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Aktuelle Seite: Startseite / Buchtipps / „Kriegsenkel“ – ein erhellendes Buch

„Kriegsenkel“ – ein erhellendes Buch

19.07.2010 von Dunja Voos 2 Kommentare

Wenn Diskussionen über die Nazi-Zeit aufkommen, sind die Gemüter erhitzt. Manche sagen: „Das muss doch jetzt mal endlich Vergangenheit sein.“ Viele spüren aber, dass es für sie in einer eigentümlichen Weise doch nicht Vergangenheit ist. Die heute 35- bis 50-jährigen Kriegsenkel tragen häufig noch eine große „Kriegslast“ mit sich herum, ohne dass es ihnen bewusst ist. Sabine Bodes „Kriegsenkel“ bringt hier Licht in die unerklärlichen Gefühle der Betroffenheit.

„Darüber habe ich noch nie in meinem Leben nachgedacht“

Diesen Satz hat die Autorin Sabine Bode schon oft gehört. Er kam dann, wenn sie zu den Kriegsenkeln sagte: „Vielleicht sind Ihre Eltern deshalb so wie sie sind, weil sie als Kinder Schreckliches erlebt haben.“ Vielen erscheint der zweite Weltkrieg gleichzeitig so weit weg und irgendwie doch so nah. In der Schule wurden die Kinder in den 60iger und 70iger Jahren immer und immer wieder mit den Geschichten und Bildern des zweiten Weltkrieges konfrontiert. Dass viele damit überfordert waren, weil diese Geschichten und Bilder viel zu nah waren, darüber haben die meisten Lehrer gar nicht nachdenken können.

Über 60 Jahre liegen zurück und doch ist der Krieg manchmal ganz nah

Eigentlich müsste es ihnen doch gut gehen. Die Kriegsenkel wuchsen doch so auf, dass es ihnen an nichts fehlte – oder? „Die Generation der zwischen 1960 und 1975 Geborenen hat mehr Fragen als Antworten: Wieso haben viele das Gefühl, nicht genau zu wissen, wer man ist und wohin man will? Wo liegen die Ursachen für diese diffuse Angst vor der Zukunft? Weshalb bleiben so viele von ihnen kinderlos?“ So wird im Einband des Buches gefragt. Und viele Kriegsenkel fühlen sich hier angesprochen.

Überleben

Viele Großeltern der Kriegsenkel kämpften in erster Linie ums Überleben. Da waren Flucht, Hunger und Todesangst. Um emotionale Belange und um die gesunde psychische Entwicklung der Kinder konnte sich niemand kümmern. Wenn man nichts zu essen hat, ist es nebensächlich, ob das eigene Kind lieber rot oder blau mag. Man musste irgendwie überleben, das war alles. Später folgten Depressionen, Wut, Trauer, „Vaterlosigkeit“ und Schuldgefühle. Und ein großes Schweigen. Die Erlebnisse von Gewalt und Vergewaltigungen waren kaum zu verarbeiten. Die Großeltern waren eingebunden in ihre seelische Not. Um ihre Kinder konnten sie sich emotional nur wenig kümmern.

Die Kriegskinder bekamen Kinder – und wurden emotional unsichere Eltern

Die Kinder der Kriegskinder sollten froh sein, dass nun alles besser war. Sie wuchsen in großem Wohlstand auf und in friedlichen Zeiten dazu. Was sollte ihnen fehlen? Es fehlte ihnen an emotionalem Verständnis. Oft wurden ihre Schmerzen nicht ernstgenommen, weil Eltern und Großeltern dachten: „So groß, wie unser Schmerz war, kann Dein Schmerz gar nicht sein.“ Kriegsenkel berichten häufig, dass es ihnen nicht gut ging, aber dass sie bei ihren Eltern kein Gehör fanden – oder schlimmer noch: dass die Eltern noch nicht einmal wahrnahmen, dass es ihnen nicht gut ging.

Verständnis

Sabine Bode weckt in ihrem Buch „Kriegsenkel“ sehr viel Verständnis – sowohl für die Kriegsenkel als auch für deren Eltern. Sie lässt die Kriegsenkel zu Wort kommen und die 35- bis 50-jährigen Leser werden einige „Aha-Effekte“ haben. In vielen der erzählten Geschichten wird der Leser sich selbst erkennen und sagen können: „Ja, so war und ist es auch bei mir.“ Die verschwiegenen Traumata wurden einfach weitergegeben. Und bis heute kann über vieles nicht geredet werden. Sabine Bode hat ihr Buch mit viel Verständnis, Klarheit und Weisheit verfasst. Sie beschreibt ihre eigenen Gedankengänge, die sie beim Verfassen des Buches hatte. So wird auch immer deutlich, was Fakt ist und was vielleicht nur Spekulation. Vieles können wir heute nicht mehr wissen. Aber man kann rekonstruieren, sich interessieren und nachdenken. Die Kölner Autorin bietet zusammen mit ihrem Mann regelmäßig Seminare zu den Themen „Kriegskinder“ und „Kriegsenkel“ an – sie können dabei helfen, mehr Verständnis für sich selbst zu entwickeln.

Buch:

Sabine Bode:
Kriegsenkel
Die Erben der vergessenen Generation

Klett-Cotta, 5. Auflage 2010
304 Seiten, 21,90 €, 34,90 SFr

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Links:
  • Seminare von Sabine Bode
  • Mannheimer Studie (Gesundheit-Themenguide 2006)
  • Tele-Akademie: Prof. Matthias Franz: Der vaterlose Mann
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Kategorie: Buchtipps, Lebenshilfe Stichworte: Buchtipp, Elternkontakt

Leser-Interaktionen

Kommentare

  1. Neunzehnhundertzweiundneunzig meint

    24.10.2014 um 16:57

    Was ist mit den Kriegsurenkeln?

  2. Klaus Reinhold meint

    10.09.2011 um 11:15

    Das im Buch „Kriegsenkel“ erwähnte Theaterstück von Klaus Fehling ist mittelerweile auch im Buchhandel erhältlich.

    Risiken und Nebenwirkungen
    Reihe Theatertexte Band 2. Zweite Auflage. Mit einem Vorwort von Sabine Bode.
    ISBN 978-3-942792-05-9
    116 Seiten. € 16,-

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