressen!“ So besitzen wir ihn, aber wir müssen seine Rache fürchten und ihn kontrollieren. Das können wir am besten, indem er immer bei uns ist.
  • Um unsere aggressiven Wünsche unmerklich zu befriedigen, kämpfen wir mit dem inneren Vater/mit der inneren Mutter und fühlen uns dabei gleichzeitig unschuldig.
  • Wir hassen lieber das innere Objekt als uns selbst.

Es gibt wahrscheinlich viele weitere Gründe, warum auch negative Introjekte für uns sinnvoll sein können. Bei psychotischen Patienten sind diese Mechanismen verstärkt. Hier erleben die Betroffenen es zum Beispiel so, dass die negativen Introjekte sich als Stimmen bemerkbar machen, die den Betroffenen dann befehlen, zerstörerische Dinge zu tun.

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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 28.3.2016
Aktualisiert am 23.6.2021

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Kategorie: Glossar Psychoanalyse, Psychoanalyse Stichworte: GlossarPsychoanalyse, Psychoanalyse

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